Cidade Negra

Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2020

Cidade Negra“Cidade Negra” ist eine brasilianische Band, ursprünglich dem Reggae verhaftet, später mit anderen Einflüssen, wie Soul und Pop-Rock. Gegründet von Ras Bernardo (Gesang), Bino Farias (Bass) und Lazão (Percussion) – entstand die Gruppe in der “Baixada Fluminense“ (im Bundesstaat Rio de Janeiro). Ihre Texte handeln von Liebe und sozialen Problemen.

Alles entstand aus ihrem christlichen Glauben heraus, denn Bions Vater spielte Gitarre und seine Mutter sang im Chor einer örtlichen Kirche. Auch Bino war ein begeisterter Kirchgänger, und dort lernte er Da Gama und Lazão kennen – mit ihnen gründete er die Gruppe “Novo Tempo“, getrieben von einer simplen Mission: auf einem Kirchenfest aufzutreten. 1983, als sich Bernardo ihnen anschloss, nannten sie sich “Lumiar“ – die jungen Leute waren dem Rhythmus aus Jamaica verfallen, besonders Bob Marley, und der brasilianischen Musik von Tim Maia, sowie Funk und Soul der 70er Jahre. Ausserdem liebten sie die grossen Klassiker des Rock, wie zum Beispiel Led Zeppelin. Aus dieser Vereinigung der Musikstile entwickelte sich der einzigartige und unverwechselbare Sound der “Cidade Negra“.

Das erste Konzert fand 1986 im Arcadia-Theater ihrer Heimat statt, als Teil eines musikalischen Projekts, das sich “Terças Culturais“ (Kultureller Dienstag) nannte. Die Namensänderung der Gruppe “Lumiar“ geschah aufgrund einer anderen Band mit dem gleichen Namen – jetzt nannten sie sich “Cidade Negra“ (Schwarze Stadt) und ihre Proben fanden im Haus von Da Gama statt, mit geliehenen Instrumenten. Ein Dokumentarfilm der BBC London über die “Kultur in der Baixada Fluminense“ gab der Band Auftrieb – 1990 wurden sie von der CBS (später Sony Music) unter Vertrag genommen.

Gleich danach, 1991 – mit Nelson Meirelles und Eduardo Egs am Produktionstisch, erschien ihr erstes Album “Lute para Viver“ (Kämpfe um zu leben), ausgereift, mit politisierenden Texten und über das Leben und seine Lehren. Mit diesem Album landeten sie den Hit “Falar a Verdade“ (die Wahrheit sagen), ein Knaller, der in allen Radiokanälen Brasiliens explodierte und bis heute in ihren Konzerten verlangt wird. Das Album entstand unter der Mitwirkung des von ihnen verehrten Jimmy Cliff in dem Song “Mensagem“ (Botschaft).

Reggae Sunsplash Festival

Schon im darauf folgenden Jahr überschritt die Gruppe Grenzen – sie nahmen teil am “Reggae Sunsplash Festival“ in Montego Bay auf Jamaika. Dort waren sie die ersten lateinamerikanischen Musiker, die an diesem Festival teilnahmen. Nach der Rückkehr setzten sie ihre Arbeit in den Studios fort. 1992 erschien “Negro no Poder“ (Neger an der Macht), noch aggressiver politisiert, und vielleicht deshalb weniger gelobt von den Medien. Dies war die letzte CD, die Bernardo mit der Band gestaltete – er verliess sie, um eine Solokarriere aufzubauen.

1994 war ein Jahr der Veränderungen für die Gruppe. Toni Garrido, Ex-Lead-Sänger “Banda Bel“ (eine Samba-, Funk- und Soul-Band) ersetzte Ras Bernardo als Vokalist der Gruppe und zeigte bald sein besonderes Können, indem er den neuen Kompositionen seine Prägung verlieh. Zusammen mit dem erfahrenen Liminha, heute in der Produktion, entwickelte sich der Sound der Gruppe zu neuen Varianten – mehr Pop – aber ohne seine Wurzeln des Reggae und der sozialen Themen deshalb aufzugeben.

Das dritte Album “Sobre Todas as Forças“ (Über alle Kräfte) krönte die Band und garantierte ihren Erfolg mit den grossen Hits “A Sombra da Maldade“ (Schatten der Bosheit) und “Pensamento“ (Überlegung). Das Album eroberte sich sofort das Wohlwollen des Publikums, sogar derer, die bisher dem jamaikanischen Rhythmus eher kühl gegenüber gestanden hatten. Dieses Album entstand unter Mitwirkung von Shabba Ranks im Song “Downtown“. Aber der grösste Erfolg dieser CD war der romantische Song “Onde Você Mora“ (Wo wohnst Du), eine Komposition von Nando Reis und Marisa Monte. Auch Gabriel o Pensador wirkte mit an diesem Album.

Das vierte Album aus dem Jahr 1996 “O Erê“ festigte den Erfolg der Gruppe. Wieder eine Produktion von Liminha, entstand das Album unter Mitwirkung von Patra in “Realidade Virtual“ (Virtuelle Realität) und der Gruppe “Inner Circle“ im Song “Free“. “Firmamento“ und der Titel-Song “O Erê“ wurden die bedeutendsten Hits dieser CD.

1998 kam das fünfte Album der Band, unter dem Titel “Quanto Mais Curtido Melhor“ (Je länger genossen, umso besser), wieder produziert von Liminha und ein Erfolg in den Hit-Paraden mit dem Song “A Estrada“ (Die Strasse). Am Album wirkten mit Lulu Santos, mit dem Song “Sábado à Noite“ (Samstagnacht) und auch die afrikanische Sängerin Angelique Kidjo.

1999 demonstrierte das neue Doppelalbum “Hits & Dubs“ die Anerkennung der Band im In- und Ausland. Während die CD “Hits“ eine Sammlung der grössten Erfolge der Band seit ihrer Entstehung präsentierte, waren auf der CD “Dubs“ Versionen von Songs der Band zu hören, die neu gemixt waren mit einigen der grössten Namen des Reggae und des Dub, wie Lee “Scratch“ Perry, Steel Pulse und Mad Professor, sowie befreundeten Produzenten der Band wie Nelson Meirelles, Liminha und Raul Ralphes.

Im Jahr 2000 erschien ihr siebentes Album “Enquanto o Mundo Gira“ (Solange die Welt sich Dreht) auf dem Markt – vielleicht das Album mit der grössten Entfernung vom Reggae und starker Tendenz zum Pop. Auf dieser CD heben sich die Songs “A Flecha e o Vulcão“, “Podes Crer“ und “Voz do Excluído“ besonders ab, der letzte unter Mitwirkung von MV Bill.

2002, auf Einladung der MTV, stürzte sich die Gruppe ins Projekt “Acústico MTV“, aufgezeichnet in CD und DVD. Produziert von Liminha und Paul Ralphes, ist das Album eine Sammlung von grossen Erfolgen der Band in leicht retuschierten Versionen. Ausser den grossen Erfolgen präsentiert das Album die bisher unveröffentlichten Songs “Girassol“ (Sonnenblume), “Berlim“ (Berlin) und eine portugiesische Version des “Johnny be good“ von Chuck Berry, mit dem gleichen Arrangement wie in der Version von Peter Tosh. In der Akustik wirkte Gilberto Gil mit bei seinem eigenen Song “Extra“.

Nach dem akustischen Album war “Perto de Deus“ (Nahe bei Gott) das nächste Album der Band. Produziert von Paul Ralphes und erschienen im Jahr 2005, präsentiert das Album die Wurzeln des Reggae. Der Titelsong “Perto de Deus“ unter Mitwirkung von Anthony B. wurde ein Hit. Erfolg war auch den Songs “Além das Ondas“ (Hinter den Wellen), “Eu sei que ela“ (Ich weiss, dass sie) und “Homem que faz a Guerra“ (Der Mann, der den Krieg macht) beschieden, letzterer unter Mitwirkung des Rappers Rappin Hood. Das Album präsentiert auch eine Version von einem der grössten Hits Bob Marleys: “Concrete Jungle“ (Beton-Dschungel).

2006 feiert man das 20jährige Jubiläum – die Gruppe bringt ein Doppelalbum und eine Live-DVD heraus. Aufgenommen in der “Fundição Progresso“, im Stadtteil Lapa (Rio de Janeiro), präsentiert die CD 18 Titel mit den grössten Erfolgen und sieben neuen Songs, drei davon als Studio-Aufnahmen. Unter den unveröffentlichten sind zu nennen: “Bamba“ (live) und “O Paraíso tem um Tempo Bom“ (Im Paradies ist schönes Wetter), live. Auch Mitwirkende fehlen nicht: Lulu Santos und die Paralamas do Sucesso gaben dem Event zusätzlichen Glanz.

Als der erwartete Erfolg des Albums “Direto – Ao Vivo“ (Direkt – Live) ausbleibt, zieht sich die Plattenfirma SONY BMG von einer Erneuerung des Vertrages mit der Band zurück – die findet sogleich Unterschlupf bei der EMI Music und geht mit ihr das neue Projekt “Diversão – Ao Vivo“ (Unterhaltung – Live) in CD und DVD an, aufgenommen im Teatro Popular, in Niterói, am 16. August 2007 – wie die Mitglieder der Band berichten, “produziert nur so zum Spass“. In diesem Album, produziert von Nilo Romero, ehrt die Band grosse Namen der brasilianischen Musik, wie Cazuza, Chico Buarque, Jorge Ben Jor und die “Legião Urbana“ und präsentiert Neuaufnahmen grosser Hits der Brasilianischen Volksmusik (MPB) im Reggae-Rhythmus. Die Platte enthält keine neuen Songs der Gruppe.

Im April 2008 verkündete Toni Garrido seinen Abgang aus der Gruppe “Cidade Negra” – nach vierzehn Jahren der Mitgliedschaft, um sich der Superband “Fleche Black“ anzuschliessen und an einer Solokarriere zu arbeiten. Toni erfüllte noch, was in der Agenda der Band an Auftritten vornotiert war, mit seinem letzten Konzert beim “Milchfest“ in Presidente Prudente, Bundesstaat Santa Catarina, am 31. Mai 2008. Am 13. Juni desselben Jahres stellte die Cidade Negra ihren neuen Vokalisten vor.

Das war Alexandre Massau, Ex-Vokalist der Bands “Berimbrown” und “Preto Massa” aus Minas Gerais. Alexandre zog um nach Rio de Janeiro, wo er sofort seiner Karriere einen ordentlichen Schub versetzte, als er zum höchst applaudierten Ersatzmann von Toni Garrido avancierte. Sein Debut gab er dann beim “Festival de Inverno“ (Winter-Festival) der Stadt Santos Dumont, in Minas Gerais, am 29. Juli desselben Jahres, unter einem warmen Empfang des Publikums.

Fünf Monate nach dem Abgang von Toni Garrido gab der Gitarrist Da Gama auf seiner Site sein Ausscheiden bekannt, um sich eine Solokarriere aufzubauen, an der er schon eine Zeitlang gearbeitet hatte, um seine erste Solo-CD “Violas e Canções“ herauszubringen.

Nach dem Ausscheiden von Da Gama, blieb nur noch ein Trio zurück, mit Alexandre, Lazão und Bino. Es fanden sich die Gitarristen Alexandre Prol und Egler Bruno, beide erfahrene Musiker in diversen Stilarten, die dem Sound eine besondere Prägung verliehen. Die Formation wurde ergänzt von dem Keyboarder Alex Meirelles, der bereits seit Jahren die “Cidade Negra“ unterstützte.

Nach fast zweieinhalb Jahren Abwesenheit, im Januar 2011, kehrte Toni Garrido zurück, um sich an bestimmten Shows der Band zu beteiligen. Allerdings fand seine offizielle Neueingliederung erst Ende 2012 statt, als er sich an den Aufnahmen des Albums “Hei, Afro“! beteiligte, das im März 2013 erschienen ist.

Diskografie der Cidade Negra
  • Hei, Afro! (2013)
  • Que Assim Seja (2010)
  • Perto de Deus (2005)
  • Enquanto o Mundo Gira (2000)
  • Quanto Mais Curtido Melhor (1998)
  • O Erê (1996)
  • Sobre Todas as Forças (1994)
  • Negro no Poder (1992)
  • Lute para Viver (1990)
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