Höhle im Distrikt Lençóis ist: “Gruta do Lapão”
Das Städtchen “Lençóis” entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Entdeckung zahlreicher Diamantenlager in dieser Region. Die folgende Geschichte soll sich damals ereignet haben: Ein gewisser Casusa Prado und sein Sklave hatten sich vom benachbarten Ort “Mucugê“ aufgemacht, um Gold aus den zahlreichen Flüssen der “Chapada“ zu waschen – was sie fanden, waren Rohdiamanten.
Sie füllten eine Tasche damit und der Sklave wurde von seinem Herrn beauftragt, sie im nahen Ort “Chapada Velha“ an einen Händler zu verkaufen. Als er dort mit der Tasche voller Diamanten auftauchte, verhaftete man ihn als Strassenräuber – aber nachdem er den Namen seines “Patrão“ genannt hatte und von ihrem Fund berichtet hatte, strömte das Volk, einer Viehherde gleich, zu der Fundstätte. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und bald darauf war die Gegend überflutet von Abenteurern der ganzen Provinz – sie alle hatten nur noch ein Ideal: Diamanten.
Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte “Lençóis” dann eine wirtschaftliche Existenzkrise: Der Diamanten-Boom war zu Ende, nur noch selten fand man den einen oder anderen Stein. Der Amerikaner Steve Horman – der sich in dem Örtchen angesiedelt hatte, weil ihm die Bergwelt gefiel – hatte die zündende Idee: Er gründete mit den Bürgern zusammen eine Bewegung, die sich MCC (Bewegung bürgerlicher Aktivität) nennt, um auf die Natur und den Tourismus zu setzen – und das Experiment gelang. 1973 wurde “Lençóis“ vom “Instituto do Patrimônio Artístico Nacional” (IPHAN) zum Naturerbe erklärt, und das war der erste Schritt für eine Entwicklung des Tourismus in der Region der “Chapada Diamantina“.
Der Name “Lençóis“ (Betttücher) erklärt sich folgendermassen: Wenn man von den Berghöhen heruntersteigt, sieht man unter sich den Fluss, der an dieser Stelle weiss schäumend über ausgedehnte Stromschnellen gleitet – der alles bedeckende Schaum sieht tatsächlich aus wie ein von Elfenhand gewebtes Betttuch. Die Stadt befindet sich auf einer Höhe von 394 Metern und ist als touristisches Hauptziel der “Chapada Diamantina“ bekannt – man kann vom Herzen der “Chapada“ sprechen.
Von 1980 bis 1994 war der Tourismus noch in der Entwicklung. Das Profil des Besuchers von “Lençóis“ lag bei unter 25 Jahren – junge Rucksack-Touristen, die durchschnittlich zwei Tage in der Stadt verweilten. Heute bietet die Stadt eine gute Infrastruktur – zirka 120.000 Besucher jährlich, die im Schnitt 8 Tage bleiben. Man hat “Lençóis“ zum vierten Mal hintereinander unter die zehn besten touristischen Destinationen Brasiliens gewählt – präsentiert vom bedeutendsten Reiseführer Brasiliens, dem Guia 4 Rodas.
Und jetzt möchte ich Ihnen noch eine sehenswerte Höhle in dieser mit Naturwundern gesegneten Gegend Bahias vorstellen: Die “Gruta do Lapão“ birgt eine Besonderheit, die sie von allen anderen Höhlen der “Chapada“ unterscheidet:
Im Gegensatz zu diesen Kalksteinhöhlen besteht ihre Formation aus Quarzit und ist reich an Eisen. Während in den Kalksteinhöhlen jeder Zentimeter der Stalaktiten und Stalagmiten im Durchschnitt um die 30 Jahre braucht, um sich zu bilden, dauert der gleiche Prozess in den Quartzhöhlen 100 Jahre – abhängig von der Intensität des Tropfens. Wegen dieses langsamen Wachstums sieht man an manchen Stellen dieser Höhle erst relativ kleine Stalaktiten.
Jedoch gehört die “Gruta do Lapão“ zu den grössten Quartzhöhlen Südamerikas – und sie ist die zweitgrösste Brasiliens, mit einer Ausdehnung von 1.000 Metern und zirka 10 Metern durchschnittlicher Breite – ihr Ausgang ist 60 Meter hoch. Sie wird vom einen Ende zum andern vom Fluss gleichen Namens durchquert – in der Regenperiode kann sie nicht begangen werden – beste Besuchsmonate liegen zwischen März und Dezember. Der Pfad zur Höhle beginnt in “Lençóis“ und ist fünf Kilometer lang. Zurück kann man auch durch das Bett des “Rio Lapão“ wandern.
So kommt man nach “Lençóis“:
Anflughafen Salvador – weiter auf dem Landweg: BR-324 über “Feira de Santana“ – weiter auf der BR-116 bis zur Kreuzung mit der BR-242, auf der dann weiter über “Itaberaba“, bis linker Hand die Abzweigung nach “Lençóis erreicht ist – insgesamt 455 Kilometer.