Gründung: 1714
Lage: 910 Meter über Meer
Bevölkerungszahl: 81.918 (Stand 11/2007)
Grösse/km2: 1.464 km2
Bevölkerungsdichte/km2: 55,95 Einw./km2
Regenzeit: November bis Januar
Die historische Stadt liegt 185 km von Belo Horizonte – am Fuss der Serra do Lenheiro. Wer von Rio de Janeiro nach Belo Horizonte fährt, für den liegt São João del Rei schon fast auf halbem Weg – sie ist die südlichste der Barock-Städte. Auf 910 m Höhe, sichert sich das Städtchen einen bescheidenen Wohlstand durch Bergbau und Industrie – letztlich auch mit einem ebenso bescheidenen Tourismus – hier findet man, unter anderem, ein paar der sehenswertesten Kirchen Brasiliens. Der alte Stadtkern ist es, der den Besucher in seinen Bann zieht.
Am 12. Oktober 1708 unterzeichnete der Bandeirante „Manuel Borba Gato“ eine Ausweisung des portugiesischen Viehzüchters und Möchtegern-Goldschürfers „Nunes Viana“ aus dem Territorium von Minas Gerais und löste damit den ersten Bürgerkrieg der brasilianischen Kolonialgeschichte aus – genannt „Guerra dos Emboabas“ (1708-1710).
Grund: die aus São Paulo stammenden Bandeirante und anderen Pioniere, welche das erste Gold in Minas Gerais entdeckt hatten, beanspruchten die Administration der Minen allein für sich – und hatten, als geborene Brasilianer, besonders die eingeplackten Portugiesen auf dem Kieker, die sich mit ihrem arroganten Herrschaftsgehabe überall die besten Pfründe zu sichern trachteten. Die Bandeirantes nannten sie abfällig „Emboabas“. Jener ausgewiesene „Nunes Viana“, ein reicher Grossgrundbesitzer aus Bahia, stellte sich an die Spitze derjenigen, die man ebenfalls aus den Minengebieten vertrieben, oder denen man den Zugang verwehrt hatte – und das waren nicht wenige. Nach dem Beispiel von „Borba Gato“ machte man in allen Minengebieten von Minas Front gegen die „Emboabas“ und dieser Aufstand eskalierte zum ersten Krieg der brasilianischen gegen die portugiesischen Bürger.
Was nun die Region des heutigen São João del Rei betrifft – das damals noch den Namen „Arraial Novo do Rio das Mortes“ trug – so spielte sich dort, am Ufer des Rio das Mortes, das grösste Drama des Emboaba-Krieges ab: die Gefolgsleute des „Nunes Viana“ überfielen die Bandeirantes und Paulistas überraschend während ihrer Schürfarbeit im Fluss und schlachteten sie ab – die Geschichte spricht von „300 Toten, die den Fluss hinabtrieben“ – das war im Januar 1709. Erst dem neuen Gouverneur „Antônio de Albuquerque Coelho de Carvalho“ gelang im Jahr 1710 die Wiederherstellung des Bürgerfriedens.
Trotz dieser Unbilden entwickelte sich das „Arraial“ und wurde in den Stand einer „Vila“ (Kleinstadt) im Jahr 1713 erhoben, unter dem neuen Namen „São João del Rei“ – zu Ehren des Dom João V. von Portugal.
1721 errichtete man den Opfern des Emboaba-Krieges die erste Kirche, die „Catedral de Nossa Senhora do Pilar“, und um sie herum entwickelte sich die Kleinstadt, die im Jahr 1774 schon zu einer ansehnlichen Stadt herangewachsen war, dessen wohlhabende Bürger dem Meister Aleijadinho Gelegenheit gaben, sein Können an der Fassade der Kirche „São Francisco de Assis“ (1774) unter Beweis zu stellen – eins seiner grossen Werke, mit vielen kreativen Details – einzigartige Dokumente dieses eigenwilligen Genies.
Der Weg zu ihr führt über eine der den „Corrego do Lenheiro“ überspannenden Steinbrücken, aus dem 18. Jahrhundert – zum Beispiel der so genannten Gefängnisbrücke – der „Ponte da Cadeia“. Gleich auf der anderen Seite erblickt man den massigen Kolonialbau der Präfektur und nach einem Spaziergang, während dem man die historische Atmosphäre in den Gassen, an den Brunnen und auf den alten Plätzen auf sich wirken lassen sollte.
Sehenswert in São João del Rei sind ausserdem:
Die „Igreja Nossa Senhora do Carmo“ (1732), mit einem unvollendeten Christus in der Sakristei, dessen Künstler unbekannt ist. Zwei wertvolle Malereien in der „Capela-Mor“ des Künstlers „George Grimm“ (Largo do Carmo).
Das „Museu de Arte Regional do Património Histórico„. Hinter diesem Zungenbrecher verbirgt sich das beste Museum von Minas Gerais: In einer gut restaurierten Kolonialvilla sind die erste und zweite Etage der sakralen Kunst und die dritte dem Handwerk gewidmet.
Die „Mina de Ouro Tancredo Neves“ ist ein schmaler Spalt, der 53 Meter tief in einen Felsen führt. Abgesehen von dem atemberaubenden Abstieg, ist diese Goldmine ein interessantes Beispiel für die hiesigen Bergbautechniken und sehr eindrucksvoll.
Besonders sehenswert ist auch das „Museu Ferroviário“ (Eisenbahn-Museum). So richtig etwas für Eisenbahn-Freaks: Im mit viel Aufwand akribisch restaurierten Original-Bahnhof von 1880 untergebracht, gibt es hier unter zahlreichen interessanten Ausstellungsstücken auch 16 Dampfloks in erstaunlich gutem Zustand sowie einen dampfbetriebenen Maschinen-Park – alles noch in Betrieb. Das Museum und der Bahnhof sind Teile eines 35.000 Quadratmeter grossen Areals mit vielen historisch bedeutsamen Gebäuden, die alle mit der „Brasilianischen Geschichte der Eisenbahn“ verbunden sind, die hier in São João del Rei unter der Flagge der „Companhia Estrada de Ferro Oeste de Minas“ am 2. Februar 1878 ihren Anfang nahm.
Die Fahrt mit einer Original-Dampfeisenbahn (Maria Fumaça) ist ein Hochgenuss – über die malerische Strecke zwischen São João del Rei und dem Nachbarort Tiradentes (13 Kilometer – von ehemals 700 km der Strecke zwischen dem Rio Grande im Süden und dem Rio São Francisco im Norden), die von der brasilianischen Eisenbahngesellschaft exklusiv für touristische Zwecke in Betrieb gehalten werden.
Die kleine Dampfeisenbahn verkehrt seit 1881 ununterbrochen – mit denselben Lokomotiven und denselben Waggons – auf einer 76 cm Schmalspur. Höchstgeschwindigkeit ist 25 Kilometer/Stunde, die Strecke wird mit diesem nervenschonenden Tempo in 40 Minuten zurückgelegt – ein wahrer Leckerbissen für Freunde alter Eisenbahnen!
Während der Fahrt, die im Original-Bahnhof von São João del Rei um 10:00 früh beginnt, entdeckt man, dass die Wasser des Rio das Mortes die kleine Dampfeisenbahn an ihrem Ufer begleiten – die Landschaft ringsherum ist berauschend schön. Aus den Fenstern der Waggons entdeckt man grünes Hügelland mit kleinen Fazendas dazwischen und Landarbeitern, die ihre Hand zum Gruss heben, wenn der Maschinist sie mit dem klagenden Stöhnen der Dampfpfeife grüsst.
Wenn man sich dann in einer Kurve aus dem Fenster lehnt und die dicke graue Rauchsäule aus dem Schornstein quellen sieht – das gleichmässige Rattern der Eisenräder und ihre Dampfpfeife dazwischen – dann ist man plötzlich wieder Kind und will unbedingt Lokomotivführer werden.
Die Eisenbahn fährt nur Freitags, Samstags, Sonntags und an Feiertagen, um 10:00 und um 14:15 von São João del Rei aus – und zurück, von Tiradentes aus, um 13:00 und 17:00.
Für die Besichtigung von Tiradentes kann man entweder zwei Stunden am Vormittag planen oder drei Stunden am Nachmittag. Besser wäre allerdings, wenn man die Bahn um 10:00 nimmt und mit der zweiten um 17:00 zurückfährt. Was Sie in Tiradentes erwartet, lohnt diesen Aufenthalt bestimmt!