Die Amazonen

Zuletzt bearbeitet: 11. Dezember 2012

SAGEN UND LEGENDEN DER ÍNDIOS AUS BRASILIEN
Sie hat ihren Ursprung in der griechischen Antike. Hier begegnet man immer wieder Erzählungen und Berichten von kriegerischen Frauen – oder Kriegern in Frauengestalt – die, der Mythologie nach vom Kriegsgott ARIES und der Nymphe HARMONIA abstammen. Ursprünglich wurde der Kaukasus als ihre Heimat bezeichnet, dann mussten sie sich vor der Expansion des griechischen Imperiums immer weiter zurückziehen – einige von ihnen, so wird erzählt, erreichten über den Atlantik das südamerikanische Festland, wo sie sich in den dichten Wäldern des Amazonas eine neue Heimat schufen und ohne den geringsten Kontakt mit anderen Völkern lebten.

legenden_amazonenAls im 16. Jahrhundert der spanische Eroberer Francisco de Orellana den Rio Marañon hinunterfuhr – so belegen seine Aufzeichnungen – wurde er, schon im brasilianischen Territorium, von einem Trupp weiblicher Krieger angegriffen – „sie hatten helle Haut und lange Haare und sassen auf wilden Pferden, die sie mit Geschick zu dirigieren wussten“.

Als ausdauernde Kämpferinnen, exzellente Schützen mit Pfeil und Bogen und ausdauernde Ruderinnen werden sie beschrieben – besser als irgendein Mann. Und weiter, nach den Worten der spanischen Eindringlinge: verteidigten sie ihren Lebensraum mit einer nie sonst erlebten Energie und Ausdauer. Nach ihrer Art und Weise zu Pferd zu kämpfen, nannten die Spanier sie „Amazonas“ und ihnen zu Ehren gab Orellana dem neu entdeckten Fluss, an dessen Ufer er auf die kriegerischen Frauen gestossen war, den gleichen Namen.

Nach Berichten der Indianer waren die „Amazonen“ Frauen von erlesener Schönheit, sie trugen ihre Haare lang und manchmal in Zöpfen um den Kopf gewunden. Sie huldigten dem Mond, den sie als ihren Schutzgott verehrten.

legenden_amazonen1Absolut authak und unabhängig, wurden diese kriegerischen Frauen von den benachbarten Indianervölkern „Icamiabas“ genannt – das bedeutet: Frauen ohne Ehemänner. Denn diese Frauen teilten ihr Leben nicht mit dem anderen Geschlecht. Sie lebten nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen, und in ihrer sozialen Organisation war für Männer nur eine einzige Funktion vorgesehen: die der Fortpflanzung. Und Zusammenkünfte mit Vertretern des männlichen Geschlechts waren relativ begrenzt: Einmal pro Jahr veranstalteten sie ein grosses Fest zur Ehre des Mondes, ihrer Gottheit, und bei dieser Gelegenheit vereinigten sie sich mit den männlichen Kriegern anderer Stämme.

Nach der geschlechtlichen Vereinigung – als ein Teil der Zeremonie – tauchten sie hinab zum Grund eines Sees, den sie „Spiegel des Mondes“ nannten – und von dort brachten sie dann eine Art grünlicher Tonerde mit an die Oberfläche, aus der sie anschliessend mit ihren Händen ein Amulett modellierten – im allgemeinen in Form eines Frosches – dass sie dann ihren Geschlechtspartnern schenkten.

Der „Muiraquitã“, wie dieses Amulett genannt wurde, war ein Glücksbringer für seinen Besitzer und imstande, auch sämtliche Krankheiten von ihm fernzuhalten oder zu heilen. Deshalb trugen es die Männer mit Stolz um ihren Hals.

Unter den Neugeborenen dieses Rituals wurden nur die weiblichen Babys in die Gemeinschaft aufgenommen – die männlichen wurden getötet oder manchmal auch an benachbarte Stämme weitergereicht. So garantierten die Amazonen das Überleben ihrer Gemeinschaft und ihrer sozialen Organisation.

Heute wird der „Muiraquitã“ als Souvenir vom Amazonas überall verkauft – er ist sehr populär geworden, wegen des Glaubens der Leute in seine Kraft, oder einfach als typischer Glücksbringer einer bestimmten Region.

Aber Vorsicht: damit der „Muiraquitã“ auch wirklich Kraft besitzt, muss er nach einem ganz bestimmten Ritual angefertigt werden – die Tonerde als Rohmaterial muss vom Grund eines Sees oder Flusses stammen, und das Amulett muss noch im Wasser seine Form erhalten, um dann an der Sonne zu trocknen.

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