Brasilien ist zum fünften Mal Weltmeister im Fussball (Pentacampião do mundo). Und wieder war es Ronaldo, dem wir dieses Ergebnis zu verdanken haben. Das “Phänomen“ schoss zwei Tore in der zweiten Halbzeit und schenkte so Brasilien an diesem denkwürdigen Sonntagmorgen in Yokohama den Sieg mit 2:0 gegen Deutschland. Ronaldo beendete seinen Beitrag zur WM mit insgesamt acht Toren und steht damit an der Spitze der internationalen Torjäger.
Schon während der ersten Halbzeit beherrschte die brasilianische Mannschaft das Spielfeld. Die Deutschen spielten erwartungsgemäss einen guten Ball, trotzdem gelang ihnen während der ersten 45 Minuten keine einzige gefährliche Offensive, mit der sie unseren Marcos vor seinem Tor aus der Ruhe gebracht hätten. Und obwohl der Gegner ordentlich Druck machte, waren unsere Jungs doch näher dran, in Führung zu gehen. Bei den ersten beiden Torchancen standen sich Ronaldo, bester Torschütze der WM, und Oliver Kahn, bester Torhüter der Welt, Auge in Auge gegenüber. Beide Male hatte der Deutsche die besseren Karten: zuerst in der 18. Minute, als Ronaldo, nach einem Pass von Ronaldinho Gaúcho, den Ball knapp am rechten Torpfosten vorbeischoss – und dann in der 29. Minute, als sich Kahn unserem Ronaldo entgegen warf und diesem dadurch einen perfekten Schuss vereitelte.
Wo immer sich Ronaldo und Rivaldo auf dem Spielfeld hin bewegten, stets folgte ihnen die gegnerische Deckung wie ihr eigener Schatten. Überraschendes Element, der kleine Kleberson: in der 41. Minute vertat er seine erste gute Chance, den Ball links neben Oliver Kahn einzuschiessen – eine Welle der Enttäuschung rauschte hörbar durch die Ränge der Zuschauer – nur drei Minuten später, schon wieder Kleberson: diesmal riskierte er den Schuss von ausserhalb des Strafraums, und der Ball prallte an die Latte – die Zuschauer glaubten ihren Augen nicht zu trauen, und unser Kommentator Galvão schrie in sein Mikro: “Céus, haja coracao“ (Himmel, mein Herz). In der letzten Minute der ersten Halbzeit zeigt Oliver Kahn noch einmal, warum er als bester Torhüter der Welt gilt: eine Bombe aus dem Mittelfeld von Ronaldo wehrte der Deutsche mit dem rechten Fuss ab.
Deutschland wurde stärker in der zweiten Halbzeit. Innerhalb von nur vier Minuten gelangen ihnen zwei gefährliche Angriffe auf das brasilianische Tor: erst mit einem Kopfball von Jeremies, den Edmilson mit dem Fuss rettete, und dann durch einen Strafstoss von Neuville. Aber Marcos wuchs über sich hinaus in der Verteidigung – und der Ball prallte an den linken Pfosten – Galvão blieb die Spucke weg, er stotterte etwas von “Sankt Marcos“ und verschluckte sich vor Erregung.
Langsam aber stetig lief die brasilianische Mannschaft jetzt zu ihrer Hochform auf. Die Deutschen versuchten Schüsse aufs gegnerische Tor schon aus weiter Entfernung. Und dann, in der 22. Minute das 1:0 für Brasilien: auch Rivaldo schoss aus ziemlichem Abstand zum gegnerischen Tor, und der grosse Oliver Kahn konnte die Bombe nicht festhalten – der Ball sprang Ronaldo genau vor die Füsse, und er brauchte ihn nur noch ins Netz zu kullern. Vom Amazonas, im Norden, bis in die südliche Pampa, und wieder zurück, wogte ein einziger Begeisterungsschrei aus 170 Millionen brasilianischen Kehlen: “GOOOOOOOOOOOOL“, der den Hunden, Katzen und allen anderen Tieren, die im Umkreis der Menschen leben, vorkommen musste wie das Ende der Welt – mit gesträubten Haaren und eingezogenem Schwanz suchten sie sich zu verstecken, denn diesem allgemeinen nationalen Aufschrei folgten Blitz und Donner der in der Euphorie gezündeten Feuerwerkskörper.
Auch im Stadion von Yokohama ging es jetzt hoch her. Selbst der letzte Japaner hielt nun die Daumen für die brasilianische Mannschaft, überall sah man grün-gelbe brasilianische Fahnen und Fähnchen im Publikum flattern. “Ronaldo – Ronaldoooooo“ echote es von den Rängen über den Rasen, auf dem jetzt unsere Mannschaft die Partie souverän weiterführte. Das zweite Tor liess nicht lange auf sich warten: In der 33. Minute schickte wieder der kleine Kleberson einen gezielten Pass ins Mittelfeld zu Rivaldo, der ihn geschickt an Ronaldo weiter beförderte. Mit der ihm eigenen Klasse lancierte dieser den Ball in die linke untere Ecke von Kahns Tor – der streckte sich verzweifelt, erreichte das Leder jedoch nicht mehr – auch das zweite Tor Brasiliens, Ronaldos achtes Tor bei dieser WM, konnte er nicht mehr verhindern. Das Tor der Weltmeisterschaft. Das Tor, welches Brasilien zum “Pentacampião“ machte.
Endspiel: Brasilien – Deutschland 2:0 (0:0)
Tore: Ronaldo, in der 67. und der 78. Minute
Brasilien: Marcos, Lúcio, Edmilson, Roque Júnior, Cafu, Gilberto Silva, Kléberson, Ronaldinho Gaúcho (Juninho Paulista), Roberto Carlos, Rivaldo, Ronaldo (Denilson).
Trainer: Luiz Felipe Scolari
Deutschland: Oliver Kahn, Linke, Ramelow, Metzelder, Frings, Schneider, Jeremies (Asamoah), Bode (Ziege), Hamann, Klose (Bierhoff), Neuville
Trainer: Rudi Völler
Schiedsrichter: Pierluigi Collina (Italien).
Gelbe Karten: Roque Júnior (Brasilien), Klose (Deutschland).
Publikum: 72.000 Zuschauer.
Austragungsort: Internationales Stadion von Yokohama, Japan.