Der brasilianische Sänger und Komponist Alceu Paiva Valença wurde am 1. Juli 1946 in São Bento do Una, im Bundesstaat Pernambuco geboren. Seine Heimat ist das Grenzgebiet zwischen dem halbtrockenen “Sertão“ und der “Zona agreste“ (einer landwirtschaftlich genutzten Übergangszone). Er wuchs auf, umgeben von “Maracatus, Cocos“ (den typischen folkloristischen Events des Landesinnern) und “Repentistas de Viola“ (wandernde Sänger, von denen die fern der Städte lebenden Landleute die neuesten Nachrichten per Gitarre-Untermalung erfuhren – ähnlich der Bänkelsänger des europäischen Mittelalters).
Alceus Begeisterung für die Musik fängt bereits in früher Kindheit an, eben durch die Begegnung mit jenen “Bänkelsängern“, die sich besonders auf den Wochenmärkten unter freiem Himmel zu präsentieren pflegten. Jackson do Pandeiro, Luiz Gonzaga und Marinês – drei der bedeutendsten Verbreiter der musikalischen Kultur des Nordostens, wurden zu seinen Vorbildern. Zuhause unterstützte sein Grossvater, Paulo Alves Valença, seinen Hang zur Musik – er war “Poeta und Violeiro“ (Dichter und Gitarrist).
Im Alter von zehn Jahren begibt er sich in die Grossstadt Recife, wo er mit der urbanen Kultur in Kontakt kommt – er hört die Musik von Orlando Silva und Dalva de Oliveira, abwechselnd mit den Rhythmen von Little Richard, Ray Charles und anderen Ikonen der so genannten ersten Generation des Rock’n’Roll.
Nachdem er gerade sein Rechtsstudium beendet hat, im Jahr 1969, entschliesst er sich, die ihm offen stehende Laufbahn als Rechtsanwalt und Journalist aufzugeben – er war nach seinem Studium erst einmal beim “Jornal do Brasil“ als Korrespondent angestellt worden – und setzt auf eine Karriere in der Musik.
1971 geht er, zusammen mit seinem Freund und Förderer, Geraldo Azevedo, nach Rio de Janeiro. Dort nehmen sie zusammen an Universitäts-Festen teil, erscheinen auf den Bühnen verschiedener TV-Kanäle – vornehmlich des TV-Tupi in der Sendung “Planetário 1“. Aber nichts geschieht. Besonders enttäuschend ist, dass die Begleitorchester nicht in der Lage sind, die Arrangements ihrer nordost-typischen Songs zu interpretieren, also begleiten sie sich selbst, mit Gitarre und Elektrobass – später benutzen sie einen elektrischen Synthesizer bei ihren Darbietungen.
1972 nimmt Alceu Valença seine erste Platte an der Seite seines Freundes auf, die seine Musik-Karriere begründete: “Alceu Valença e Geraldo Azevedo“, im Verlag der “Copacabana Records“.
Im Februar 1975 beteiligt er sich an dem “Festival Abertura”, veranstaltet vom TV-Kanal Globo, in Rio de Janeiro – mit dem Song “Vou Danado pra Catende“ – und er erhält dafür von der Juri den Preis “Beste musikalische Entdeckung“. Er gibt sein Debut in der Show “Vou Danado pra Catende“, im Theater Tereza Rachel, in Copacabana, die sich in das Repertoire seiner ersten Life-Platte verwandelt, unter dem Titel “Vivo“, erschienen im folgenden Jahr im Label Som Livre.
1978 begibt sich Alceu auf eine Tournee durch verschiedene brasilianische Städte mit dem “Projekt Pixinguinha“ – er teilt die Bühne mit Jackson do Pandeiro. Er präsentiert sein Repertoire der Platte “Espelho Cristalino“ (erschienen 1977) in der Show “Alceu Valença en noite de black-tie“.
1979 präsentiert er eine kleine Reihe von Shows unter dem Titel “Alceu Valença em noite de au revoir”, in der Schule für Visuelle Kunst, in Rio de Janeiro, bevor er sich für eine Zeitlang von seinem Publikum verabschiedet – er reist nach Frankreich, wo er eine europäische Tournee in Paris, im Theater “Campagne Première“ beginnt. Dort macht er auch die Aufnahmen zur Platte “Saudades de Pernambuco“ (die in Brasilien nie erschien), und bereist anschliessend einige europäische Städte wie Lyon (Frankreich), Nyon (Schweiz, um dort am Nyon Folk Festival teilzunehmen), Deutschland – und er nimmt noch eine Show für die RTF (Radio Television Française) auf. Zurück in Brasilien präsentiert er in Teatro Ipanema (Rio) die Show “O Cantador“.
1980 erscheint im Ariola-Verlag die LP “Coração Bobo“, deren Titelsong gleichen Namens ein Hit in allen Radiokanälen des Landes wird und den Namen Alceu Valença endlich dem ganz grossen Publikum erschliesst. Daraufhin präsentiert er sich in verschiedenen Bundesstaaten des Landes.
Auch 1982 gelingt ihm mit “Cavalo de Pau“ (Ariola) einer seiner grössten Hits. Zum ersten Mal in der Karriere von Alceu Valença erreicht eine seiner Plattten die magische Auflage von 500.000 Kopien innerhalb weniger Monate – ein grosser Erfolg für die damalige Zeit. Im Juli präsentiert er seine Komposition beim Festival de Montreux, in der Schweiz, anschliessend ist er für Shows in Portugal und Frankreich verpflichtet.
1987, nach dem Erscheinen von “Leque Moleque” und einer Tournee durch Brasilien, wird er in die USA eingeladen und präsentiert sich in der berühmten Carnegie Hall in New York.
1988 – die in Rio de Janeiro life aufgenommene Show “Oropa, França e Bahia“ wird von der RCA in eine LP verwandelt und kursiert in verschiedenen brasilianischen Städten. Im Ausland geht es nach Paris, Stuttgart, München, Frankfurt, Köln, Hamburg und Wien.
1992 – Der Verlag EMI bringt “7 Desejos“ heraus, und es folgt eine brasilianische Tournee. In Rio de Janeiro erblickt Juliano Miranda Valença das Licht der Welt, zweiter Sohn von Alceu mit Daniela Miranda, seiner zweiten Ehefrau.
1996 nimmt Alceu an der Seite von Geraldo Azevedo, Zé Ramalho und Elba Ramalho an einer Reihe von Shows teil, unter dem Titel “O Grande Encontro“, die durch diverse brasilianische Hauptstädte führt und vom Label BMG in einem Album mit demselben Titel verewigt wurde.
Im Juli 2000 beteiligt sich der Sänger und Komponist an der Nacht “Pernambuco em canto: carnaval de Olinda“, beim Festival de Montreux (Schweiz), an der Seite von Elba Ramalho, Geraldo Azevedo, Naná Vasconcelos und Moraes Moreira.
Im Mai 2003 macht er Aufnahmen zu einem neuen Life-Projekt in Rio de Janeiro (Indie Records), für das er verschiedene Hits in einem Album vereint und, zum ersten Mal, in DVD. Im Juli wird er mit dem Preis “Prêmio Tim de Música Brasileira“, in der Kategorie “Bester regionaler Sänger“, für sein Album “De Janeiro a Janeiro“, geehrt – in einer Zeremonie im Teatro Municipal von Rio de Janeiro. Noch im gleichen Monat erscheint sein Album “Ao vivo em todos os sentidos“, und im August kommt die DVD des gleichen Projekts hinterher.
Im Jahr 2009 arbeitet er an seinem Film “Cordel Virtual“ (das Fernglas der Zeit) – ein Musical, das keine Linie traditioneller Musicals verfolgt. Eigentlich ist es ein Abtauchen in Alceus Kindheit, in seine Vergangenheit, und es hat die musikalische Untermalung der Strassen des Nordostens, der anonymen Bänkelsänger, der Gitarristen und ihrer Eroberungen, der blinden Marktschreier, der Musik von Luiz Gonzaga und Jackson do Pandeiro, der Sambas der 1950er Jahre, und der zeitgenössischen brasilianischen Musik.
2011 bringt Universal Music die Sammlung “Alceu Valença – dois lados“ heraus – Alceus zwei Seiten – auf zwei CDs. Die eine präsentiert seine Seite als Sänger der eigenen Kompositionen und der Songs anderer Kollegen der brasilianischen Musik. Die zweite CD enthält nur eigene Kompositionen, präsentiert von grossen Interpreten der MPB.
2012 wirkt er mit an der CD “Luiz Gonzaga – Baião de Dois“, erschienen bei Sony Music, und produziert von dem Sänger Fagner, zu Ehren der hundertjährigen Geburtstages des “Königs des Baião“. Die Platte enthält 15 von Luiz Gonzaga interpretierte Kompositionen, digital aufbereitet in Duetten mit berühmten Namen, wie Alceu Valença, Zélia Duncan, Amelinha, Zeca Pagodinho, Alcione, Dominguinhos, Chico César, Zeca Baleiro, Ivete Sangalo, Fagner und Jorge de Altinho.
2014 präsentiert Alceu Valença in Rio de Janeiro seine neue Show “Carnavalença“, ein karnevalistisches Fest, in dem er Hits seiner Karriere mit dem klassischen Repertoire des pernambukanischen Karnevals mischt. An der Show wirkten mit die lokalen Gruppen “Orquestra Voadora“ und “Bloco do Sargento Pimenta“. Im gleichen Jahr erscheint die CD “Amigo da Arte“, mit einem karnevalistischen Repertoire, und Alceu glänzt als Regisseur des Films “A luneta do tempo“, der sich um den Preis des “Besten Films des Jahres“, beim Gramado-Festival, bewirbt. Der Spielfilm, dessen Thema die Geschichte von Lampião und Maria Bonita mit den Legenden und der Folklore der nordöstlichen Kultur kombiniert, hat zirka vierzehn Jahre zu seiner Vollendung gebraucht.
Für den Tonträger präsentierte Alceu Kompositionen wie “O sertão precisa é disso“, “Senhora Dona“, “Estreia tão bonita“, “Pra sede queremos aguardente“ und viele mehr. Ebenfalls 2014 erscheint die DVD “Alceu Valença sinfônico”, aufgenommen während seines Konzerts “Valencianas”, in dem er vom Orchester aus Ouro Preto begleitet wurde – Dirigent Rodrigo Toffolo. Das Projekt enthält eigene Kompositionen in verschiedenen Rhythmen, wie Frevo, Xote und Maracatu, mit Klängen klassischer Musik.
Diskografie von Alceu Valença
- Amigo da Arte (2014)
- Ciranda Mourisca (2008)
- Na Embolada do Tempo (2004)
- De Janeiro a Janeiro (2002)
- Forró Lunar (2001)
- Forró de Todos os Tempos (1998)
- Sol e Chuva (1997)
- Maracatus, Batuques e Ladeiras (1994)
- 7 Desejos (1991)
- Andar Andar (1990)
- Leque Moleque (1987)
- Rubi (1986)
- Estação da Luz (1985)
- Mágico (1984)
- Anjo Avesso (1983)
- Cavalo de Pau (1982)
- Cinco Sentidos (1981)
- Coração Bobo (1980)
- Saudade de Pernambuco (1979)
- Espelho Cristalino (1977)
- Molhado de Suor (1974)
- A Noite do Espantalho (1974)
- Alceu Valença & Geraldo Azevedo (1972)