Aus der Geschichte des Bundesstaates Ceará

Zuletzt bearbeitet: 11. Dezember 2020

Die Kolonialzeit
„Ceará“ taucht zum ersten Mal in den historischen Aufzeichnungen Brasiliens auf, als im Jahr 1535 verschiedene brasilianische „Provinzen“ vom portugiesischen König Dom João III als Erbgüter an ihre neuen Herren verteilt wurden und die „Capitania Siará“, wie sie damals hiess, fiel an einen gewissen Adeligen mit Namen Antônio Cardoso de Barros, der sich aber überhaupt nicht über die Aussicht freute, einen Posten als Gouverneur von „Siará“ in Nordostbrasilien antreten zu müssen. Stattdessen zog er es vor, Karriere in Brasiliens Hauptstadt und lebenslustigem Zentrum Südamerikas – in Bahia – zu machen, wo er es zum „Provedor-mor“ (rechte Hand des Gouverneurs) brachte. Seine Undankbarkeit sollte bald ihren Lohn finden:

Als er 1556, zusammen mit dem Bischof D. Pedro Fernandes Sardinha, Bahia verliess und sich zu einem Besuch in Portugal einschiffte, lief der Segler auf der Höhe von Alagoas auf Grund, und der portugiesische „Fidalgo“ sowie der katholische Bischof wurden, mit noch anderen Schiffbrüchigen, von den „Caeté-Indianern“ verspeist. Dieses Unglück war der Grund, dass „Siará“ noch während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Hand seiner natürlichen Herren verblieb – den „Tupi-Indianern“, an der Küste, und den „Tapuias“ im Landesinnern.

1603
Pêro Coelho de Sousa, ein adliger Kapitän von den Azoren, der in „Siará Mirim“ (Rio Grande do Norte) stationiert ist, wird beauftragt, „Siará Grande“ zu kolonisieren. Er organisiert die erste Expedition ins Landesinnere von Ceará, unter grossen Entbehrungen. Seine Männer leiden Hunger und Durst, sein älterer Sohn, ein Kind von acht Jahren, den er mitgenommen hat, hält das nicht durch und stirbt unterwegs. Die Route der Expedition: „Rio Jaguaribe, Barra do Ceará, Outeiro dos Cocos, Enseada Grande, Jericoacoara“.

Für seinen König hat sich allerdings die Expedition gelohnt: Pêro Coelho de Sousa und seine Getreuen stossen am 19. Januar 1604 am Fuss der „Serra Ibiapaba“ auf feindliche Indianer, unter ihrem Häuptling „Juripariguaçu“, und Franzosen, unter „Adolphe Membille“, die von Maranhão aus in Ceará eingedrungen sind, sie schlagen sich prächtig und treiben die Franzosen wieder zurück nach Norden, wo sie in den folgenden Jahren am jenseitigen Ufer des „Rio Punaré“ (heute Rio Parnaíba) von den Portugiesen in Schach gehalten wurden.

1607
Am 20. Januar gehen in Recife/Pernambuco zwei Jesuiten – Francisco Pinto und Luís Figueira – an Bord eines Schiffes mit Kurs „Siará Grande“. Sie erreichen die Bucht von „Parazinho“, an der Küste von Ceará, am 2. März und marschieren dann los in Richtung der „Serra Ibiapaba“, wo sie eine Missionsstation gründen, die am 11. Januar 1608 von Indianern überfallen wird. Nur Luís Figueira kommt mit dem Leben davon.

1611
Ein junger Mann, Martim Soares Moreno, der schon mit 17 Jahren an der Expedition von Pêro de Coelho teilgenommen hatte, geht zum zweiten Mal in Ceará an Land, zusammen mit sechs Soldaten und dem Pater Baltasar João Correia. Er trifft sich mit einem der mächtigsten Indianerhäuptlinge, mit Namen „Jacaúna“, mit dem ihn seit seiner damaligen Expedition (1603) eine Freundschaft verbindet, die sich jetzt als sehr wertvoll erweisen sollte.

Moreno selbst berichtet in seinen Aufzeichnungen „Relação do Siará“: dass er sich so gut mit seinen eingeborenen Freunden verstand, weil er jeden ihrer „Spässe“ einfach mitmachte: Seinen Bart abrasierte, nackt umherlief, sich mit „Jenipapo“ bemalte, wie seine Freunde, und sogar lernte, mit Pfeil und Bogen umzugehen. Der berühmte brasilianische Romancier „José d’Alencar“ (geb. 1887 in Messejana/Ceará) hat Morenos Bericht seinem bekanntesten Roman „O Guerreiro Branco“ (der Weisse Krieger) zugrunde gelegt und die Indianerin „Iracema“, als Morenos grosse Liebe unsterblich gemacht.

1612
Am 20. Januar beginnt Martim Soares Moreno mit dem Bau des Forts „São Sebastião“ an der „Barra do Ceará“.

1619
Anlässlich eines Besuchs in Portugal wird ihm von der Krone der Titel „Senhor da Capitania do Ceará“ verliehen, dem er lange Jahre vor Ort grosse Ehre macht, bis er, hochbetagt, schliesslich in seine Heimat Portugal zurückkehrt, aber eine gut funktionierende „Capitania do Siará“ zurücklässt. Martim Soares Moreno war der wahre Gründer von Ceará!

Wenn wir jetzt einen grossen Sprung über fast 3 Jahrhunderte machen, dann nicht deshalb, weil in Ceará während dieser Zeit nichts Wesentliches passiert wäre, aber diese eher gesellschaftspolitischen Begebenheiten sind wahrscheinlich relativ irrelevant für jemanden, der an Brasilien, und speziell an seinem Nordoststaat Ceará, touristisch interessiert ist. Also wollen wir es bei ein bisschen Hintergrundwissen aus der „Kolonialepoche“ belassen und nehmen den Faden ab dem 20. Jahrhundert wieder auf, mit den Geschehnissen, die für Ceará gravierende Bedeutung hatten.

Aus Ceará sind einige der bedeutendsten intellektuellen Persönlichkeiten der brasilianischen Geschichte hervorgegangen und auch einige der grössten Kämpfer für die Menschenrechte. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hatten die Zeitungen in Fortaleza nur zwei grosse Themen, mit denen sie die öffentliche Meinung beschäftigten: „Die Schaffung der Republik“ und „Die Abschaffung der Sklaverei“. Die Langsamkeit, mit der diese Frage im imperialistischen Parlament behandelt wurde, erregte die Gemüter in Ceará, und rief Aktivisten auf den Plan, die Vereinigungen zur Befreiung von Sklaven gründeten und alle Schwarzen in ihrem Wirkungsbereich freiliessen. Allen voran das „Centro Abolicionista“ (Sklavenbefreiungs-Zentrum) und die „Sociedade Cearense Libertadora“ (Cearensische Gesellschaft für Befreiung).

Von den Gesellschaftern der „Libertadora“ werden dramatische Auftritte berichtet, um die „Provinz“ auf ihr Thema einzustimmen: So soll ihr Präsident João Cordeiro einmal einen Dolch durch die schwarze Tischdecke einer Holzkonsole gestossen haben und die Anwesenden angebrüllt haben: „Schwört, dass Ihr tötet oder sterbt für die Befreiung!“. Das war am 30. Januar 1881.

Ihren fast romantischen Statuten, von denen der erste Artikel lautet: Einer für Alle und Alle für Einen – wie aus „den Rittern von der Tafelrunde“ entsprungen – oder der zweite Artikel: „Die Gesellschaft wird Sklaven mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln befreien“ entsprachen sie überraschend wörtlich. Sie raubten Gefangene, versteckten schwarze Flüchtlinge, verbargen sie unter vornehmen Kleidern, schmuggelten sie in andere Länder mit falschen Geleitpapieren. Sie opferten ihren Schmuck, ihre goldenen Uhren und Ketten, ihre Ringe und Ohrgehänge um Sklaven von Händlern zu kaufen und dann freizulassen.

Es existiert ein „pittoreskes Dokument“ aus dieser Zeit, das versuchte, einen gewissen Herrn im fernen Piauí, dessen entflohene Sklaven bei der Gesellschaft um Schutz gebeten hatten, folgendermassen zu erschrecken:

„Wir, die Unterzeichneten, Mitglieder der erschrecklichen Associação Libertadora Cearense geben dem Bürger F….. hiermit seine Freiheit zurück. Da selbiger in seine Heimat zurückkehren möchte, beauftragen wir ihn gleichzeitig, dass, für den Fall, dass sein Ex-Senhor ihn ins Gefängnis werfen lassen will, er diesen mit einem grossen Messer töten darf. So gross, dass es ihm das Herz von einem zum anderen Ende durchschneidet!“
Canindé, 5. Oktober 1883 (es folgen die Unterschriften).

Die Fischer von Fortaleza, die mit ihren „Jangadas“ (Balsa-Flössen) den Transport von Menschen und Stückgut zwischen dem Land und den in der Bucht vor der Stadt ankernden grossen Schiffen organisierten, schlossen sich der „Libertadora“ an. Geführt von Francisco José de Nascimento, dem legendären „Dragão do Mar“ (Drachen des Meeres). Der Hafen von Fortaleza schloss sich für die Sklavenhändler, die nunmehr an andere Provinzen verkauften. Ihr letzter Versuch, zwei Sklavinnen, die in den Süden verkauft worden waren, in Fortaleza auf ein Schiff zu bringen, war dramatisch: Der Polizeichef persönlich war am Kai erschienen, um den Transport zu beschützen und wurde von den „Jangadeiros“ in eine Diskussion verwickelt, während dem verschwanden Mitglieder der „Libertadora“ mit den beiden Frauen, die – so drückte es ein Chronist von damals sehr poetisch aus – „mit ihnen ins Land der Freiheit flogen“.

Alle Munizipien, die ihren letzten Sklaven in Freiheit gesetzt hatten, begingen diesen Tag mit grossen Festlichkeiten, die im ganzen Land Aufsehen erregten. „Acarape“ war der erste Distrikt ohne Sklaven und taufte sich selbst um in „Redenção“ (Erlösung). Es folgten „Pacatuba, São Francisco, Baturité, Icó und alle andern. Am 8. Mai 1883 erklärte sich die Hauptstadt Fortaleza frei von Sklaven und schliesslich, am 25. März 1884, ganz Ceará. 4 Jahre vor der allgemeinen Abschaffung der Sklaverei in Brasilien (13. Mai 1888).

Die „Cearenses“ feierten – ihr Bundesstaat bekam den ehrenvollen Namen „Terra da Luz“ (Land des Lichts) – der Kaiser applaudierte bewegt und sogar ein gewisser „Victor Hugo“ sandte seine Glückwünsche aus dem fernen Frankreich an die Bevölkerung von Ceará.

1889
Am 16. November erhielt Ceará seine neue, nunmehr republikanische, Regierung. Und nach den ersten Jahren der Anpassung an die neue Ordnung, während der sogar ein Staatspräsident mit Waffengewalt abgesetzt wurde (General Clarindo de Queirós) installierte sich hier, wie in vielen anderen Staaten auch, die so genannte „Ära de Oligarchie“. Allen voran der Chef des oligarchischen Clans von Ceará, Comendador Nogueira Acióli, der sich bis 1912 halten konnte, dann wurde er durch einen Staatsstreich des Coronel Franco Rabelo abgesetzt. Der aber musste seinerseits seinen Posten ebenfalls zur Verfügung stellen (1914), diesmal durch eine Revolte des Volkes aus dem Interior des Staates, dem „Phenomen Padre Cícero“, der sich selbst zum Herrn des Staatsapparats erklärte und ihn mit der Waffe in der Hand auch eroberte.

nach obenPADRE CICERO

Seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war in „Cariri“ die Kommune „Juazeiro“ im Schatten des Paters Cícero Romão Batista (1844 – 1934) herangewachsen. Verehrt als Heiliger und Wunderwirker, Rebell gegen die römisch-katholische Kirche, vom Priesteramt suspendiert, weil er u. a. die fragwürdigen Wunder einer gewissen stigmatischen Maria de Araújo unterstützt habe.

Meu Padrinho“, wie ihn das Volk verehrungs- und liebevoll nannte, prägte den gesamten Nordosten im Laufe von 50 Jahren mit seiner Präsenz. Sein enormes Prestige beim einfachen Volk spielte ihm sogar die politische Führung der gesamten Region in die Hände, die er seinem Vertrauten und heimlichen Leutnant – einer ziemlich einzigartigen Figur von Söldner und Abenteurer – dem bahianischen Arzt Floro Bartolomeu da Costa übertrug.

1914
War der kleine Ort „Juazeiro do Norte“, von 5 Häusern, 30 Hütten und einer Kapelle, auf eine Bevölkerung von rund 30.000 Menschen angewachsen, dank der Gegenwart des Paters, einem unruhigen Geist mit unwahrscheinlich detaillierter Kenntnis der nordöstlichen Seele. In demselben Jahr, als politischer Gegner des Gouverneurs Rabelo, verlangt er dessen Absetzung und bekommt eine „Kriegserklärung“, die bei seinen Getreuen in „Juazeiro“ zum „Heiligen Krieg“ avanciert. Aus dem gesamten Nordosten zogen sich Gutsbesitzer mit ihren privaten Truppen, politische Chefs mit ihren Söldnern, Bauern, Räuber, Viehtreiber und Abenteurer zusammen, um ihrem verehrten „Padrinho“ beizustehen. Die kleine Stadt „Juazeiro“ wurde zum neuen Jerusalem, welches die „Rabelistas“ (Anhänger von Rabelo) von Polizeitruppen umstellen liessen. Aber die Entrüstung der Verteidiger bezwang den technisch überlegenen Kordon der Belagerer. Nach mehrtägigen Kämpfen wurden sie in die Flucht geschlagen. Rabelo rief schliesslich einen bekannten Caudilho aus Rio Grande do Norte zu Hilfe, um die Regierungstruppen zu führen – den „tapferen Jota da Penha“ – die „Romeiros“ (Pilger), wie sich die aufständischen Getreuen des Padre Cícero bescheiden nannten, töteten ihn beim ersten Schlagabtausch.

Am Ende waren die „Pilger“ durch nichts und niemanden mehr aufzuhalten. Per Eisenbahn, die sie unterwegs unter Gewaltandrohung anhielten, transportierten sie Tausende ihrer Leute bis nach Fortaleza und erzwangen dort den Rücktritt des Coronel Rabelo. Als die brasilianische Zentralregierung daraufhin eine Intervention mit föderativen Truppen dekretierte – reagierte Padre Cícero sehr schnell und zog, mit einer Handbewegung, seine Pilger zurück und so ging der „Heilige Krieg“ in Ceará zu Ende.

Cícero Romão Batista war der perfekteste spirituelle Führer, den Brasilien je gehabt hat. Er wurde Vizepräsident des Bundesstaates Ceará und später auch Delegierter der Föderation. Um ihn herum tauchten auch andere mystische Gestalten auf wie zum Beispiel die religiöse Mocinha, die schon erwähnte Maria de Araújo und der religiöse José Lourenço, dessen Wunder derart abstrus und peinlich waren, dass die Kirche dem Padre Cícero die Exkommunizieren androhte. Später, während eines Besuchs in Rom, gelang es ihm teilweise, die klerischen Gemüter zu beruhigen.

Dieses offizielle Missfallen tat seiner Beliebtheit beim Volk allerdings keinerlei Abbruch, denn sein Ruf hatte inzwischen vom Amazonas bis nach Bahia Gewicht. Es gab kaum einen „Sertanejo“ (Bewohner des „Sertão“), der nicht schon einmal beim „Padrinho“ gewesen, mit ihm über sein Problem gesprochen hatte und mit seinem Segen heimgekehrt war. Sogar „Lampião“, der gefürchtete „König der Räuber“ hat ihn mit seiner Bande mehr als einmal besucht. Und es war der „Padrinho“, der Ceará von den Raubzügen desselben „Lampião“ freigehalten hat, denn auch die Räuber hatten vor ihm Respekt.

1934 starb der „Padrinho“ in Frieden. 300.000 hatten in der Stadt „Juazeiro do Norte“ tagelang für ihn gebetet. Für das Volk war er ein Heiliger geworden. Und da überlegte es sich auch die Kirche und machte die schwebende Exkommunizieren rückgängig.

2000
Stärker denn je ist „Juazeiro“ heute Mittelpunkt eines einzigartigen Kults: Jeweils am 20. eines jeden Monats wird das Andenken Padre Ciceros gefeiert. Grosse Feste finden am 24. März und am 15. September statt, ausserdem am 1. und 2. November. Das grösste und wichtigste, am 15. November, wird von einer Anhängerschaft von 300.000 bis 400.000 Pilgern besucht, die zu Fuss, auf Eseln, in Lastwagen, Bussen und privaten Autos die kleine Stadt überfluten. Ohne sie wäre die Stadt bankrott:

110 Betriebe beliefern 1500 Andenken-Läden mit winzigen „Cíceros“ aus Ton bis zum Fernsehapparat aus vergoldetem Plastik, aus dem der „Padrinho“ hervorlächelt, wenn man das Lämpchen anknipst. Wer nichts verkauft, der vermietet Zimmer oder wenigstens ein Vordach für die Hängematten der Pilger. Andere chartern Busse, um Pilger von den umliegenden Dörfern herzufahren. Hundert werden in einen Bus gequetscht, der Höchstens für 45 zugelassen ist, achtzig auf die „Pau-de-Arara“-Lastwagen, die so heissen, weil die Mitfahrenden auf der Ladefläche hocken, wie die Papageien auf einer Stange.

Bereits in den ersten Novembertagen drängt diese erwartungsvolle, arme Menschenflut herein. Zu Fuss kommen die Büssenden, tagelang sind sie schon unterwegs unter der glühenden Sonne des trockenen „Sertão“. Die Wasserflasche am Gürtel ist schon seit Stunden leer und sie stürzen sich halb verdurstet auf den Brunnen in der Ortsmitte – einmal im Leben zum Grab des „Padrinho“ lohnt alle Opfer. Überall um die Menge herum lauern die Händler, Gaukler und Betrüger, sie preisen lautstark geweihte Medaillons an, magische Parfums und Heilwässerchen gegen allerlei Gebrechen, einen unfehlbaren Liebestrank und schwatzen den armen Bauern ihre paar Geldscheine ab.

Auf einem Hügel thront eine 27 Meter hohe, gigantische Figur des „Padrinho“ mit einem kitschigen Gipsgesicht. Die schwitzende Menge wälzt sich zwischen Unrat und Abfällen den Hügel hinauf – ihr gemeinsamer Chor gleicht einem an- und abschwellenden Klageruf – eine leidende Menschenflut. Einige rutschen auf den blossen Knien den Berg hinan, eine blutige Spur ihres Leidensweges hinter sich lassend, andere peitschen sich unter ekstatischen Schreien, bis sie blutüberströmt zusammenbrechen.
Eine kollektive Psychose lässt jahrelang aufgestaute Verzweiflung los. Tränen und Blut, Glaubensfähigkeit, die beschämt oder vielleicht sogar abstösst.

CICERO ROMÃO BATISTA hat, wie kein anderer, die Dichter und Schriftsteller aus dem „Sertão“ mit Stoff für ihre Werke versorgt. Die typische „Literatura de Cordel“ (Schnur-Literatur) des Nordostens, kleinformatige Heftchen, die hier in riesigen Auflagen gedruckt und auf den freien Märkten, aufgereiht auf einer Schnur, verkauft werden, erzählen in GI-BI-Art von den Abenteuern des „Padrinho“ und seinen Wundern. Auch die Folklore bedient sich des unerschöpflichen Repertoires von wundersamen Geschichten über den „Padrinho“, im  gesamten Nordosten.

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