Die einen sehen seine Entstehung auf dem Land, zwischen den ausgedehnten Zuckerrohr-Pflanzungen, wo die in den angrenzenden Wald geschlagenen Lichtungen die Kanäle für die Flucht rebellischer schwarzer Sklaven waren oder ihnen zur Versammlung in den freien Stunden dienten. “Schon das Wort Capoeira selbst enthüllt seine Verbindung mit dem ländlichen Ambiente“, sagt der Anthropologe Oderp Serra, von der “Universidade Federal da Bahia“.
Aber es gibt auch andere, die behaupten ebenso glaubwürdig, dass der Capoeira aus dem städtischen Milieu hervorging, wo jenes unschuldige Spiel der Fazendas sich erst zum Kampfsport entwickelt habe. “Ohne Zweifel ist er städtisch“, bestätigt der bahianische Forscher Waldeloir Rego, Autor eines Klassikers über dieses Thema, “wir können nur nicht sagen, ob der Capoeira aus Salvador oder aus Rio de Janeiro stammt. Wahrscheinlich entwickelte er sich gleichzeitig in beiden Städten – und auch in Recife (Pernambuco).
Mit der Anlandung von schwarzen Sklaven in Brasilien begannen die Portugiesen um das Jahr 1548, und während der drei folgenden Jahrhunderte waren diese importierten Sklaven in erster Linie vom linguistischen Stamm der Bantu, dazu gehört auch die “Quimbundo-Sprache“. Diese Gruppe vereint die anderen “Angola, Benguela, Mozambique, Canbinda und Congo“ in sich. “Das waren Völker aus kleinen Königreichen mit einer vernünftigen Kenntnis landwirtschaftlicher Techniken, deren bedeutende Eigenschaft eine sehr plastische Vision des Lebens war, mit einer grossen Kapazität zur kulturellen Anpassung“, erklärt der Anthropologe Oderp Serra. “In Brasilien fanden diese unterschiedlichen ethnischen Gruppen, ehemals Rivalen, durch ihre gemeinsame Versklavung zusammen und formten eine afrikanische Kultur, die in das brasilianische Kulturgut bedeutende und sehr starke Grundzüge eingebracht hat – unter anderen im Tanz, in der Musik und den Bewegungen des Körpers, wie im Fall des Capoeira“.
Es gibt in der brasilianischen Geschichtsforschung bis heute keinerlei Beweise dafür, dass der Capoeira aus Afrika stammt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde er von Sklaven in Brasilien entwickelt. Und deshalb ist der Capoeira absolut echt und berechtigterweise brasilianisch! Aufzeichnungen, die Daten seiner Ersterscheinung festgehalten haben, schwanken zwischen 1578 und 1632 – es gibt also dafür auch keine präzisen Angaben. Man weiss jedoch, dass der Capoeira als ein Instrument der Befreiung gegen ein herrschendes Unterdrückungssystem entstand, in dem der schwarze Mann wie ein Objekt behandelt wurde, seine Kinder wie kleine Tiere und die schwarzen Frauen wie Muttertiere mit ihrer Brut.
Die Entstehung des Capoeira mischt sich mit der Geschichte des Widerstandes der schwarzen Sklaven in Brasilien. Auch, weil die meisten Autoren, welche sich der Sklavenbefreiung annahmen, die Entstehung des Capoeira mit der Entstehung der ersten “Quilombos“ (Fluchtburgen entflohener Sklaven) in Verbindung bringen. Einige von ihnen beziehen sich insbesondere auf den “Quilombo de Palmares“ (der eine grössere Zahl von Personen in sich aufnahm, zirka 25.000, und im Jahr 1694 zerstört wurde) als Wiege des Capoeira.
Im vergangenen Jahrhundert waren die bedeutendsten Hafenstädte Brasiliens, wie Salvador, Recife und Rio de Janeiro, ein lärmendes Chaos von Menschen. Und die Figur des “Escravo de ganho“ (des Geld einbringenden Sklaven) war durchaus ein normaler Anblick in den Ballungszentren – Sklaven, denen ihre Herren erlaubten, ihre Dienste auf der Strasse anzubieten, und die dann ihrem Herrn einen vorbestimmten Prozentsatz ihres Verdienstes abgeben mussten. Weil sie nichts weiter anzubieten hatten als ihre Körperkraft – um Möbel zu schleppen, irgendwelche Waren oder Abfall – hatten viele von ihnen in der Nähe des Hafens ihren bevorzugten Standort. Und es dauerte nicht lange, bis sich diese Gruppen unter der Führung eines kräftigen Leidensgenossen organisierten, dem sie den Titel “Capitão“ verliehen, denn er war ein Experte in Capoeira.
Nach dem Geschichtsforscher Carlos Eugênio Líbano Soares, der die Listen von eingekerkerten Sklaven des 19. Jahrhunderts untersuchte, waren die Jahre zwischen der Ankunft der königlichen Familie 1808 und der Abdankung des ersten Kaisers im Jahr 1831, geprägt vom “Terror des Capoeira“ in Rio de Janeiro. Und Bahia stand dabei nicht zurück. Salvador war ein Pulverfass – die schwarzen Sklaven zettelten mehr als dreissig Aufstände an im Verlauf dieser Epoche. In den grossen Städten war es normal, dass sich eine enorme Menge von Ausgestossenen in Banden organisierte, so wie die Lateinamerikaner es heute in den USA tun.
(An dieser Stelle möchte ich folgendes zur Erklärung einfügen: Unter “Capoeira“ verstand man in der Antike die Person des Kämpfers selbst – und seine Kunst wurde mit “Capoeiragem“ bezeichnet. Heute bezeichnet man den Kämpfer mit “Capoeirista“ und verwendet das Wort “Capoeira“ zur Bezeichnung dieses Kampfsports).
Antike “Capoeiristas“ und ihre unvergessenen Heldentaten haften unauslöschlich in der Erinnerung unseres Volkes. Diverse offizielle Erlässe versuchten mit den gesetzwidrigen Capoeira-Kämpfen aufzuräumen. Ein Erlass vom 16. März des Jahres 1826 vom Generalintendant der Polizei in Rio de Janeiro befahl, dass alle Sklaven, die beim “Capoeira-Spiel“ angetroffen würden, sofort zu verhaften und mit einhundert Peitschenhieben zu bestrafen seien. Bahianische Capoeiristas kämpften für unsere Freiheit, auf der guten Erde aller Heiligen. In Rio de Janeiro waren die Capoeiristas im Juni 1828 eine grosse Hilfe gegen die Söldnertruppen von Deutschen und Iren, die revoltierten und die Bevölkerung in Panik versetzten.
Die Abgeordneten-Kammer von São Paulo entsprach einem Antrag des Präsidenten der gleichnamigen Provinz, dem Colonel der Miliz Rafael Tobias de Aguiar, am 24. Januar 1833, indem sie einen Erlass verabschiedete, dass jedwede Person, die Capoeira in der Öffentlichkeit praktiziere – im Fall, dass es sich um eine freie Person handele, mit drei Tagen Haft und einer Geldstrafe zwischen eintausend und dreitausend Réis zu bestrafen sei – für den Fall, dass es sich um einen Sklaven handele, die Strafe auf 24 Stunden Haft und zwischen 25 bis 50 Peitschenhieben festzusetzen sei.
Das Bild von Johan Moritz Rugendas mit dem Titel “Capoeira-Spiel oder Kriegstanz“ von 1835 wird als erste präzise Abbildung über den Capoeira betrachtet. Auf diesem Bild begeben sich zwei Schwarze in Kampf-Position, während ein anderer in sitzender Stellung eine Trommel schlägt, die er zwischen den Beinen hält. Andere Schwarze, Männer und Frauen, sehen dem Kampf (oder dem Spiel) zu, das vor ihren Augen abläuft.
Am 10. Juli 1843 starb in Rio de Janeiro der Marschall Miguel Nunes Vidigal, Capoeira-Meister, welcher als “Major Vidigal“ im Buch “Memórias de um Sargento de Milícias“ (Erinnerungen eines Miliz-Sergeanten) beschrieben wird, einem Klassiker der brasilianischen Literatur. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wird der Capoeira zum deutlichen Ausdruck der Situation der Schwarzen in Brasilien. Die Veränderungen in der Wirtschaft und der Politik des Kaiserreichs setzten auch einen umfassenden Prozess der Entsklaverei in Bewegung. Wir erinnern uns, dass bereits 1850 das “Gesetz Eusébio de Queirós“ den Transport von schwarzen Sklaven nach Brasilien verboten hatte. Die Logik des Weltwirtschaftssystems, und auch des brasilianischen, ersetzte den Schwarzen durch den eingewanderten Landarbeiter aus Europa, und dies führte zu einer nicht zu verhindernden Verdrängung des Schwarzen in eine Randexistenz. Der Capoeira blühte infolge dieser Entwicklung, und es gibt unzählige Zeitungsberichte des vergangenen Jahrhunderts, welche die Abenteuer der “Capoeiras“ (gemeint sind in diesem Fall die “Capoeiristas“) breit ausschlachteten.
Zu dieser Zeit versammelte der Capoeira nicht nur Ex-Sklaven und deren Söhne um sich – auch bedeutende Persönlichkeiten der Gesellschaft waren schon dabei. Langsam fand der Capoeira sogar Eingang in das politische Leben und wurde schliesslich auf breiter Front als Waffe zwischen den gegnerischen Fraktionen eingesetzt, die sich in der Zeit des Imperiums und in den Anfängen der Republik gegenüber standen – vor allem in den Städten Rio de Janeiro, Salvador, Recife und São Paulo. Die Capoeira-Männer wurden angeheuert, um bei ungewollten Aufmärschen einzugreifen, Wahlen zu sabotieren oder die Sicherheit von Politikern zu garantieren.
In Bahia des Jahres 1864 zerfielen verschiedene Capoeira – Gruppen wegen der Rekrutierung ihrer Mitglieder für den Paraguay-Krieg, wo sie aktiv in die Kämpfe gegen die gegnerischen Söldnertruppen eingriffen.
Nach der Sklavenbefreiung von 1888, wie wir wissen, bedeutete das Ende des Sklaven-Regimes noch lange keine Akzeptanz der Ex-Sklaven in der weissen Gesellschaft. Im Gegenteil, verschiedene Aspekte der afro-brasilianischen Kultur erfuhren jetzt erst recht eine rigorose Repression, wie der Capoeira in Rio de Janeiro und der “Candomblé“ (afro-brasilianische Religion) in ganz Brasilien – besonders im Nordosten.
Im Capoeira sah vor allem die weisse Gesellschaft eine Art der Rebellion, die schon als Kampfwaffe in unzähligen Fluchtversuchen während der Sklaverei benutzt worden war, sie wurde zum Symbol des Widerstandes der schwarzen Ex-Sklaven gegen die Unterdrückung. So setzte die republikanische Regierung, installiert im Jahr 1989, jene Verteufelung des Capoeira fort und assoziierte ihn direkt mit der Kriminalität. Im Dekret 847 vom 11. Oktober 1890 mit dem Titel “Dos Vadios e Capoeiras“ (Über Strolche und Capoeiristas) heisst es unter Artikel 402: “Auf den Strassen oder öffentlichen Plätzen Leibesübungen zu machen, welche unter dem Namen “Capoeiragem“ bekannt sind, wird mit einer Strafe zwischen zwei und sechs Monaten Gefängnis bestraft. Einziger Paragraph: Als erschwerender Umstand wird angesehen, wenn der Betroffene einer Gruppe oder Bande von Capoeiristas angehört. Für die Chefs oder Köpfe einer solchen Gruppe wird die Strafe verdoppelt“.
In der Hauptstadt São Paulo malträtierten im März 1892 ein paar “Fledermäuse“ (Polizisten in Zivilkleidung der damaligen Epoche) frisch rekrutierte Soldaten des Heeres. Capoeira-Soldaten schlugen die Polizisten in die Flucht, als sie sich für ihre Kameraden einsetzten. Aus Anlass einer Revolte der Armada, im September 1893, kämpften Gruppen von Capoeiristas der Armee gegen Capoeiristas der Marine. Im Jahr 1907 erschien der erste Versuch einer Institutionalisierung der “Brasilianischen Gymnastik“ unter dem Titel “O Guia da Capoeira“ (Der Capoeira-Führer), dessen Autor, ein Offizier des Heeres, es besser fand, seinen Namen nicht preiszugeben, wegen der herrschenden Vorurteile der damaligen Zeit – er versteckte sich hinter den Initialen O.D.C. Im Jahr 1908 vibrierte die ganze Capoeira-Gilde mit dem Sieg des “Moleque Círiaco“ über den “Grafen Koma“, einen hohen Offizier der japanischen Kriegsmarine und Jiu-Jitsu-Champion, den die Japaner für unbesiegbar hielten. Der Brasilianer “Ciriaco“ verabreichte dem Champion aus Nippon einen gewaltigen “Rabo-de-arraia“ (Rochenschwanz – Capoeira-Schlag) an den Kopf, dass dieser über zwei Stuhlreihen geschleudert wurde und dahinter ohnmächtig und mit blutender Nase liegen blieb. Jahre später wurde ein Seemann, Capoeirista eines Clubs in São Paulo, in einen Strassenkampf mit der Polizei verwickelt, als sein Schiff in New York vor Anker lag. Er warf insgesamt acht mächtige Polizisten auf den Asphalt, einen nach dem anderen, und es gelang ihm, sich an Bord seines Schiffes zu schleichen, wo er seinen Kameraden erklärte, dass er nicht einmal die “Sardinha“ (Sardine = Rasiermesser) gebraucht habe, um den entscheidenden Schlag des “Corta-Jaca“ (Schnitt in die Jaca-Frucht = Rasiermesser im Bauch) anzubringen.
Der brasilianische Capoeira-Kampf wird langsam als Nationalsport behandelt, und es erscheinen die ersten Untersuchungen hinsichtlich seines Wertes als Methode der Selbstverteidigung und zur Gymnastik. 1928 publiziert Annibal Burlamaqui die “Gymnastica Nacional” (Nationale Gymnastik), methodisch und reglementär bearbeitet, und im Jahr 1945 publiziert Inezil Pena Marinho, ein Sportlehrer, „Subsídio para o Estudo da Metodologia do Treinamento da Capoeiragem“ (Beihilfe zum Studium der Trainings-Methodologie des Capoeira).
Mestre Bimba und Mestre Pastinha gelten als die grössten Namen in der Geschichte des Capoeira weltweit. Hervorzuheben wäre, dass die „Regional“ (von der “Traditional“ abgewandelte, innovative Lehrmethode des Mestre Bimba) einen heftigen Streit innerhalb der Capoeira-Anhänger ausgelöst hat, weil verschiedene Traditionalisten unter ihnen die Innovationen von Mestre Bimba als eine Entcharakterisierung des traditionellen Kampfsports betrachten. Die Debatte begann bereits in den 30er Jahren und dauert bis heute an, unter dem Thema “wahrhafter Capoeira“ – und welche Veränderungen eingeführt werden dürfen, ohne dass man deshalb die Prinzipien und die Traditionen des Capoeira verletzt.
Mit Mestre Bimba gewinnt der Capoeira an institutionellem Raum in der Gesellschaft. Der Meister bekam die Unterstützung der Studenten der “Universidade de Salvador“, die bei der systematischen Verwirklichung seiner Ideen mitwirkten und bei der Formulierung seiner Unterrichtsmethode ebenfalls. Mestre Bimba gründete die erste Capoeira-Akademie im Jahr 1932 – als „Centro de Cultura Física e Luta Regional da Bahia“ – er lehrte Capoeira in Kasernen und präsentierte dem Präsidenten Getulio Vargas eine Gruppe seiner besten Schüler im Jahr 1953.
CAPOEIRA REGIONAL
Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgt der grosse Sprung nach vorn in der Geschichte des Capoeira. Unzufrieden mit den Vorurteilen und der Randexistenz, von denen die brasilianische Kampf-Kunst damals umgeben war, entschliesst sich der Bahianer, bekannt unter dem Pseudonym „Mestre Bimba“ (1900 – 1974) eine Variante des traditionellen Capoeira zu schaffen, die er dann “Luta regional Baiana“ nannte – oder kurz “Capoeira Regional“.
Mestre Bimba war besorgt um die kämpferische Effizienz des Capoeira, die, wie er meinte, sich langsam durch den Touristentrubel zu verlieren begann. Denn der grösste Teil der Capoeiristas von Salvador präsentierten sich zu jener Zeit vor Touristengruppen, was zur Folge hatte, dass der Capoeira sich in eine Art von akrobatischer Show verwandelte und sich damit weit von seiner ursprünglichen Bestimmung als Kampfsport entfernte. Deshalb entschliesst sich Bimba, der schon in den 30er Jahren im gesamten brasilianischen Nordosten als Kämpfer im Ring bekannt und beliebt war, eine Capoeira-Methode zu kreieren, die einerseits die kämpferische Seite des Befreiungskampfes der Sklaven hervorheben sollte, um andererseits verschiedene Techniken anderer Kampfsportarten, wie zum Beispiel des Jiu-Jitsu und des Boxens, zu integrieren. So wurde der Capoeira des Mestre Bimba, unter Bewahrung der traditionellen Capoeira-Bewegungen und antiken Rituale, zu einem aggressiveren, weniger akrobatischen Kampf – mit höher angesetzten und schnelleren Trittfolgen. Das Training beinhaltete Kombinationen von Tritten mit Schlägen der Hände und Ellbogen. Das Fallen – durch Verlieren des Gleichgewichts oder aus Absicht – hatte eine besondere Bedeutung im Capoeira Regional.
Die Innovationen des bahianischen Capoeira begnügten sich nicht nur mit dem technischen Aspekt, sondern sie erstreckten sich auch auf den pädagogischen Bereich.
Mit anderen Worten: Mestre Bimba spürte, dass es notwendig wurde, den Unterricht des Capoeira zu systematisieren, denn bisher hatte er seine Schüler lediglich ganz informell in Gruppen im Freien unterwiesen. Also schuf er eine Lehr-Methodik, die aus einem Kurs in “Capoeira Regional“ bestand, erweitert werden konnte durch “Spezialisierende Kurse“ – “Angriffs-und Wurf-Techniken“ – “Lehr-Sequenzen“ (acht Sequenzen von Schlägen und Gegenschlägen, die paarweise praktiziert werden, zum Erlernen der Grundbewegungen des Capoeira).
CAPOEIRA DE ANGOLA
Brasilianische „Arte Popular“ (Volkskunst), die ihre Wurzeln in Afrika hat, aber erst in Brasilien als „Capoeira de Angola“ (Capoeira aus Angola) oder „Capoeira Mãe“ (Capoeira Mutter) bekannt geworden ist. Eine Mischung aus Kampfsport und Tanz, die eine Reihe von symbolischen und signifikanten Sprüngen, Angriffs- und Abwehrschlägen sowie rituelle Figuren in ihrer Praxis präsentiert.
Eine ihrer wahrscheinlichen Wurzeln, nach Forschungen der Anthropologen, ist ein afrikanisches Ritual, das unter der Bezeichnung „N’golo“ bekannt ist und von den „Mocópis“ der Bantu-Nation praktiziert wird. Dieses Ritual wurde inspiriert vom Tanz der Zebras, die nur die Beine und den Kopf bei einer kämpferischen Auseinandersetzung gebrauchen. In der Praxis der jungen Mocópis hatte dieser Kampf noch einen besonderen Hintergrund: er ging oft um die Heirat mit einer auserwählten Frau – wer einen solchen Kampf, nur unter Benutzung von Beinen und Kopf, gewann, konnte sie heiraten ohne dafür die sonst übliche Mitgift zu bezahlen.
In Brasilien, an Hand der Mischung von Abkömmlingen verschiedener afrikanischer Stämme als Arbeitssklaven, wurde der Capoeira in die Sitten und Gebräuche aller schwarzen Sklaven aufgenommen – vermischte sich mit ihrer aller Kultur und absorbierte, darüber hinaus, auch kulturelle Elemente und regionale Charakteristika der Brasilianer. Zum Beispiel die Benutzung des „Berimbau“ als Rhythmusinstrument in Bahia oder des Rasiermessers in Rio de Janeiro und des Sonnenschirms in Recife – gegenwärtig mit dem regionalen „Frevo“ verbunden, der jedoch in seiner Geschichte gewissermassen mit dem Capoeira einherging.