Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung der Schwarzen und Mestizen in Rio de Janeiro gewaltig – sie stammten aus verschiedenen Regionen Brasiliens, in erster Linie aus Bahia, andere waren Ex-Soldaten des Canudo-Krieges, der zu Ende gegangen war – und diese Emigranten setzten sich an den die Stadt umgebenden Hügeln und den bisher unbewohnten Zonen des Zentrums fest, wie dem Morro (Hügel) da Conceição, Pedra (Stein, Felsen) do Sal, Praça (Platz) Mauá, Praça Onze, Cidade (peripherer Stadtteil) Nova, Saúde und der Zona Portuária (Hafengebiet). Sie bildeten arme Kommunen, die von ihnen selbst “Favela” genannt wurden (später wurde diese Bezeichnung zum Synonym für irreguläre Konstruktionen der weniger favorisierten Klassen).
Diese Kommunen bildeten das Szenario eines signifikanten Teils der brasilianischen Schwarzen-Kultur, besonders hinsichtlich des Candomblé (afrikanische Religion) und des “Samba-amaxixado” jener Epoche. Unter den ersten Repräsentanten fielen auf: der Musiker Hilário Jovino Ferreira – verantwortlich für die Gründung verschiedener Afoxé-Blöcke und karnevalistischen Ranchos – und die “Tias Baianas” (Bahianische Tanten) – ein Terminus, durch den viele Bahianerinnen, Nachkommen von Sklaven, gegen Ende des 19. Jahrhunderts bekannt wurden.
Der Samba als musikalische Form entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in den Wohnungen jener “Tias Baianas” als dezenter Stil des Lundu, der Feste in den “Terreiros” – zwischen “Umbigadas” (semba) und “Pernadas” der Capoeira – getaktet auf dem Bandeiro, Teller-und-Messer und dem Klatschen der Handflächen.
Nun gibt es einige Widersprüchlichkeiten hinsichtlich der Bezeichnung “Samba-raiado” eine der ersten Bezeichnungen für den Samba überhaupt. Es ist bekannt, dass der Samba-raiado geprägt ist vom Sound und Akzent der Sertanejos (Bauern des Interiors), der von den Tias Baianas nach Rio de Janeiro gebracht wurde. Nach Aussage von João da Baiana war der Samba-raiado dasselbe wie die “Chula-raiada” oder der “Samba de partido-alto”. In derselben Epoche folgten der “Samba-corrido” – welcher eine feiner ausgearbeitete Harmonie besitzt, aber noch mit dem bäurischen Baiano-Akzent daherkommt – und der “Samba-chulado”, besser gereimt und mit einer Melodie, die charakteristisch für den urbanen “Samba-carioca” wurde.