Oft macht allein das Befahren bestimmter Strassen wegen ihrer besonderen Naturschönheiten den Reiz einer Auto- oder Motorradreise aus. Wer gerne ein Auto oder ein Motorrad steuert, der weiss, was ich meine, und für den ist zum Beispiel die berühmte Strecke von Rio nach Santos (im Bundesstaat São Paulo) – entlang der vom Atlantischen Regenwald eingerahmten Meeresküste ein solcher Reiz. Motorrad-Fans bieten sich Optionen, wie die Überquerung nach Ilhabela – und einmal dort, kann man per Motorrad eine abenteuerliche Inselumrundung anschliessen.
Wem es Spass macht, öfter mal anzuhalten, um in Ruhe ein lokales Menü und die schöne Landschaft zu geniessen, der hat idyllische Optionen auf der Strecke zwischen Alagoas und Maragogi. Für eine kurvenreichere, längere Strecke suchen Sie sich am besten die “Rota dos Inconfidentes“ in Minas Gerais aus, mit so antiken Strassen (um nicht “vergammelt“ zu sagen) wie die Geschichte dieser Region.
Wie schon gesagt: Manchmal liegt allein im Befahren bestimmter Strecken und Strassen der besondere Reiz – und in Brasilien fast immer auch das Abenteuer! Wählen Sie sich eine Strecke aus unseren Beschreibungen, und dann erleben Sie Brasilien per Motorrad oder im Auto.
Von Ilhéus nach Itacaré
Diese Strecke zwischen diesen beiden Städtchen ist nicht besonders lang – etwa 70 Kilometer. Das Besondere an ihr ist ihr Verlauf direkt am Meer entlang. Und weil es eine leicht zu fahrende Strecke ist, kann man sich an all den vielen Schönheiten der Landschaft unterwegs erfreuen – man wird Tieren begegnen, die vom Aussterben bedroht sind, den Wasserfall “Cachoeira do Tujuípe“ bewundern können und den Strand “Serra Grande“, ideal für einen Pit-Stop und viele Fotos.
Historische Städte in Minas Gerais
Eine Strecke für die Abenteurer unter Ihnen, wenn man bedenkt, dass es in diesem Fall nur wenige Doppelpisten gibt, dafür aber viele Kurven. In den meisten Fällen bietet sich die BR-040 zur Anfahrt der historischen Städte an. Unter den Zwischenstopps sollte man das Essen in Tiradentes erwähnen, besonders zur Zeit des Gastronomie-Festivals (im August), und das Automobil-Museum in Bichinho, und ein “Frango com Quiabo“ oder “Ora-pro-nobis“, wo immer Sie Halt machen wollen.
Von São Paulo nach Rio de Janeiro auf der “Via Dutra“
Vielleicht die ungewöhnlichste Option unter unseren Vorschlägen. Und obwohl die “Via Dutra“ sicher nicht die beste Strecke ist, (wegen vieler LKWs, eng an einigen Stellen und ohne Blick aufs Meer), hat sie doch Optionen, die man an anderen Strassen eben nicht findet. Liebhaber sakraler Kunst können durch Guaratingetá fahren, dem Geburtsort von Frei Galvão. Gourmets können zwischen dem “Casa da Picanha“ (Haus des Picanha-Rindfleischs), in Seropédica (schon im Bundesstaat Rio), und der “Cervejaria do Gordo“ (Bierkneipe des Dicken) in Lorena (im Bundesstaat São Paulo) wählen. Die “Via Dutra“ ist 475 Kilometer lang.
Von São Paulo nach Rio de Janeiro auf der “Rio-Santos”
Diese Strecke ist eine der berühmtesten Routen Brasiliens – und sie hat ihre Reize immer noch nicht verloren. Von der einen Grossstadt zur andern – oder zurück – gibt es eine Serie von Stränden die sich als Postkartenmotive anbieten und dazwischen historische Fischerkommunen und Kolonialörtchen (zum Beispiel “Paraty“ oder “Angra dos Reis“ – die Strände “Toque-Toque Pequeno“ und “Toque-Toque Grande“ in São Sebastião). Die Service-Struktur ist ebenfalls gut an den meisten Stellen. Im Bundesstaat Rio de Janeiro lohnt es sich, einen der vielen Ausflüge aufs Meer zu machen – zum Beispiel ist der Besuch der “Ilha Grande“ ein Abenteuer für sich – oder eine Umrundung der Insel in einem antiken Schoner. Ein besonderer Boots-Trip ist auch der zur “Praia Grande“ – ein Strand mit glasklarem Wasser, an dem viele brasilianische Novelas gedreht wurden.
Ilhabela – die “Schöne Insel”
Ideal für Motorrad-Entusiasten, am besten in einer Gruppe! Die Insel ist ein beliebtes Ausflugsziel für Biker – man sieht hier Bike-Modelle aller Art und Ausführungen. Untertags macht es besonderen Spass, von einer Inselspitze zur andern auf dem Asphalt entlang zu brettern – direkt vor dem Meer. Am Nachmittag geniesst man den herrlichen Sonnenuntergang von einem Platz in “Vila Bela“, der “Praça Coronel Julião“ heisst. Und je nach Ihrem Durchhaltevermögen können Sie auch noch die Nacht dranhängen, denn die ist ebenfalls bewegt und voller seltener Genüsse. Aber Sie sind ja motorisiert, also liegt hier alles in unmittelbarer Nähe.
Serra Gaúcha
Darunter versteht man ein Mittelgebirge im Süden Brasiliens, das den Bundesstaat Rio Grande do Sul vom Bundesstaat Santa Catarina trennt – mit erlebenswerten Eindrücken sowohl von der Natur als auch von dem eigenwilligen Menschenschlag, den “Gaúchos“. Beginnen Sie den Ausflug im Zentrum der Hauptstadt Porto Alegre in Richtung auf das “Casa de Cultura Mario Quintana“ (Haus der Kultur). Nach einem deftigen Frühstück sind Sie richtig wach und fahren weiter nach “Bento Gonçalves“, einem bekannten Weinort – Sie werden die Weinberge überall in dieser Gegend entdecken. Weiter nach “Gramado“ – einem beliebten Ort, dessen Architektur von Bayern inspiriert ist, mit Restaurants, die in der kalten Jahreszeit mit Kaminfeuer beheizt werden (besonders für Brasilianer ist dieser Ort etwas Exotisches!) Aber halten Sie sich nicht zu lange dort auf, denn Sie sollten möglichst noch bei Tageslicht den Wasserfall “Cascata do Caracol“ im Nachbarort “Canela“ erreichen – 131 Meter in freiem Fall stürzt hier das Wasser über eine Felsenbarriere – mit einem Sessellift können Sie dicht an ihn heranschweben!
Von Maceió nach Maragogi
Diese Strecke liegt im Bundesstaat Alagoas (Nordostbrasilien). Die Stadt Maceió ist eine gute Option für denjenigen, der nicht weit laufen will, um ins Meer oder wieder zu seinem Fahrzeug zu kommen. Die Mehrzahl der Restaurants liegt ebenfalls in Strandnähe – oder höchstens zwei Blocks davon entfernt. Wenn Sie dann die Strecke auf der Strasse AL-101 angehen, geht vom durch Kokospalmen gefilterten Blick aufs Meer eine geradezu therapeutische Wirkung aus. In “São Miguel dos Milagres“, schon in der Nähe von Maragogi, werden Sie die Riffe und einsamen Strände faszinieren. Mit ein bisschen Glück werden Sie Paare von Seekühen dort entdecken. Weitere Optionen in diesem Gebiet sind vorgelagerte Inseln, die man per “Jangada“ (Balsafloss) erreichen kann – sprechen Sie mal die einheimischen Fischer darauf an. Im Örtchen “São Bento“ versäumen Sie nicht, die berühmten “Bolinhos de Goma“ – “Sequilho de Manteiga“ und “Leite de Coco“ zu probieren – der Ort liegt etwa 4 km vor Maragogi.
Von Monte Verde nach Penedo (Serra da Mantiqueira und Serra da Bocaina)
“Monte Verde” liegt im Bundesstaat Minas Gerais, fast an der Grenze zum Bundesstaat São Paulo, im Mittelgebirge “Serra da Mantiqueira“ – während “Penedo“ sich bereits im Bundesstaat Rio de Janeiro befindet – dies ist also eine Strecke von West nach Ost und führt durch gebirgiges Terrain voll überraschender Naturschönheiten.
Von São Paulo aus erreichen Sie über die Fernstrasse “Fernão Dias“ das kleine Bergstädtchen “Monte Verde“ nach einer Anfahrt von 165 Kilometern, deren letztes Stück über eine prekäre Landstrasse führt, die aber herrliche Natur ringsum bietet. Am besten übernachten Sie dort, denn der kleine Ort hat allerhand Sehenswertes zu bieten – besonders natürlich für die Stadtbrasilianer – für die ist das dort übliche Fondue ein exotisches Abendessen. Aber auch Ihnen wird ein Ausritt zu Pferd oder die Erkundung der Landschaft mit einem “Quadriciclo“ sicher gefallen – oder steigen Sie mal auf einen der zahlreichen Gipfel ringsum – die Aussicht ist atemberaubend. Wenn Sie dann Monte Verde verlassen, fahren Sie durch Campos de Jordão hindurch – sehr überlaufen von Touristen, also gleich weiter – es lohnt sich, stattdessen, sich im Nachbarort “Santo Antônio do Pinhal“ das Kunsthandwerk anzusehen! Und dann nehmen sie die lange Erdstrasse nach Penedo unter die Räder – einer finnischen Kolonie. Hier entdeckt man allenthalben Referenzen des Sankt Nikolaus – nun, Sie wissen ja sicher, dass die Finnen für sich in Anspruch nehmen, diesen “guten alten Mann vom Nordpol“ zuerst in Finnland kreiert zu haben. Sie können Fotos machen von einer Replika seines Original-Hauses in Finnland – und danach werden Sie ihren Neffen und Enkeln wahrscheinlich ein paar neue Geschichten von diesem Wohltäter der Kinder erzählen können.
Von João Pessoa nach Porto de Galinhas
João Pessoa ist die Hauptstadt des Bundesstaates Paraíba, in Nordostbrasilien, und Porto de Galinhas ein ehemaliger Fischerort im Bundesstaat Pernambuco – 185 Kilometer weiter südlich.
João Pessoa ist über und über grün – die brasilianische Stadt mit den meisten Grünflächen überhaupt – ausserdem herrliche Strände und Dünen am Meeressaum. Hier gibt es viel zu sehen und zu erleben. Erkundigen Sie sich am Strand “Praia de Camboinha“ über die jeweiligen Gezeiten – bei Ebbe (etwa 5 Stunden täglich) kann man nämlich zur “Ilha de Areia Vermelha“ (Insel des roten Sandes) wandern! Eine weitere Option – ebenfalls saisonbedingt – ist das Erlebnis des Sonnenuntergangs am Strand “Praia do Jacaré“ mit der musikalischen Untermalung des “Bolero von Ravel“ (dargeboten von dem Instrumentalisten “Jurandy do Sax“ aus der Bar “Golfinho“).
Von João Pessoa nach Porto de Galinhas nehmen Sie die Strasse PE-060 – nicht die allgemein übliche BR-101. Diese kleine, antike Landstrasse führt zwischen Zuckerrohrplantagen hindurch. Und in Porto de Galinhas angekommen – wo einst die Galeeren mit frisch aus Afrika importierten Sklaven anlegten – lassen Sie den Wagen stehen und mieten Sie sich einen Buggy, mit dem sie die herrlichen Sandstrände dieser Region erkunden können.