Brasília

Zuletzt bearbeitet: 7. Dezember 2020

Brasília die Hauptstadt Brasiliens seit 1960. Am 7. September 1987 wurde Brasília von der UNESCO in den Stand eines „Weltkulturdenkmals der Menschheit“ erhoben, in Anerkennung seines avantgardistischen städtebaulichen Konzepts.

Gründung: 21. April 1960
Lage: 1.171 Meter über Meer
Bevölkerungszahl: 3.055.149 (Stand 2020)
Grösse/km2: 5.787 km2
Bevölkerungsdichte/km2: 444,07 Einw./km2
Regenzeit: November bis Februar

Das Besondere an Brasilien sind seine Gegensätze: Wenn man in Manaus den Jet besteigt, kann man in wenigen Stunden, wie in einer Zeitmaschine, aus der Steinzeit ins 20. Jahrhundert Zurückgleiten – in „Brasília“, der Stadt vom Reissbrett mit ihrer futuristischen Architektur erscheint sogar die Gegenwart überholt. Von Künstlern erdacht und von Bürokraten bewohnbar gemacht, ist Brasília nicht wie üblich nach Vorstellungen und Bedürfnissen des Menschen konstruiert sondern eine totale Anpassung an eine vorgegebene Umgebung und an eine Idee: „Juscelino Kubitschek de Oliveira“ als Präsident, „Lucio Costa“ als Planer, „Oscar Niemeyer“ als Architekt und „Burle Marx“ als Landschaftsgestalter, verwirklichten mit Brasília einen Traum, der bereits 1891 in den Analen der „Republikanischen Verfassung“ als Forderung auftaucht.

Nach nur 4 Jahren Bauzeit übergibt der Präsident, am 21. April 1960, dem Volk die neue Hauptstadt: Rund 1.200 Kilometer von der Küste entfernt, wurde ihr Grundriss in Form eines Flugzeugs, direkt vom Reissbrett auf die rote Erde einer sorgfältig ausgewählten Hochebene im Bundesstaat „Goiás“ übertragen:

Die Flügel, die vom Rumpf in Nord- und Südrichtung, in gleichem Winkel, abzweigen, bilden die Wohnbezirke der Stadt. Das Cockpit wird durch den „Platz der drei Gewalten“ markiert, mit dem National-Kongress, dem Regierungs-Palast und dem Justiz-Palast, und längs des Rumpfes sind, entlang des „Eixo Monumental“, die verschiedenen Ministerien angeordnet. Der gesamte Regierungs-Distrikt umfasst heute 5.790 km² – etwa vergleichbar mit der Ausdehnung einer der vielen Fazendas im Mato Grosso.

Ein Besuch in Brasília ist zweifellos beeindruckend. Hier atmet man die gesündeste Luft des ganzen Landes. Die imposante Architektur kann sogar viele begeistern – aber wohnen möchten hier die wenigsten. Denn Brasília hat keine – oder vielleicht: noch keine – Atmosphäre, wie man sie sonst von Weltstädten gewöhnt ist:

Klar gegliedert, alle Details sorgfältig geplant, weitläufig und für den Menschen zu gross, ist diese Stadt eigentlich ganz und gar unbrasilianisch. So fliehen denn auch die, die es sich leisten können, unter den knapp 200.000 Bürgern, übers Wochenende in die immer noch heimliche Hauptstadt Rio de Janeiro.

nach obenSEHENSWERTE DETAILS DER HAUPTSTADT

Der „Praça dos Três Poderes“
Von seiner Architektur her der beeindruckendste Gebäudekomplex – idealisiert von „Lúcio Costa“ und projektiert von „Oscar Niemeyer“: Nachts bewirkt die Beleuchtung eine scheinbare Loslösung der weissen Gebäude vom dunklen Boden. Der „Planalto-Palast“, der „Nationalkongress“ und der „Oberste Gerichtshof“ scheinen über dem Boden zu schweben. Verschiedene Skulpturen und Monumente schmücken die Weite der Fläche, unter denen „Os Dois Candangos“ (Die Zwei „Candangos“) als Symbol der Erbauer der Stadt, die „Justitia“, eine Skulptur von Alfredo Ceschiatti und der „Marco Brasília Patrimônio Cultural da Humanidade“ (Denkmal des von der UNESCO verliehenen Titels) – von Oscar Niemeyer – von besonderer Bedeutung sind.

Der „Congresso Nacional“
Ist Brasílias weltbekanntester Gebäude-Komplex – der Mut zu unkonventioneller Formgebung, die freizügige Gestaltung und ihre verblüffende Ausgewogenheit fesseln jeden Beschauer. Auf einem zweistöckigen Träger-Gebäude, befinden sich im oberen Stock die beiden Plenarsäle: Der von den Abgeordneten unter einem konvexen Dach und der vom Senat unter einem konkaven. Diese beiden Dachgebilde sind nach aussen wie ein Pilzhut – das eine – und wie eine runde Schale – das andere – als weisse Skulpturen auf das Träger-Gebäude aufgesetzt. Hinter beiden ragt wie ein riesiges überdimensioniertes „H“, das 28 Stockwerke hohe Doppelhochhaus der administrativen Büros in den blauen Himmel.

Die Ministerien
Stehen als eine 18 gleichgrosse Gebäude zählende Einheit rechts und links des „Eixo Monumental“ – einige von ihnen besitzen Nebengebäude – ebenfalls von Oscar Niemeyer projektiert – die durch Luftbrücken mit dem Hauptgebäude verbunden sind.

Die „Catedral Metropolitana“
Oscar Niemeyers Meisterstück – ist betenden Händen, die sich gen Himmel richten, nachempfunden. Die Kirche ist der Schutzheiligen Brasiliens und Brasílias, der „Nossa Senhora de Aparecida“ gewidmet. Das 40 Meter hohe Gebäude, das 4.000 Menschen fasst, wurde erst 1967 eingeweiht.

Durch seine gläsernen Wände fällt ein diffuses Licht ins Innere, welches auf dem Altar und seiner Umgebung einen angenehmen, geradezu spirituellen Effekt hervorruft. Das Kirchenschiff ist kreisrund und befindet sich mehrere Meter unterhalb des Terrain-Levels – man betritt es durch einen subterranen Zugang, vor dem die vier Evangelisten, als überlebensgrosse Skulpturen von „Alfredo Ceschiatti“, den Besucher empfangen. Rechter Hand vom Eingang steht der Glockenturm – separat vom Hauptgebäude.

Der „Palácio da Alvorada „
Projektiert um dem Präsidenten der Republik als offizieller Wohnsitz zu dienen, war das erste Gebäude, welches in Brasília im Juni 1959 eingeweiht wurde. Ein rechteckiges Gebäude, umgeben von einer überdachten Galerie, die von Säulen getragen wird, deren Feinheit und Leichtigkeit in scheinbarem Widerspruch zu dem schweren Material Beton stehen – hier zeigt sich Oscar Niemeyers Genie. Diese einem Schmetterlingsflügel nachempfundenen Säulen sind zum Symbol Brasílias und seiner Architektur geworden – ihre Form gab dem Stadtwappen Gestalt. Dieser Wohnsitz hat seine eigene Kapelle und mehrere Gebäude für Personal. Vor dem Gebäude eine weiträumige Rasenfläche, vor deren Einzäunung die Besucher stehen bleiben um Münzen in einen rundherum führenden Wassergraben zu werfen – den „Brunnen der Wünsche“.

Der „Palácio do Itamarati“
Er beherbergt das Brasilianische Aussenministerium. Dieser Geniestreich Oscar Niemeyers, mit gläsernen Wänden, die direkt aus einem sie umgebenden Wassergarten aufsteigen – Kreation von Brasiliens erstem Landschaftsarchitekten „Burle Marx“ – gehört zum besten, was moderne Architektur je hervorgebracht hat. Man betritt das rechteckige Gebäude über Laufstege aus Beton, die dicht über dem Wasserspiegel entlangführen und von Wasserpflanzen eingesäumt werden. Die Skulptur „Der Meteor“, von Bruno Giorgi, stellt die fünf Erdteile dar und scheint über der Wasserfläche zu schweben. Die verspiegelten Glaswände, zusammen mit dem sie umgebenden Wasser, bewirken im Innern des Gebäudes einen kühlen und schattigen Aufenthalt innerhalb weiträumiger Salons.

Der „Palácio da Justiça“
Sitz des Justizministers, fällt durch seine besondere Frontgestaltung mit nach innen gewölbten Dachverbindungen auf, aus denen Wasser in kleinen Fontänen herabrieselt.

Der „Palácio do Burití“
Ist Sitz der Administration des Regierungsdistrikts – er hat einen Garten mit Skulpturen, wie der „Kapitolinischen Wölfin“, ein Geschenk der Stadt Rom, oder die „Forma Espacial no Plano“, ein Geschenk Argentiniens.

Der „Palácio do Planalto“
Ein Gebäude aus Marmor und Glas, getragen durch jene von Schmetterlingsflügeln inspirierten weissen Säulenelemente, ist Sitz der Exekutive.

Das „Teátro Nacional“
Gibt die Form einer unregelmässigen Pyramide wieder – 45 Meter hoch. Ihre Aussenwand ist eine plastische Komposition von Würfeln und Rechtecken des Künstlers „Athos Bulcão“. Innen besitzt der Bau drei verschiedene Säle für Aufführungen. Der grösste von ihnen fasst 1.300 Zuschauer. Es gibt noch ein Restaurant und administrative Räume innerhalb desselben Gebäudes. Das „Teátro Nacional Cláudio Santoro“ – so der offizielle Name – wurde am 21. April 1981 eingeweiht.

Das „Memorial-JK“
Erst 1981 fertig gestellt und eingeweiht. Oscar Niemeyer hat hier seinem persönlichen Freund und Brasília-Gründer „Juscelino Kubitschek“ eine Gedenkstätte geschaffen, deren geometrische Grundform an die einer Pyramide anlehnt. Im Innern wurden die sterblichen Überreste des Staatsmannes beigesetzt und aussen, im Hof, ist seine Staatskarosse zu sehen. Die Exponate zeigen in allen Einzelheiten und demonstrieren mit unzähligen Dokumenten, wie es zum Bau dieser Stadt kam. Ein Auditorium ergänzt die Dokumentation mit Filmen.

Fernsehturm
Vom Fernsehturm 224 m hoch – hat man einen schönen Gesamteindruck auf den gesamten Stadtkomplex – aus 75 Metern Höhe, von der Panorama-Plattform eines dort installierten Restaurants. Hier oben ist auch das sehenswerte „Museu Nacional de Gemas“ untergebracht, ein sehenswertes Edelstein-Museum. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen findet ein sehenswerter Kunsthandwerks-Markt rund um den Turm – zwischen 8:00 und 18:00 – statt.

Die „Avenida das Nações“
Sie ist eine Show für sich, mit den verschiedenen Botschaften aller befreundeten Länder: Jedes dieser Gebäude präsentiert ein Musterexemplar seines landestypischen Architektur-Stils.

Der „Lago Paranoá“
80 Kilometer lang und an manchen Stellen über 5 Kilometer breit – wurde ebenfalls künstlich angelegt. Seine durchschnittliche Tiefe liegt bei 30 Metern. Das dort ebenfalls befindliche Wasserkraftwerk „Barragem do Paranoá“ liefert elektrische Energie. Umgeben von den schönsten Villen Brasílias, Hotels, Clubs und Restaurants, ist er ein beliebtes Ziel für Wassersportler.

„Santuário Dom Bosco“
Dies ist eine besonders empfehlenswerte kleine Kirche im Stadtbereich, konstruiert zu Ehren des Schutzpatrons von Brasília, Dom Bosco, deren 1.600 m² Fläche, mit 80 Säulen von 16 m Höhe, die in gotischen Bögen auslaufen, dem Beschauer das Herz aufgehen lassen. Vielleicht liegt es auch an der wunderbaren Atmosphäre, die durch die in 12 unterschiedlichen Blautönen verglasten Fenster im Innenraum erzeugt wird – die Besucher erscheinen schemenhaft, fast unwirklich – und wie vom Sternenlicht übergossen. Stahlseile halten einen Lüster von 3,5 m Höhe, der von 7.400 kleineren Glasteilen gebildet wird – symbolische Darstellung des „Lichtes der Welt, Jesu“.

Der „Templo da Boa Vontada“
Der „Tempel des Guten Willens“ wurde am 21. Oktober 1989 eingeweiht. Er hat die Form einer Pyramide, mit sieben Seiten und einem Kristall auf der Spitze – 21 kg schwer und 40 cm hoch – der die Energien absorbieren soll, um so das Ambiente zu harmonisieren. Als ökumenische Stätte steht der Tempel des Guten Willens allen Menschen jeden Glaubens offen. Er besitzt eine Kunst-Galerie, eine Quelle puren Wassers und den berühmten „Spiralgang“, durch den man sich betend oder meditierend bewegen kann, um so in Kontakt mit dem eigenen Interior zu treten und einer Vergeistigung näher zu kommen.

„Ilê Axé Oyá Bamilá“
Dieser afrikanische Titel bezeichnet das „Terreiro Nacional“ der „Candomblé“ und „Umbanda“ Kultstätten Brasiliens. 18.000 Quadratmeter Fläche, auf denen man sich mit dem religiösen und historischen Hintergrund der Schwarzen und brasilianischen Vorfahren, den „Caboclos“ und den „Indios“ beschäftigen kann. Die Besucher können ihre Kristalle im Weihwasser der „Orixá Oxum“, Göttin der Metalle und Kristalle, mit neuer Energie laden. Verantwortlich für den Komplex ist der „Oluwô“ (Hohepriester des Candomblé in Brasilien) „Pai Paiva“.

„Ermida Dom Bosco“
Erstellt im Jahr 1957, an dem Ort, den der italienische Heilige Dom Bosco (mit ausführlichem Namen João Belchior Bosco) in seiner Prophezeiung vom 30. August 1883 erwähnt, mit den Worten: „Das versprochene Land in dem Milch und Honig fliessen werden“ und anfügt, dass aus ihm eine neue Zivilisation hervorgehen wird. Er gab sogar noch die Koordinaten an „zwischen den Parallelen 15 und 20“ – auf denen sich Brasília befindet. Am „Lago Sul“ hat man ihm eine kleine Kapelle in Pyramidenform gewidmet – interessanter Ort!

„Praça dos Monumentos aos Orixás“
Ist einer der meistbesuchten Plätze der Hauptstadt. Entweder kommen die Candomblé-Anhänger hierher, um dem Ort und seinen „Orixás“ ihre Ehrerbietung zu zollen, oder es finden sich Touristen ein, die einfach aus Neugier die interessanten Figuren anstaunen. Die alte „Prainha de Iemanjá“ wurde am 13. Mai 2000 neu eingeweiht, zu Ehren des 112 Jahre alten „Lei Áurea“, des Gesetzes über die Befreiung der Sklaven (von 1888) in Brasilien. Im Zentrum des Platzes wurden 16 Figuren in Lebensgrösse aufgestellt – jede stellt einen „Orixá“ (Heiligen) aus dem „Candomblé“ dar. Ihre entsprechenden Namen finden sich – in Englisch, Portugiesisch und in Yoruba, dem afrikanischen Dialekt vieler Sklaven – an jeder Figur. Sie stehen an der „Avenida das Nações“, in der Nähe der Brücke „Costa e Silva“.


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