Der Volksmund nennt sie auch: Mamoeiro; Mamão–do–Amazonas; Mamaozinho
Wissenschaftlicher Name: Carica papaya L.
Deutsche Name: Papaya
Aus der botanischen Familie der: Caricaceae
Herkunft: Tropisches Amerika
“Auf dieser amerikanischen Erde, zur Freude und für die Gesundheit der Menschen, hat Gott eine Frucht geschaffen, welche das Sonnenlicht selbst verkörpert, verwandelt in Saft, Fruchtfleisch und Süsse. Es gibt keine grössere Sensation für den Gaumen als ein Stück frischer Papaya, die im Mund schmilzt und die Kehle hinunterrutscht. Ausserdem hat Gott in seiner unendlichen Weisheit in ihr die perfekteste natürliche Medizin geschaffen, welche den Menschen in Form der Frucht vielerlei Heilung bringen kann“
(Clara Inés Olaya in ihrem Buch “Frutas de América“).
Charakteristika der Pflanze
Baum mit grünem Stamm und bis zu 8 m Höhe. Grosse, gezackte Blätter. Weisse bis gelbliche Blüten. Milchiger, latex–artiger Saft.
Die Frucht
Länglich, oval, glatte Schale, verschiedener Grössen. Fruchtfleisch saftig, von roter bis orangener Färbung, mit unzähligen schwarzen Kernen. Die meist konsumierte Art ist die “Mamão–Papaia“, eine nur etwa faustgrosse Züchtung aus den melonen– und kürbisgrossen Originalen, die besonders süss schmeckt.
Der Anbau
Die Pflanze verlangt nach einem warmen bis feuchten Klima und toleriert keine Kälte. Der Boden sollte fruchtbar oder gedüngt sein, mit viel Humus und gut bewässert. Sie breitet sich am besten durch ihre Samen aus. Ihre Herkunft hat sich im Lauf der Geschichte verloren. Was man aber mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass die Pflanze unter den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents schon bekannt war, als die Europäer dort landeten, und ihre Früchte, Blätter, Latex und Samen von den Eingeborenen auf vielerlei Art und Weise benutzt wurden.
Also nimmt man an, dass die Mamão aus dem tropischen Amerika stammt, wo man, nach “Paulo Cavalcante“, immer noch sämtliche beschriebenen Arten der Spezies “Carica“ antrifft, die meisten Arten am Fuss der Anden – in Kolumbien, Ecuador und Peru. Von dort, den sonnigen Hängen der Andenkette, soll sie sich auf den ganzen Kontinent ausgebreitet haben. Und zwar besonders schnell, entsprechend ihrem Lebenszyklus, der Leichtigkeit, mit der diese Art sich fortpflanzt und der kurzen Zeit, die ihre Früchte zur Reife brauchen. Der Baum wächst ebenfalls besonders schnell und produziert viele Früchte – in vielen Fällen blüht er und trägt Früchte zur gleichen Zeit und das ganze Jahr über. Heutzutage findet man ihn in allen tropischen Ländern der Erde, und seine Früchte gehören, neben der Banane, zu den bekanntesten, beliebtesten und am meist konsumierten auf der Welt. Auch Brasilien macht da keine Ausnahme: seine grösste Produktion kommt aus dem Bundesstaat Pará, im Norden des Landes. Das zweitgrösste Kontingent stellt der Nordosten – besonders die Regionen der Täler um den Rio São Francisco, dann die Bundesstaaten Bahia, Pernambuco und Espirito Santo. Jedoch noch 30 bis 40 Jahre zurück, vor ihrem Vormarsch auf dem Weltmarkt, war die Mamão lediglich als eine Frucht des Gartens oder des Hinterhofs bekannt, wo sie allerdings in einem jeden ihr Plätzchen hatte.
Die markante Veränderung auf dem Markt fand vor etwas mehr als 20 Jahren statt, als jene neu gezüchtete Mamão–Spezies erschien: kleiner und sehr viel süsser als das Original. Anfänglich im Bundesstaat Pará produziert, im Süden dann gehandelt als “Mamão–Papaia oder Mamão–do–Amazonas“, vereinnahmte diese kleine Frucht den gesamten Markt überraschend schnell dank ihres besonderen Geschmacks – stets süss – und wegen ihrer handlichen Grösse – ideal für den individuellen Konsum. Heute wird die kleine Mamão in grosser Zahl produziert – sowohl für den Export als auch für den internen Konsum.
Der Mamão–Baum ist kleinwüchsig, von kurzer Lebensdauer, und die beiden Geschlechter sind durch unterschiedliche Bäume voneinander getrennt: also unterscheiden wir weibliche und männliche Mamão–Bäume, eine seltene Besonderheit. Den Blüten der männlichen Bäume, welche sich nicht in essbare Früchte verwandeln, kommt die Aufgabe zu, die Blüten der weiblichen Mamão–Bäume zu befruchten. Letztere hängen in Trauben weitab vom Stamm, dadurch kann man beide Arten leicht unterscheiden. Manchmal werden auch bi–geschlechtliche Blüten von einem Baum hervorgebracht, der dann atypische Früchte, so genannte männliche “Mamãoes“ hervorbringt, welche aber eine wichtige Rolle in der Befruchtung der Pflanze spielen.
Die Schale der Frucht ist sehr verletzlich: solange sie grün ist, ist ihr Fruchtfleisch von gleicher Farbe. Mit dem Reifeprozess dann, geht die Färbung des Fruchtfleisches langsam in gelb und schliesslich orangerot über. Die Frucht zu öffnen und zu kosten, ist stets ein einzigartiges und überraschendes Experiment, denn, obwohl es nicht viele Spielarten der im Handel befindlichen Früchte gibt, ist doch keine dieser Früchte wie die andere – weder in der Farbe, noch dem Geschmack oder ihrem Duft. Die Samen, welche untereinander durch Fasern verbunden, sich im inneren Hohlraum des Fruchtkörpers finden, sind ausserordentlich zahlreich. Klein, schwarz und glänzend und – obwohl in der Regel verschmäht – sind sie doch essbar, und man schreibt ihnen verschiedene medizinische Eigenschaften zu, wie zum Beispiel als Wurmmittel oder als Verdauungsförderer zu wirken.
Normalerweise nimmt man die Früchte noch grün vom Baum und lässt sie dann ausreifen. Um den Reifeprozess zu beschleunigen und die Bitterstoffe aus der Frucht zu entfernen, pflegen die Einheimischen die noch grüne Schale in Längsrichtung mit einem Messer einzuritzen, um den in der Schale enthaltenen weisslich–klebrigen Latex–Saft abtropfen zu lassen. Dieser Latex enthält eine Substanz, die “Papain“ genannt wird und lange Zeit in der Hausmedizin für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet wurde – zum Beispiel auch um Warzen zu entfernen oder den Sonntagsbraten zart zu machen. Längst hat man inzwischen auch den Wert des “Papain“ als Grundstoff für die verschiedensten Medikamente und Kosmetika erkannt. “Papain“ findet sich innerhalb aller Pflanzenbestandteile: im Stamm des Baumes, in seinen Blättern und in seinen grünen Früchten – wo es mit dem Reifeprozess langsam verschwindet.
In Ländern, wie Sri Lanka, Tansania und Uganda, nutzt man die noch grüne Frucht der Mamão, auf grossen Plantagen, rein für industrielle Zwecke. Der Latex – zu weissem Pulver getrocknet – wird an Labors in Europa und Nordamerika verschickt, wo er dann raffiniert, in Flaschen abgefüllt, patentiert und mit entsprechendem Etikett versehen, vertrieben wird: als Heilmittel gegen Gastritis, als Fleisch–Zartmacher, als Lotion für die Haut, Industrieprodukte zur Aufhellung von Bier und als Weichmacher von Leder und Wolle.
Trotz alle diesen Qualitäten der Mamão, ist die hervorstechendste immer noch ihr besonderer Geschmack. Konsumiert in natura oder als Süssspeise, ist sie ein besonders beliebtes Dessert. In Brasilien kennt man eine Unzahl von Rezepten, in welchen der Mamão die führende Rolle zukommt.
“Von Pernambuco nach Bahia kam der Samen einer Frucht, welche sie Mamâo nannten. Sie hat einen besonders guten Geruch, wenn sie in Bündeln am Baum hängt – man nimmt sie grün ab, um im Haus zu reifen. Ihre Kerne säte man in Bahias Boden und sie schlugen bald aus, so gut war dieser Boden, dass sie schon im ersten Jahr zu Bäumen heranwuchsen, die höher als ein Mann, und im zweiten Jahr begannen sie Früchte zu tragen. Ihre Blattstiele gleichen denen von Palmen in der Anordnung, und ihre Früchte wachsen direkt am Stamm unter dem Blätterdach.“
(Gabriel Soares de Sousa – 1587).