Cidade Maravilhosa

Zuletzt bearbeitet: 9. Dezember 2020

Die Cidade Maravilhosa – Rio de Janeiro ist die heimliche Hauptstadt Brasiliens. Der Name Rio de Janeiro (portugiesisch „Fluss des Januars“) entstand, weil der Entdecker Gaspar de Lemos am 1. Januar 1502 die Bucht irrtümlich für die Mündung eines großen Flusses hielt.

Gründung: 03/01/1565
Lage: 2 Meter über Meer
Bevölkerungszahl: 6.747.815 (Stand 2020)
Grösse/km2: 1.200,3 km2
Bevölkerungsdichte/km2: 5.265,81 Einw./km2
Regenzeit: Dezember bis April

Was für eine Stadt! Die exotische, verlockende, sinnenkitzelnde Atmosphäre von Rio ist sogar in den versmogten Strassenschluchten der Innenstadt noch vorhanden. Wer selbst in einer Grosstadt zuhause ist, wird sich nach wenigen Stunden heimisch fühlen. Wenn Sie dagegen von einer kribbelnden Spannung befallen werden, dann gibt es rund um den Stadtkern Rettung in Form von ausgedehnten Stränden und immergrünen Parkanlagen.

Rio de Janeiro feierte am 01. März 2009 Geburtstag. Die im Jahr 1565 gegründete heutige brasilianische Millionenmetropole ist damit inzwischen stolze 444 Jahre alt.

nach obenDIE INNENSTADT VON RIO

Die Innenstadt bietet für den Carioca an Werktagen nichts als Geschäfte und Hetze, abends ist sie dagegen wie ausgestorben. Eine Arbeitsstadt – das Zentrum von Handel und Finanzen. Fast ausschliesslich Bürohochhäuser, deren Angestellte mittags auf die Strasse und, je nach Einkommen, in die umliegenden Buffet-Restaurants oder zu einem der zahllosen Schnellimbisse strömen. Die Büros der wichtigsten Fluggesellschaften, die Konsulate, Wechselstuben, Reiseagenturen, staatlichen Ämter und Banken findet man hier – auch die günstigeren Preise in den Geschäften – günstiger als in Copacabana oder Ipanema. Das Zentrum ist nicht gross und leicht zu Fuss zu bewältigen. Es ist besonders sehenswert deshalb, weil sich an dieser Stelle auch die erste historische Siedlung befand: Die wenigen noch erhaltenen Kolonialbauten der Stadt entdeckt man hier dicht beieinander. Nehmen Sie einfach die „Metro“ von Copacabana, und steigen sie in „Cinelândia“ aus – eine Fahrt von weniger als dreissig Minuten.

nach obenCINELÂNDIA

Der Kino-Stadtteil – am südlichen Anfang der Hauptgeschäftsstrasse „Avenida Rio Branco“ – ist voll gestopft mit Geschäften, Bars, Restaurants und Kinos, die sowohl tagsüber als auch besonders nachts belebt und beliebt sind. Begeben Sie sich auf den grossen Platz vor den Kinos, den „Praça Floriano“, der fast täglich Mittelpunkt irgendwelcher Manifestationen und politischen Reden ist, hier können Sie öfters mal Strassenmusikanten antreffen, die einen Samba improvisieren und Passanten, die dazu eine flotte Sohle aufs Pflaster legen. Bänke stehen dort, von denen aus Sie sich erst einmal orientieren können. Auf den Stufen des altehrwürdigen Rathauses „Camara Municipal“, am Rand des Platzes, enden die meisten Demonstrationen der Stadt – um ihn herum, in den zahlreichen Nebenstrassen, erlebt man das geschäftliche Zentrum.

Schräg gegenüber befindet sich die „Biblioteca Nacional“ (National-Bibliothek). Sie wurde 1910 in neoklassischem Stil gebaut, hat einen Treppenaufgang aus Marmor und ebensolche Säulen. Die Sammlung von 15 Millionen Publikationen kann konsultiert werden. Raritäten, wie zum Beispiel eine Ausgabe der „Os Lusíadas“ aus dem Jahr 1572 von Camões, werden innerhalb von temporären Themen-Ausstellungen gezeigt.

Das Teátro Municipal (Nationaltheater)
Ist wohl das eindrucksvollste Gebäude am Platz – hier sind Oper und Orchester der Stadt Rio de Janeiro beheimatet. 1905 – 1909 errichtet, wurde seine Architektur durch die Pariser Oper inspiriert. Marmor-Arkaden, Details in Bronze und importierte Vitreaus aus Europa schmücken das stilvolle Gebäude – der Bühnenvorhang wurde von dem Italiener Eliseu Visconti bemalt und portraitiert 75 berühmte Persönlichkeiten aus der Kunstszene, wie zum Beispiel Carlos Gomes, Richard Wagner und Rembrandt. Das Restaurant im Untergeschoss ist täglich geöffnet und hat ebenfalls ein sehenswertes Interieur. An Aufführungstagen nur begrenzter Besuch möglich.

Die Avenida Rio Branco
Ist etwa 2 km lang und 33 Meter breit – sie führt ins Zentrum, zu den charakterlosen Wolkenkratzern, die in allen Grosstädten dieses Landes als Denkmäler des Fortschritts verstanden werden. Dieser Strasse sieht man nichts rio-typisches mehr an, sie könnte sich auch in New York, Chicago oder Hongkong befinden: mit Büros der Airlines in stereotypem Edel-Design und international angehauchten Nobel-Boutiquen. Auf den leidlich breiten Trottoirs schubst sich ein Menschenstrom – mit schwarzen Aktenmappen unterm Arm oder prall gefüllten Einkaufsbeuteln – mit dienstbeflissenen Gesichtern und in völlig unbrasilianischer Hektik, um die auf dem Boden ausgebreiteten Auslagen der fliegenden Händler herum. An den Zebrastreifen warten ungeduldige Menschentrauben auf grünes Licht, während eine Woge von hupenden Autos und gelben Taxis zwischen röhrenden Busgeschwadern durch die Strassenschlucht braust, deren Abgasqualm sich wie ein Weichzeichner über die Szene legt.

Die Avenida Rio Branco wird, an ihrem Anfang, auch von schönen alten Gebäuden flankiert, wie dem „Museu Nacional de Belas Artes“ (dem Nationalen Kunstmuseum) gegründet 1937 – in dem einheimische und europäische Malerei aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ausgestellt ist.

In dem alten Gebäude war früher einmal die Kunstakademie untergebracht. Unter den 16.000 Werken finden sich auch seltene Künstler, wie Victor Meirelles, Rodolfo Amoedo, Almeida Junior und Eliseu Visconti.
Unter den wertvollen ausländischen Werken gibt es eine Sammlung barocker Italiener und acht Werke des Holländers Frans Post. Darüber hinaus beherbergt das Gebäude die Sammlung „FUNART“, mit ausgezeichneten Beispielen brasilianischer Volkskunst.

Überall im Innenstadtgebiet trifft man auf die so genannten „Camelôs“, fliegende Händler, deren Wohngebiete die „Favelas“ sind, von denen noch die Rede sein wird. Es gibt zwar ganze Stadtviertel, die ihnen von den Behörden zugeteilt wurden, um dort ihre Verkaufstände aufzubauen, aber im dichten Menschengewühl einer Rio Branco erhoffen sie sich grössere und schnellere Gewinne. Dort breiten sie ihre Waren – deren Angebot von Süssigkeiten über Armbanduhren und Schmuck bis zu aus Paraguay eingeschmuggeltem Elektronikspielzeug und Handy-Telefonen reicht – auf Plastikdecken am Boden aus, die mit Henkeln versehen sind, damit sie im Fall einer Polizei-Razzia schnell zusammengerafft werden können.

Diese Razzias finden zwar täglich statt, denn man möchte die Innenstadt endlich frei bekommen von dieser Plage, die vor allem die Passanten auf den Trottoirs über alle Massen behindert, aber die Jungs sind zu schnell für die langsame Polizei: per Handy benachrichtigen sie sich untereinander, wenn irgendein „fremder Polizist“ im Territorium auftaucht und dann wird nur die Decke zusammengerafft und als Bündel über die Schulter geschwungen – aus dem „Camelô“ ist ein Passant geworden (wer nicht direkt beim Anbieten der Waren erwischt wird, kann nicht eingebuchtet werden). Apropos „fremder Polizist“: die „bekannten Polizisten“ sind jene, denen die „Camelôs“ hie und da mal ein Spielzeug für ihre Kinder mitgeben oder ein paar Süssigkeiten, und dafür revanchieren diese sich dann, indem sie grosszügig ein Auge zudrücken.

Die Avenida Rio Branco wird gekreuzt von der „Avenida Presidente Vargas“ – 4.5 km lang und über 90 Meter breit, die am Hafen beginnt und die berühmte „Candelaria-Kirche“ umarmt. Sie wurde zwischen 1775 und 1811 gebaut, auf dem Platz der ersten Kirche der Stadt (1630). Sie präsentiert Gemälde von Zeferino da Costa, Bernardelli und Oscar Pereira da Silva. Ihr neoklassisches Interieur ist in Marmor ausgelegt. Die wunderschönen Bronze-Portale sind vom Bildhauer Texeira Lopes.

Museu Histórico Nacional
Wenn man die „Avenida Presidente Vargas“ bis zu ihrem Anfang im Hafengebiet hinuntergeht, befindet man sich ganz in der Nähe dieses unverzichtbaren Museums („Praça Marechal Ancora“), einem der letzten Gebäude aus der Kolonialzeit Rios. Es ist in Altrosa getüncht und dient als friedvoller Rahmen für 300.000 Exponate aus der brasilianischen Geschichte, seit der Entdeckung bis zur Proklamation der Republik (1889). Hier gibt es Möbel, Kristallsachen, Geschirr, Silbersachen, Waffen, Kutschen, Ölgemälde, Skulpturen, Foltergerätschaften aus der Sklavenzeit und viele weitere interessante und kuriose Stücke. Im Patio stehen Kanonen und Haubitzen aus verschiedenen Epochen – in einigen Rohren ziehen die Spatzen ihre tschilpende Brut gross, andere sind, gemäss einer weit verbreiteten Unsitte, mit Butterbrot- oder Sandwichpapier zugestopft. Trotzdem: sehenswert!

nach obenDER LARGO DA CARIOCA

Liegt nur einen Häuserblock hinter der Avenida Rio Branco. Dieser Platz ist die wichtigste Station der Metrô im Zentrum – er wird von einem Berg eingerahmt, auf dem das Kloster „Convento de Santo Antonio“ die Stadt überschaut – seine Kirche von 1608 ist die älteste Rios und die Figur des heiligen Antonius, in ihrem Innern, ist Anlaufstelle für einsame Carioca-Frauen, die einen Ehemann suchen. Die Sakristei der Kirche, mit schönen Schnitzereien aus Jacarandá-Holz und mit portugiesischen Kacheln verziert, ist sehenswert. Wand an Wand mit der „Igreja de Santo Antônio“, steht allerdings das eigentliche Juwel sakraler Kunst, die kleine Kirche „São Francisco da Penetência“ von 1773 – lassen Sie sich auf keinen Fall von ihrer eher schlichten Fassade täuschen. Sie stehen vor einem der fünf ergreifendsten Gotteshäuser Brasiliens, für das sich bestimmt auch diejenigen erwärmen werden, die sonst Kirchen lieber ausweichen. Also fassen Sie sich ein Herz und erleben Sie die Wunderwelt des tropischen Barock in ihrem Innern – die beschwingten, aus Zedernholz geschnitzten Ornamente, die blattvergoldet, Wände, Simse, Säulen und Altäre überwuchern. Aus dem dunklen Marmorboden wächst in ruhiger Heiterkeit das filigran geschnitzte schwarze Jacarandá-Gestühl hervor, und die Gemälde glänzen sanft unter der dunklen Weihrauch-Patina. An diesem Kunstwerk haben hervorragende portugiesische Künstler, wie Francisco Xavier de Brito und sein Bruder Manuel de Brito mitgearbeitet – Caetano da Costa Coelho wird die Gestaltung des imposanten Deckengemäldes zugeschrieben. Wenn Sie den unvergleichlichen Eindruck dieser feinen künstlerischen Details in sich aufgenommen haben, können Sie getrost alle anderen Kirchen weglassen!

Unweit vom Kloster – in der schmalen „Rua Gonçalves Dias“ – befindet sich die „Confeitaria Colombo“ von 1894: In der Atmosphäre eines Wiener Kaffeehauses der Jahrhundertwende, kann man hier eine gute Kaffeetafel geniessen und im Restaurant des Hauses sehr gut essen. Sein Interieur aus Art-Deko und Jugendstil-Elementen ist besonders sehenswert, und die riesigen Kristallspiegel aus Belgien, die alten geflochtenen Rohrstühle und die prächtigen Holzschnitzereien sind Remineszensen des glanzvollen Lebens der besseren Carioca-Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und haben immer noch den gleichen ungebrochenen Charme.

Catedral Metropolitana
Überquert man den „Lago da Carioca“ in Richtung auf die „Rua Chile“, entdeckt man, hinter dem Würfel aus Beton und dunklem Glas der Erdölgesellschaft „Petrobras“, eine kolossale Pyramide mit abgeschnittener Spitze.

Sieht aus wie ein umgestülpter Blumentopf – die moderne Kathedrale von Rio. Ihr Bau wurde auf geniale Art und Weise finanziert – von Rios Autofahrern: Von Baubeginn an diente das Gelände rund um den Bau, mitten in der Stadt, als willkommener Parkplatz für Tausende von Büroangestellten – mit den Parkgebühren bezahlte man die Bauarbeiter und das Baumaterial – und nach fünfzehn Jahren Bauzeit wurde die Schöpfung des Architekten Edgar Fonseca 1979 vollendet. Das Bauwerk hat einen Aussendurchmesser von 106 Metern und eine Höhe von 86 Metern – 65 Meter hoch sind die vier Glasmosaikfenster – innen ist Platz für 20.000 Menschen, vor dem riesigen an Stahlseilen schwebenden Christus – stehend allerdings. Die notwendige Lüftung wird durch Tausende von waagrechten schlitzartigen Durchbrüchen erreicht, die den massiven Bau auch optisch leichter machen. Allerdings dringt neben der Luft auch der Verkehrslärm ins Innere, deshalb muss der Priester mit einer über mehrere Tausend Watt verstärkten Stimme gegen ihn anbeten. Im Tiefgeschoss befindet sich das sehenswerte „Museu Arquidiocesano de Arte Sacra“ – ein Museum für sakrale Kunst.

nach obenLAPA

Unweit der Kathedrale, ist der älteste Stadtteil von Rio, rund um den alten Aquadukt, der 1750 gebaut wurde, um die Bürger mit Wasser aus den Quellen des Rio Carioca zu versorgen, die sich oberhalb vom Stadtteil Santa Teresa befanden. Das Bauwerk mit den enormen Doppel-Arkaden ist 64 Meter hoch und 270 Meter lang. Seit dem Jahr 1896 dient es als Viadukt für die Strassenbahn von „Santa Teresa“ zum Stadtzentrum. Das uralte „Lapa“ ist Schauplatz vieler brasilianischer Romane – eine Gegend mit vielen Stunden-Hotels, lärmenden Bars und, besonders nachts, zwielichtigen Gestalten beiderlei Geschlechts.

nach obenSANTA TERESA

Ist einer von Rios ungewöhnlichsten und reizendsten Stadtteilen: Er erstreckt sich am oberen Teil eines Berghanges, der sich vom Stadtzentrum aus erhebt, wo viele der schönsten Häuser aus der Kolonialzeit stehen. Im 19.Jahrhundert lebte hier die Oberschicht der Stadt – weil es hier einige Grade kühler ist als auf Meereshöhe – und man fuhr mit dem „Bondinho“ zur Arbeit ins Zentrum. Diese antike Strassenbahn fährt immer noch – die Reichen sind aber vor langer Zeit schon weggezogen.

In der Nähe der Kathedrale, neben dem Sitz der „Banco do Brasil“, können Sie diesen empfehlenswerten Ausflug beginnen. Steigen Sie in einen der alten Strassenbahnwagen und fahren Sie über den erwähnten Aquadukt hinauf in den hügeligen, noch mit Kopfsteinen gepflasterten Stadtteil. Wegen der am Fuss des Hügels liegenden Favelas ist Vorsicht geboten: Nehmen Sie keine Wertgegenstände auf diesen Ausflug mit.

Die „Bondinhos“, original aus dem vorigen Jahrhundert, sind offene Wagen, die zwar eine willkommene Aussicht und angenehme Zugluft bieten, aber auch Dieben das Handwerk erleichtern, die jederzeit auf- oder abspringen können. Wenn Ihnen bei der Überquerung des Aquadukts gleich ein bisschen Adrenalin ins Blut schiessen sollte – der 270 m lange und 65 m hoch über dem Strassenverkehr gespannte Bogen ist nicht breiter als das ruckelnde, an jeder Schienenverbindung hopsende, Bähnlein selbst und hat, weder rechts noch links irgendwelche Begrenzungen – dann vertrauen Sie einfach der Erfahrung des Konduktors. Die Bahn ist übrigens noch nie auf dem Aquadukt aus den Schienen gehüpft – und wenn sich zwei Triebwagen begegnen, hält der eine vor dem Aquadukt an, um dem, der schon drauf ist, die Vorfahrt zu lassen – denn es gibt auf dem schmalen Aquadukt nur einen Schienenstrang. Am weitesten kommen Sie übrigens mit der Linie „Dois Irmãos“ – wenn Sie an der Endhaltestelle zu Fuss einhundert Meter weiter laufen und rechts abbiegen, haben Sie einen wundervollen Panorama-Blick über die „Cidade Maravilhosa“.

Zurück in der Innenstadt, auf dem „Lago da Carioca“, steigen Sie am besten in die Metrô und fahren (Richtung Süden) bis zur Station „Catete“. Wenn Sie aus dem Untergrund zur Strasse per Rolltreppe hinaufgerollt sind, sehen Sie auch das nächste „Szenario“ schon vor sich:

nach obenCATETE

Im „Palacio do Catete„, der sich hinter einer majestätischen Allee von Königspalmen versteckt, residierte der brasilianische Präsident Getulio Vargas, bis er sich 1954 darin erschoss. Der nach Plänen des deutschen Architekten Gustav Wähneldt zwischen 1856 und 1866 erbaute Palast gilt, trotz seiner relativ schlichten Fassade, als das am verschwenderischsten ausgestattete Bauwerk Südamerikas. Man hat ihn in ein interessantes „Museu da República“ verwandelt – mit Waffen, Gemälden und Objekten aus der Zeit der Republik. Auch das Originalschlafzimmer, in dem der Präsident seinen Selbstmord verübte, gehört zur Ausstellung. Der publikumsoffene Palast-Park, hinter dem Gebäude, ist ebenfalls einen Spaziergang wert.

nach obenFLAMENGO

Dieser Catete vorgesetzte Stadtteil ist in erster Linie ein Wohngebiet, mit zum Teil riesigen Appartements, von deren Front man bis in die 50er Jahre einen direkten Blick auf die Guanabara-Bucht genoss. Dann begann man mit der Anlage des „Aterro“, einer Landaufschüttung am Rand der Guanabara-Bucht, um mit einer 8-bahnigen Umgehungsstrasse den Verkehr zwischen dem Stadtteil Copacabana und dem Stadtzentrum zu entlasten.

Auf dem Randstreifen, zwischen Umgehungsstrasse und der Bucht, entstand der „Flamengo-Park“, mit 100 Hektar Fläche, projektiert von dem bekannten Landschaftsarchitekten „Burle Marx“, er wurde 1965, zur 400-Jahrfeier der Stadt, eingeweiht. Hier gibt es verschiedene Sportplätze, drei Museen, ein Restaurant, Fuss- und Radwege sowie einen Sandstreifen am Rand der Bucht für Sonnenhungrige.
Heute haben die Bewohner der unteren Front-Etagen von Flamengo die Aussicht auf die schöne Vegetation des Parks – eigentlich kein schlechter Tausch – die Bewohner in den oberen Etagen allerdings haben beides: den Park und darüber hinweg die Sicht auf die Guanabara-Bucht – schöner kann man in einer Grosstadt nicht wohnen!

nach obenCORCOVADO

Unser 710 Meter hoher Berg mit der Christus-Statue, steht als eines von Rios Wahrzeichen, eigentlich immer auf dem Programm unserer Besucher. Von den Stadtteilen „Catete“ oder „Flamengo“ kann man seine Bahnstation relativ einfach erreichen, indem man am „Lago do Machado“ in einen Bus steigt, der in Richtung „Cosme Velho“ fährt – dieser Bus hält schräg gegenüber der Talstation der Corcovado-Bahn.

Nicht nur der unvergleichliche Rundblick von oben auf die Stadt, ist der Mühe wert – auch die Auffahrt bringt eindrucksvolle Erlebnisse. Die nach einem Schweizer Vorbild konstruierte Zahnradbahn, „Estrada de Ferro do Corcovado„, eingeweiht von Dom Pedro II. im Jahr 1884, bringt den Besucher, in einer 30 Minuten währenden, steilen Kletterpartie durch einen sehenswerten Bergurwald, zum Fuss der 38 Meter hohen Christus-Statue. Allerdings sind noch 220 Stufen zu überwinden – dann endlich hat man ihn, den unbeschreiblichen Panorama-Rundblick, den der 1145 Tonnen schwere Christus nun schon seit mehr als 70 Jahren geniesst. Der Blick von hier oben, auf Rios einzelne Stadtteile, auf den Zuckerhut und die Guanabara-Bucht, aufs Meer und die Inseln – ist tatsächlich unbeschreiblich!

Seit Anfang diesen Jahres, dem 20. Januar 2003, müssen die Touristen aus aller Welt nicht mehr die 220 Stufen zu Fuss zum Christus hochklettern – eine Kombination von Panorama-Aufzügen und Rolltreppen nimmt ihnen jetzt diese Anstrengung ab. Besonders für Personen fortgeschrittenen Alters und Behinderte ein Segen – junge kräftige Besucher werden natürlich nach wie vor die Treppen benutzen, von denen man auf jeder Stufe die besten Ausblicke auf die Stadt und die Landschaft ringsherum geniesst!

Die Corcovado-Bahn funktioniert täglich zwischen 8:30 und 18:30, in Intervallen von 20 Minuten. Sie hat eine Kapazität für 124 sitzende Passagiere. Die Auf- wie Abfahrt dauert 20 Minuten – wie lange der Besucher auf dem Berg bleiben will, kann er selbst entscheiden. Die Fahrkarte kostet, hin und zurück, zwischen 8.00 und 9.00 USD. Kinder bis zu 5 Jahren haben freien Zugang – bis zu 12 Jahren den halben Preis. (Siehe auch unseren Text „Der Christus auf dem Corcovado“).

Noch ein Tipp: Besuchen Sie den Corcovado vorzugsweise morgens, an einem wolkenlosen Vormittag, um die Aussicht geniessen zu können!

nach obenBOTAFOGO

Die frühe Entwicklung dieses Stadtteils wurde durch eine Strassenbahn beschleunigt, die von der Bucht gleichen Namens zum Botanischen Garten fuhr. Diese Arterie spielte schon im damaligen Verkehrsfluss eine führende Rolle, die sie bis heute nicht eingebüsst hat. Die Strassen in diesem Stadtteil sind extrem dicht befahren. Einige schöne alte Villen, die einmal ausländische Konsulate beherbergten, erinnern an die Zeit, als Rio noch Hauptstadt von Brasilien war. Es gibt in Botafogo viele gute Restaurants und nette Bars, in die sich die Einheimischen zurückziehen, um den horrenden Preisen an der Copacabana zu entgehen.

Der Stadtteil grenzt an die Guanabara-Bucht, mit der so genannten „Baia de Botafogo“ – von diesem Sandstrand aus hat man eine der besten Postkarten-Sichten auf den „Pão de Açucar“ – den Zuckerhut. Der Weg zur Talstation seiner Seilbahn, im Stadtteil „Urca“, ist von hier aus leicht zu Fuss zu bewältigen.

nach obenPÃO DE AÇUCAR

Rios ältestes Wahrzeichen und ein Geschenk Gottes an die Postkartenindustrie, ist ein massiver Granitquader neben der Einfahrt zur Guanabara-Bucht – 396 Meter hoch. Ohne die Strände von Botafogo, Flamengo und Copacabana aus seiner Vogelperspektive betrachtet zu haben – besonders, wenn im Sonnenuntergang die Stadt alle Register ihres Charmes unter dem Zuckerhut ausbreitet – verlässt kaum ein Tourist unsere Stadt: Die Auffahrt erfolgt in zwei Etappen – 528 Meter, von der Talstation „Praia Vermelha“ auf den Gipfel des niedrigeren „Urca-Bergs“ (220 m hoch) – und anschliessend noch einmal 750 Meter auf den „Pão de Açucar“.

Die Aussicht hinunter zur Stadt, und über das Meer bis zur Verschmelzung mit dem Horizont, überwältigt und macht sprachlos! Eine ganze Weile steht man nur da und schaut – der Blick gleitet über die 400 Quadratmeter des stillen Blaus der Guanabara-Bucht, hin zu den anbrandenden Wellen des Atlantik an ihrer Einfahrt, die viele grüne Inselchen umspülen.

Lässt man den Blick entlang der tiefblauen, gezackten Silhouette der bis zu 1.000 Meter hohen Serra do Mar – in deren Täler sich die hellen Blöcke scharfkantiger Hochhäuser aus Beton und Glas aneinanderdrängen – nach links gleiten, schwebt er über die 14 Kilometer lange Brücke, von Niterói zurück zur Stadtperipherie – dem Yachthafen des Stadtteils „Glória“, dem Flamengo-Park und –strand, der Botafogo-Bucht und, hinter einem Berg, dem hufeisenförmigen Strand von Copacabana.

Eine 360-Grad-Wanderung, die einmal mehr, die aussergewöhnlich schöne Lage dieser Stadt beweist. Überall drängt sich das Grün der Natur in den Blick – in New York oder Paris ist dagegen von der Natur keine Spur mehr zu entdecken. Schon der Pater José de Anchieta hatte diese Bucht als „die anmutigste und erfreulichste von Brasilien“ bezeichnet.

Seinen Namen bekam der Zuckerhut von den Portugiesen selbst, in deren antiken „Engenhos“ – den Zuckerverarbeitungs-Fabriken – der ausgepresste Zuckerrohrsaft gekocht und anschliessend in konische Tonformen gegossen wurde, um zu erkalten und hart zu werden. Diese harten Zuckerhüte wurden dann verpackt und nach Europa exportiert. Der Vergleich des konisch zugespitzten Granitquaders mit der Zuckerhut-Form lag also auf der Hand.

Die italienische Seilbahn kann pro Kabine 75 Passagiere transportieren und hat eine durchschnittliche Stundenkapazität von 1.360 Personen. Die Seilbahn wird von Elektromotoren angetrieben, die für den Fall eines Stromausfalls mit starken Generatoren ausgerüstet sind. Die Dauer der Fahrt pro Teilstrecke liegt bei 3 Minuten. Zwischen 1. April und 14. Juni 2002 war der Zuckerhut für den Besuch geschlossen: die acht Führungskabel der Seilbahn mussten nach 30 Jahren gewechselt werden (internationale Wartungsvorschrift). Die Administration hat diese Unterbrechung auch dazu benutzt, eine Reihe von Verbesserungen für die Besucher zu installieren.

Der Besuch des „Pão de Açucar“ kann täglich, zwischen 8:00 und 22:00 erfolgen. Die Seilbahnen fahren in 30 Minuten-Abständen, oder immer dann, wenn eine Kabine für 75 Personen voll ist.

nach obenDIE COPACABANA

Hat Weltruf – sie ist die „Metropole des brasilianischen Tourismus“. Hier stehen die meisten Hotels der Mittel- und der Luxusklasse, und wer nur am Stadtleben interessiert sein sollte, für den ist Copacabana die lebendigste Bühne von Rio de Janeiro. Zu Weihnachten und zum Karneval kann man hier alle gängigen Weltsprachen über den Strand tönen hören.

Rios weltbekannter Stadtteil liegt eingezwängt auf einem schmalen Streifen Land von nur 4 Kilometern Breite, zwischen dem Meer und den steil aufragenden Bergflanken, und hat eine der weltgrössten Bevölkerungsdichten: 25.000 Bewohner pro Quadratkilometer! Die wichtigste der drei bis vier Parallelstrassen ist die „Avenida Nossa Senhora de Copacabana“, gesäumt von den schicksten Geschäften des Kontinents, in denen man ganze Erbschaften im Bikini oder in der Badehose ausgeben darf. Hier glitzern auch die Auslagen der Juweliere – bei den grossen zahlt man anstandslos – bei den kleinen darf man getrost ein wenig um die wundervollen Halbedelsteine und Silbersachen feilschen – die einen gibt’s in „Ouro Preto“ (Minas Gerais) billiger, die andern in „Salvador“ (Bahia).

„Die Copa“, so heisst sie bei uns, ist nicht nur Einkaufszentrum für die, die es sich leisten können, sondern auch Ess-, Trink- und Amüsierviertel. Der weltberühmte, hufeisenförmige Copacabana-Strandbogen mit den flankierenden Wolkenkratzer-Apartments ist noch von jedem Rio-Besucher als ein „Muss“ erwandert worden – und manch einer hat von der Terrasse eines seiner Nobelhotels, oder sogar eines seiner sündhaft teuren privaten Appartements, dem bunten Treiben der Cariocas am Strand zugesehen.
Es ist natürlich möglich, einen ganzen Urlaub in Copacabana zu verbringen – und viele Leute tun auch genau das – aber Brasiliens Vielfalt von unterschiedlichen Eindrücken kann nicht einmal durch ganz Rio, geschweige denn von der Copacabana ersetzt werden.

nach obenIPANEMA UND LEBLON

Haben sich inzwischen auch für viele ausländische Besucher zu den copa-alternativen Stadtteilen von Rio entwickelt: Sie liegen – als Fortsetzung der Copacabana – am gleichen Strand und sind durch einen Kanal mit angrenzendem Park, voneinander getrennt. Dies sind die modernen Wohngebiete der heutigen Oberschicht. Hier findet man auch die meisten der vorzüglichen Restaurants, Bars und Nachtclubs von Rio. Weniger Hotels als in Copacabana – aber die allerbesten – und Strände, die inzwischen als die weniger verschmutzten gelten, und besonders von Surfern geschätzt werden. Die beiden Stadtteile werden von der „Rodrigo de Freitas-Lagune“ gegen das Meer abgegrenzt, einer Salzwasser-Lagune, an deren Ufer verschiedene Sportclubs gelegen sind.

nach obenDER BOTANSICHE GARTEN

Auf 140 Hektar Terrain, mit über 7.000 Pflanzenarten, ist das brasilianische Zentrum für Studien des Atlantischen Urwalds und ein Erlebnis besonderer Güte. Man kann ihn von Ipanema aus, über die erwähnte „Rodrigo de Freitas-Lagune“ leicht erreichen.

1808 bereits vom portugiesischen König Dom João IV. angelegt, wurde er 1922 erstmals seiner heutigen Bestimmung und der Öffentlichkeit übergeben. Seine zentralen Avenidas mit 30 Meter hohen und über 200 Jahre alten Königspalmen, der Victória Régia-See, ein Ausschnitt aus der Amazonas-Region, sein Herbarium und Aquarium, das Orchidarium, die 8.200 Pflanzenarten aus aller Welt, die 140 verschiedenen Vogelarten, die sich hier niedergelassen haben – unter ihnen 20 Kolibri-Arten – das alles lohnt einen Besuch bestimmt. (Täglich zwischen 8:00 bis 17:00 geöffnet).

nach obenTIJUCA NATIONALPARK

Ist vom Botanischen Garten nicht weit entfernt, das heisst, jener ist praktische ein Ausläufer dieses 3.200 Hektar grossen Gebietes, mit Restbeständen des Atlantischen Urwaldgürtels, der einst ganz Rio umgab.

Er ist die „Grüne Lunge“ unserer Stadt und mit seinen zahlreichen Wanderwegen, Wasserfällen, Höhlen, Aussichtsterassen und verschwiegenen Eckchen für Verliebte, ein beliebtes Ausflugsziel: Nach einer Wanderung von ungefähr 2-3 Stunden erreicht man den „Pico da Tijuca“, einen 1.012 Meter hohen Gipfel. von dem man eine schöne Sicht über die tropische Vegetation und die Guanabara-Bucht geniesst. Überall im Park – in dem man sich eigentlich wie in der Wildnis fühlt – entspringen Quellen, fliessen Bäche und trifft man auf Wasserfälle – und es gibt viele weitere Gipfel zu entdecken.

Ende des 19. Jahrhunderts verwüstete ein Flächenbrand grosse Teile des Atlantischen Regenwaldes in diesem Gebiet. Man beschloss, es wieder aufzuforsten und pflanzte viele Spezies des Atlantischen Regenwaldes neu, die heute zu Baumriesen herangewachsen sind und „Rios Grüner Lunge“ ihre volle Funktion zurückgegeben haben. Ipés, Jacarandás, Jequitibás und Sapucaias stehen heute als stützende Säulen zwischen der Waldvegetation, die auch einer typischen Fauna des Atlantischen Regenwaldes zur Heimat geworden ist.

Die Aussichtsplattformen von „Vista Chinesa“ oder „Mirante Dona Marta“ sind beliebte Ausflugsziele, die traumhafte Panorama-Ausblicke auf die Stadt bieten. Der Wasserfall „Cascatinha do Taunay“, die Kapelle „Capela Mayrink“, das „Museu do Açude“ oder der See „Açude da Solidão“ sind weitere erlebenswerte Ziele innerhalb dieses Waldgebiets. Und natürlich der „Corcovado“, der aus dem Wald hervorragt. Sie können den einen Ausflug sehr gut mit dem andern verbinden! (Der Park ist täglich zwischen 7:00 und 18:00 geöffnet).

Soweit zum äusseren Erscheinungsbild von Rio de Janeiro. Wer nur wenig Zeit hat, sollte sich getrost einer organisierten Stadtrundfahrt anschliessen, während der man die Stadt erst einmal oberflächlich zu sehen und zu hören bekommt – mag sein, dass Sie sogar ein bisschen von ihr spüren werden. Um sie richtig kennen zu lernen, muss man allerdings einmal – besser ist mehrmals – in den knallvollen Omnibussen von einem Sight zum anderen gefahren sein – es dauert nämlich einige Zeit, bis man gelernt hat, wann man mit dem „sich nach vorne arbeiten“ beginnen muss, um an der richtigen Haltestelle aussteigen zu können!

Mit dieser Vorbeidrängelei sollten Sie ungeniert schon mindestens drei bis vier Haltestellen vor Ihrem Ziel anfangen, denn es gibt unterwegs immer mal unerwartete Hindernisse, wie eine fast unüberwindlich scheinende Hinterfront oder einen Sturen, der Ihr gezischeltes „Licença!“ (gestatten!) ignorant überhört – und dann wird es passieren, dass Sie zwei Haltestellen wieder zurücklaufen müssen. Und wenn ihre Zielhaltestelle nicht weiter als vier Zwischenhaltestellen entfernt ist – vergessen Sie den Bus, und gehen Sie lieber zu Fuss!

Rio, das ist ja nicht nur die schon aus den Medien bekannte Fassade, sondern das sind vor allem die für Europäer so ganz anderen Menschen, die man möglichst in ihrem Alltag kennenlernen sollte, um sie richtig zu sehen. Das sind auch die vielen unbekannten Nebenstrassen mit den noch unbekannteren kleinen Bars und Kaschemmen, an denen man vorübergehend eine Erfrischung kauft – sie stehen in keinem Reiseführer, sind aber authentischer als die dort genannten Etablissements. Tausend fotogene Szenen werden Ihnen ihre Herumschlendereien einbringen, die nie auf Postkarten erscheinen. Beim Kennenlernen per Bus und zu Fuss verliert man zwar in der grossen, weiträumigen Stadt eine Menge Zeit – aber es ist keine verlorene Zeit.

Das Beste ist natürlich: einen echten „Carioca“ kennen zu lernen – was durchaus nicht schwierig ist, denn die sind Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen – und dann geht alles wie von selbst!

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