Die “Karajá do Norte“ (Karajá des Nordens), besser bekannt als “Xambioá“, leben verteilt auf zwei Dörfer, die sich am rechten Ufer des Rio Araguaia befinden. Sie sprechen dieselbe Sprache wie die “Karajá“ und die “Javaé“ der Ilha do Bananal, halten jedoch weniger Kontakt mit jenen als mit der benachbarten nicht-indigenen Bevölkerung. Infolge ihres enormen Bevölkerungsschwunds und ihrer kontinuierlichen Verbindungen mit der nationalen Gesellschaft, haben die Karajá do Norte viele kulturelle Veränderungen durchlebt. Allerdings scheint es unter ihnen eine Selbstbesinnung zu geben, die Initiativen und Projekte zur Förderung traditioneller Aspekte ihrer Kultur und ihrer ethnischen Identität anvisiert.
Karajá do Norte
Andere Namen: Xambioá, Ixybiowa, Iraru Mahãndu Sprachfamilie: Karajá Population: 268 (2010) Region: Bundesstaat Tocantins |
INHALTSVERZEICHNIS Name Sprache Lebensraum Bevölkerung Geschichte des Kontakts mit anderen Indigenen Geschichte des Kontakts mit der brasilianischen Gesellschaft Gesellschaftliche Organisation und Umwelt Religion und Jahreszyklus Das politische Leben Wirtschaftliche Aktivitäten Anschluss an die regionale Wirtschaft Quellenangaben |
Name
Gegenwärtig bezeichnet man sie als Karajá do Norte. Unter den anderen Gruppen der Sprachfamilie Karajá werden sie “Ixybiowa“ oder auch “Iraru Mahãdu“ (Gruppe von unten) genannt, im Gegensatz zu den “Ibòò mahãdu“ (Gruppe von oben), die entlang des Araguaia-Ufers leben.
Die Karajá do Norte waren, und sind immer noch, in der ethnologischen Literatur bekannt als “Xambioá“. Nur von der regionalen Bevölkerung werden sie Karajá genannt oder seltener – seit dem vergangenen Jahrhundert, von Reisenden, Missionaren und später auch von Beamten des SPI und der FUNAI – Karaja do Norte.
Aber die Mitglieder der Gruppe selbst benutzen das Wort Xambioá kaum, wenn sie von sich selbst sprechen. Xambioá kommt von Ixibiowa (Freund des Volkes), so hiess einst ein Dorf, das am Fluss gleichen Namens lag, oberhalb des gegenwärtigen Indio-Postens der FUNAI. Man kann annehmen, dass dieser Name einfach auf alle seine Bewohner übertragen wurde und später auch auf alle Karajá des Nordens. Üblicherweise wird er zur Bezeichnung der gegenwärtigen Region des Örtchens Xambioá verwendet.
Sprache
Sie sprechen “Xambioá“, einen Dialekt der Karajá-Sprache, die zum Stamm Macro-Jê gehört. Die anderen beiden Dialekte – das “Javaé“ und das “Karajá“ – werden von den beiden Gruppen gleichen Namens gesprochen.
Lebensraum
Die Karajá des Nordens sind traditionelle Bewohner der unteren Araguaia-Region und besonders der Umgebung seines von Stromschnellen unterbrochenen Verlaufs. Die beiden gegenwärtigen Dörfer – Xambioá und Kurehe, im Munizip von Aragauaína (Bundesstaat Tocantins) – befinden sich am rechten Ufer des Flusses, zirka sechs Kilometer voneinander entfernt. Sie liegen 100 km oberhalb des Örtchens Xambioá, 150 km von Araguaína, auf asphaltierter Strasse, und 70 km von Santa Fé do Araguaia – den für die Gruppe bedeutendsten urbanen Zentren.
1888 besassen die Karajá des Nordens vier grosse Dörfer zwischen den Stromschnellen Pau d’Arco (in der Nähe des Örtchens gleichen Namens) und dem grossen Wasserfall von São Miguel. Auf ihren Jagdausflügen kamen sie bis in die Nähe von São Vicente do Araguaia (heute Araguatins), wo sie von den Kolonisten vertrieben wurden. Ihr Lebensraum erstreckte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts von 7o 30’ bis 5o 50’ südlicher Breite – beziehungsweise zirka 240 Kilometer entlang des Rio Araguaia. Um 1920-30 herum verteilte sich die Bevölkerung der Karajá des Nordens auf acht grosse Dörfer.
Ausser diesen, werden noch andere Lokalitäten erwähnt, von denen man nicht weiss, ob sie als traditionelle oder nur als vorrübergehende Niederlassungen zu betrachten sind, um sich den einwandernden Siedlern zu nähern. Das ist zum Beispiel der Fall bei den Camps in der Nähe der Goldmine “Pedra Pedra“, an einem Ort, der “Karabitxana“ hiess. Ausser ihrem grossen demografischen Rückgang befand sich die übrig gebliebene Bevölkerung verteilt auf weit voneinander entfernte Orte, wie Araguanã und das Dorf an der Mündung des Cabiriru.
Ein grosser Teil der Bewohner dieser Dörfer wurde vom SPI an einem Ort versammelt, der Água Fria hiess, womit ein Nebenfluss am linken Ufer des Rio Araguaia bezeichnet wurde, nördlich der Grenze des gegenwärtigen Indio-Territoriums, wo der SPI einen Posten für diese Gruppe zu errichten gedachte.
Nach diesem ersten Versuch des SPI gegen Ende 1940 folgte ein weiterer, der genauso daneben ging – diesmal im Dorf Cabiriru, gelegen an der Mündung des Flusses gleichen Namens, an der Südgrenze des heutigen Indio-Territoriums. Noch innerhalb der 40er Jahre wurde der SPI-Posten und die Karajá-Bevölkerung schliesslich zu dem Ort transferiert, an dem sie sich heute befindet – zwischen dem Rio Matinha und dem Flüsschen Corrego da Paca. Anschliessend fand eine Versammlung der Bewohner übrig gebliebenen Dörfer statt und der Familien, die bei der regionalen Flussbevölkerung untergekommen waren. Dort blieben sie bis im Sommer 1985, als etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung sich in “Kurehe hawa“ installierte, zirka sechs Kilometer vom Posten Xambioá entfernt. Die 1987 festgestellte Tendenz ging dahin, dass die beiden lokalen Gruppen, mit einer etwa gleichstarken Bevölkerungszahl, in den Dörfern “Kurehe hawa“ und “Xambioá“ nun endlich eine definitive Heimstatt gefunden hatten – parallel war ein leichtes Ansteigen der Bevölkerungszahl zu beobachten.
Das Indio-Territorium (IT) Xambioá vereint die gesamte Bevölkerung der Karajá do Norte. Allerdings stellt es nur einen Bruchteil jenes Territoriums dar, das die Gruppe ursprünglich für ihre Jagd, Fischzüge und Sammlertätigkeit durchstreifte. Überraschenderweise werden die Indios, die notgedrungen das Land ihrer Väter durchstreifen müssen, um ihrer Selbsterhaltung gerecht zu werden, von den viel später eingewanderten Farmern, Viehzüchtern und Kolonisten, die sich das Indianerland unter den Nagel gerissen haben, heute als «Invasoren» bezeichnet. Um zu fischen, begeben sich die Indios zu den Lagunen und anderen fischreichen Orten, die sich ausserhalb des IT befinden – ausserhalb sammeln sie auch die traditionellen Waldfrüchte. Und wenn sie ihre angestammten Materialien für die Produktion ihres Kunsthandwerks haben wollen, sind sie heute gezwungen, sie von den regionalen Einwanderern, den Tatsächlichen “Invasoren“ ihres originalen Territoriums, zu kaufen.
Bevölkerung
Als man sie im Oktober 1997 zählte, bestand ihre Bevölkerung aus 185 Personen – die Zählung wurde von der regionalen Vertretung der FUNAI in Araguaína durchgeführt. Diese Bevölkerung war verteilt auf zwei Dorfgemeinschaften: 95 Personen im Dorf Xambioá und 90 im Dorf Kurehe. Sie setzten sich hauptsächlich aus Mitgliedern der Karajá do Norte zusammen – ausser ein paar Regionalen, die sich der Gruppe in den 50er Jahren angeschlossen hatten, und einzelnen Mbya-Guarani, die einen Ehepartner bei den Karajá do Norte gefunden hatten (in den 80er Jahren). Letztere sind Überlebende von zirka zwanzig Guarani-Indios, die in diesem Gebiet zu jener Zeit lebten.
Die gegenwärtige Bevölkerungszahl entspricht bei weitem nicht jener gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die aus zirka 1.350 Personen bestand. Diese Gruppe wurde Kontakte mit der regionalen Bevölkerung – durch eingeschleppte Viren und Konflikte – extrem dezimiert. 1959 war ihre Zahl auf 40 Personen geschrumpft – zirka 3% bis 4% ihrer Zahl vor sechs bis sieben Jahrzehnten.
Das Wachstum der Gesamtbevölkerung beider Dörfer, von 135 im Jahr 1987 auf 185 im Jahr 1997 – trotz dem Auszug der Mbya-Guarani – zeigt an, dass die Karajá do Norte sich langsam wieder zahlenmässig erholen. Und die Tendenz, sich wieder einen Ehepartner innerhalb der eigenen Gruppe zu suchen, ist steigend. Sie selbst geben an, dass dies das Ende der periodischen Heiraten mit regionalen Einwanderern bedeute.
Eine grosse Zahl Jugendlicher unter fünfzehn Jahren und die Regularisierung der medizinischen Versorgung machen es möglich, ein Wachstum der Gruppe vorauszusehen, obgleich in langsamen Schritten. Im Jahr 2006 ergab die Zählung der Karajá do Norte eine Gesamtbevölkerung von 269 Personen (Funasa).
Geschichte des Kontakts mit anderen Indigenen
Die Karajá do Norte kamen im Verlauf ihrer Geschichte mit diversen indigenen Volksgruppen in Kontakt, unter ihnen die Kayapó (Xikrin, Metuktire, und die inzwischen ausgerotteten Irã-amrãire von Pau d’Arco), die Timbira (vor allem die Ainayé) und die Akwen (Xerente, diese besonders im 19. Jahrhundert).
Im 19. Jahrhundert waren diese Beziehungen in der Regel voller Konflikte, mit Ausnahme der begrenzten Allianzen mit den Xerente gegen die Militärgarnisonen, die zum Schutz der vorrückenden Kolonisation eingerichtet worden waren. Es gibt sichere Indizien dafür, dass es in den Jahrhunderten zuvor einen regen gesellschaftlichen Austausch gegeben hat, vor allem mit den verschiedenen Kayapó-Gruppen, unter denen besonders die Xikrin zu nennen sind – die heute noch Rituale praktizieren, die sie von den Karajá do Norte gelernt haben – und die Metuktire, die unzählige Artikel ihrer materiellen Kultur, vor allem Körbe und Federschmuck, von den Karajá do Norte “importiert“ haben. Wie der Anthropologe Terence Turner berichtet, beziehen sich die Metuktire auf die Karajá do Norte als ihre “kulturellen Väter“, was einen deutlichen Beweis für die Tiefe der Beziehung zwischen diesen beiden indigenen Gruppen liefert.
Auch noch im 19. Jahrhundert unterhielten sie mit den Tapirapé, einer linguistischen Tupi-Guarani-Gruppe, konfliktreiche Beziehungen, nachdem diese sich während ihrer Wanderung gen Süden im Umkreis des Unteren Araguaia vorübergehend niederliessen.
Geschichte des Kontakts mit der brasilianischen Gesellschaft
Es ist wahrscheinlich, dass die Karajá do Norte Angriffen von Versklavungs-Expeditionen ausgesetzt waren, die während der Kolonialzeit von São Paulo aus operierten, aber sie waren nicht deren bevorzugtes Ziel. Sie erreichten den Anfang des 19. Jahrhunderts in relativ guter Verfassung und wurden als die zahlreichste der Karajá-Gruppen bezeichnet. Ihr Kontakt mit den “Weissen“ beschränkte sich auf Händler, Missionare und Abenteurer, die den Unteren Araguaia vom Bundesstaat Pará aus erreichten.
Während der Regierung von Fernando Delgado (1809-20) besuchte eine Delegation der Karajá do Norte den Sitz der “Capitania“ des Bundesstaates Goiás (in dem sie ansässig waren), um ihren Wunsch auszudrücken, ein Dorf gründen zu können. Der Gouverneur jedoch mass ihnen keinerlei Bedeutung bei, zumal die offiziellen Dorfgemeinschaften zu jener Zeit keinerlei Unterstützung von Seiten der Regierung zu erwarten hatten.
Vielleicht stand hinter diesen Abgesandten eher der Wunsch, auf irgendeine Art und Weise zu einer Form des Zusammenlebens mit den Kolonisten und der Militärbesatzung zu finden, die sich am Unteren Araguaia installierten, als innerhalb eines Dorfes zu leben, wie sie es bei den anderen Karajá-Gruppen gesehen hatten, die in solchen Dörfern lebten. Wie dem auch sei, alle Versuche der Karajá do Norte, ihre Beziehungen zu der brasilianischen Gesellschaft zu normalisieren, wurden nicht beachtet.
Im Jahr 1813 begannen die Konflikte dieser Gruppe mit den Militärgarnisonen, die sich bis zum Ende des Jahrhunderts hinzogen. In diesem Jahr zerstörten Alliierte der Akwen-Gruppen – wahrscheinlich die Xerente – die Festung Santa Maria. Ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wiederholten sich die Angriffe der Karajá do Norte vor allem auf die Militärstützpunkte Martírios und Santa Maria. Ausserdem wurden bewaffnete Zusammenstösse in der Mission Xambioás registriert, wo ein Kapuzinermönch eine Verteidigungsaktion kommandierte, die dreissig Indios das Leben kostete.
Die meisten Angriffe der Karajé do Norte richteten sich gegen die Militärmacht, mit der die Landesregierung die brasilianische Präsenz am Unteren Araguaia zu festigen suchte: mit militärischen Festungen, Camps, Kommandos und Booten unter starker Bewaffnung.
Die nicht-militärischen Pioniergruppen dagegen, aufgrund ihrer Schwäche gegenüber der relativ zahlreichen indigenen Bevölkerung, zeigten ihre feindliche Einstellung natürlich nicht, sondern verhielten sich entsprechend zurückhaltend den Indios gegenüber.
In den letzten Jahren des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts verloren die Karajá do Norte einen grossen Teil ihrer Bevölkerung, vor allem durch Krankheiten und in weit geringerem Ausmass durch bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Militärs. Endlich liessen sie davon ab, ein Hindernis für die Schifffahrt auf dem Araguaia und eine Bedrohung für die Siedlerfronten am Unteren Araguaia zu sein. Ironie ihres Schicksals: Die Pläne für die Schifffahrt und die Kolonisierung hatte man inzwischen sowieso aufgegeben. Das traurige Ergebnis jener aggressiven Politik gegen sie ist eine Bevölkerungsleere, die heutzutage am Unteren Araguaia herrscht, nachdem man ihre Dörfer zerstört hat. Die befinden sich heute mehr als 250 Flusskilometer entfernt vom nächsten Dorf der Karajá.
In den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts bewohnten die Karajá do Norte zirka acht Dörfer, die nur während des Winters (November bis März) vollbesetzt waren – einer Epoche, in der sie sich der Bearbeitung ihrer Felder widmeten. Die andere Zeit des Jahres verbrachten sie an der Sandstränden des Flusses, sie fischten und sammelten Waldfrüchte, und sie trafen sich mit den meridionalen Karajá, die weit verteilt am Fluss lebten und später die Dörfer “Karajá Macaúba – Lago Grande“ und das Dorf der Javaé “Kanoanao“ bildeten. Auch anderen Gruppen begegneten sie während der Sommerzeit, meistens aus dem Volk der Kayapó, und hie und da auch Jägern oder Fischern der regionalen Bevölkerung.
Zwischen 1940-1950 besuchte ein Repräsentant des SPI das Dorf “Kabiriry“ – dahinter stand die Absicht der Indianerschutz-Organisation, dort einen Posten zu gründen. Aber da sich der Hafen des Dorfes als Anlegestelle für grössere Boote als ungeeignet erwies – damals die einzige Möglichkeit einer Verbindung zu regionalen Kommunen – gelang es ihm, die Karajá do Norte zu bewegen, zu einem Ort umzuziehen, wo sich heute der Posten Xambioá befindet. Nach ihrem Umzug und der Installation des Postens machte sich der SPI daran, die Bewohner anderer Dörfer, sowie jene Familien, die mit den regionalen Flussbewohnern lebten, ebenfalls in der Umgebung des Postens anzusiedeln – mit dem Ziel, diese Bevölkerung, die nomadisierend durch die Gegend streifte, an einem Ort sesshaft zu machen, um sie zukünftig vor allem medizinisch versorgen zu können. Man baute Häuser, legte grosse Ackerflächen an und gründete eine Ziegelei zur Fabrikation von Ziegeln.
Aber dieser erste Versuch einer Besiedelung aus Mitgliedern diverser lokaler Gruppen hielt nicht lange vor. Wegen Streitigkeiten und internen Auseinandersetzungen liefen die Bewohner schliesslich erneut auseinander.
In dieser Zeit waren die Karajá do Norte dem Einfluss jener fliegenden Händler ausgesetzt, die den Unteren und Mittleren Araguaia mit ihren Booten befuhren. Mit denen tauschten sie frischen und eingesalzenen Fisch – besonders den Pirarucu (grösster Süsswasserfisch der Erde) – und Felle von verschiedenen Tieren, vor allem von Grosskatzen und Ottern. Im Gegenzug erhielten sie Industriegüter und Cachaça (Schnaps).
Die Spannungen und Konflikte, denen man vorher durch die Zirkulation der Familien in den verschiedenen Kommunen aus dem Weg gegangen war, brachen auf violente Art und Weise aus, nachdem diese Menschen nun vereint und dazu bestimmt waren, in einer Gemeinschaft tagtäglich zusammenzuleben. Bisher gewohnt, in politisch autonomen Einheiten zu leben, sahen sich die verschiedenen Gruppen der Karajá do Norte nunmehr einer Situation gegenüber, die sich radikal verändert hatte: Diverse Führer, zusammen mit ihrem familiären Anhang, mussten sich jetzt anpassen und der Autorität eines “Capitão“ unterordnen, der vom SPI ausgesucht worden war. Und die zahlreichen Streitigkeiten und Diskussionen wurden noch verstärkt durch die Einführung regelmässigen Alkoholkonsums.
Die interne Situation des neu gegründeten Dorfes verfiel schnell und führte zur erneuten Verteilung seiner Bewohner auf die Orte, an denen sie zuvor gelebt hatten. Und ihre Abwanderung hatte zur Folge, dass der Posten stillgelegt wurde und auch dessen Versorgung der Indios erlosch.
Zu Beginn der 50er Jahre, nachdem sie in ihre Gebiete zurückgekehrt waren, die sie bis zu Anfang des vergangenen Jahrzehnts bewohnt hatten, entschlossen sich diverse indigene Familien, sich im Umkreis von Kommunen der eingewanderten Flussbewohner zu etablieren. Es wurden die ersten Mischehen mit der regionalen Bevölkerung geschlossen, die keine Nachkommen hervorbrachten. Weiterhin geschahen zahlreiche Todesfälle wegen Krankheiten und weil die medizinische Betreuung fehlte.
In der Mitte der 50er Jahre machte man den zweiten Versuch einer Implantierung des SPI. Seine Mitarbeiter begaben sich an alle Orte, an denen Mitglieder der Karajá do Norte wohnten, und überzeugten sie, sich zusammenzuschliessen.
Zu jener Zeit wurden 14 Ehen mit regionalen Bewohnern geschlossen. Im Jahr 1982 lebten im Dorf neun Regionale (fünf Männer und vier Frauen), verheiratet mit Angehörigen der Karajá do Norte. Zur Dorfbevölkerung kam 1980 eine Gruppe von zirka zwanzig Guarani-Mbya hinzu, sie kamen aus Mato Grosso do Sul – wahrscheinlich aus Paraguay – und drei von ihnen heirateten eine Person der Karajá do Norte. Wenige Ehen entstanden zwischen ihnen und den Karajá oder den Javaé, aus Gründen der grossen Entfernung ihrer Dörfer. Letztlich war es die Integrierung der Regionalen und der Guarani, durch die eine Erholung der Bevölkerung möglich und verhindert wurde, dass die Karajá do Norte in den 60er Jahren ausstarben, als sie durch violente Eingriffe diverser Krankheiten, interner Kämpfe und Alkoholismus auf nur 40 Personen dezimiert worden waren.
Die Einrichtung regulärer medizinischer Versorgung und die definitive Festsetzung der Karajá beim Posten, wo sie bei Problemen leicht erreichbar waren, hatten ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Erholung der Bevölkerung und besiegte, Ende der 60er Jahre, die schreckliche Serie von Epidemien.
Während der 70er Jahre wurde die Infrastruktur der FUNAI (Nachfolgerin des SPI) für die Krajá do Norte erweitert – mit dem Bau von Häusern für das Postenpersonal, der Entsendung ein paar Indios, um als zweisprachige Monitoren und als Krankenpfleger zu fungieren.
Nachdem sie sich in dem Territorium niedergelassen hatten, das man für sie demarkiert und offiziell als ihren “ewigen Besitz“ registriert hatte, wurde es mehrmals von benachbarten Viehzüchtern invadiert, und die Karajá do Norte verwickelten sich in Geschäfte mit den innerhalb ihres Territoriums existierenden Edelhölzern.
1985, aus innenpolitischen Motiven, gründete eine Gruppe von Abtrünnigen das Dorf Kurehe, sechs Kilometer unterhalb des Postens.
Gesellschaftliche Organisation und Umwelt
Die Karajá do Norte, wie auch alle anderen Gruppen des Sprachstamms Karajá, richten sich mit der Markierung der einzelnen Jahreszeiten nach dem Wasserstand des Rio Araguaia, der ihre Lebensader ist: Also zum Beispiel “Beginn des steigenden Wasserspiegels“ – “Hochwasser“, Periode zwischen Ende des Hochwassers und Beginn des Abflusses, wenn der Wasserspiegel stehen bleibt (behetxi), “Zeit der entstehenden Strände“ (Abfluss) und “Zeit der Strände“ (Trockenzeit).
Auch ihre religiösen Manifeste, ihre gesellschaftliche und politische Organisation, sowie ihre lebenswichtigen Aktivitäten, sind mit ihrer Beziehung zum Fluss und dem Zyklus seiner einzelnen Perioden verwoben. Jede dieser Perioden setzt einen definierten Rhythmus bestimmter gesellschaftlicher Aktivitäten voraus. Die Regenzeit und die Trockenheit markieren nicht nur deutlich differenzierte Arbeitsweisen zur Selbsterhaltung, sondern auch das Erscheinen und wieder Verschwinden von übernatürlichen Wesen, die von allen Gruppen der Karajá-Sprachfamilie im Verlauf eines Jahres erwartet und empfangen werden, sowie die Versammlungen und das Auseinandergehen der Dorfbewohner, woraus einzigartige gesellschaftliche Bindungen sowohl in der Zeit des Regens als auch in der Trockenheit entstehen.
Die flexible Behandlungsweise dieses religiösen und gesellschaftlichen Systems – in der Lage, sowohl in kleinen Camps am Flussstrand wie in grossen Dörfern zu “funktionieren“, unterscheidet die Karajá von den Jê-Gruppen Zentralbrasiliens, die mit ihrer gesellschaftlichen Morphologie grosse Dörfer brauchen, damit sie funktioniert.
Die Völker aus dem linguistischen Stamm der Karajá sehen sich selbst als Angehörige einer Verwandtschaft von Lebenden (Wasy) und von Toten (Wabàdè). Das ganze Territorium Karajá hängt unauflöslich mit der Verwandtschaft der Toten zusammen, die einst auf ihm lebten, zu erkennen an den Namen der führenden männlichen Vorfahren. Die Verwandtschaften der Lebenden, die es gegenwärtig besetzt halten, rufen die Namen ihrer Vorfahren an, um ihre Rechte auf dieses Territorium zu rechtfertigen. Die Karajá organisieren sich auf der Basis von Grossfamilien, Teilen von Verwandtschaften mit territorialem Anspruch, organisiert in Fraktionen mit hohem Spaltungspotenzial gegenüber der Kommune, in der sie leben. Ihre kleinsten Dörfer werden von nur einer Grossfamilie gebildet, wo in der Regel ein Schwiegervater in Begleitung der Familien seiner Schwiegersöhne lebt – die grossen Dörfer bestehen aus einer Gemeinschaft von Verwandten verschiedener Grossfamilien. Die Komponenten dieser Verwandtschaften pflegen sich ebenfalls zu präsentieren, verteilt auf verschiedene Dörfer, was eventuelle Feindschaften zwischen ihnen unterbindet.
Ausser diesen halb-definitiven Spaltungen, experimentieren die Dorfgemeinschaften der Karajá, Karajá do Norte und Javaé einmal im Jahr eine relative Verteilung ihrer Bewohner während des Sommers. Obwohl diese Sitte bis in die 50er und 60er Jahre intensiver wahrgenommen wurde, wird sie auch heute noch von den meisten Dörfern praktiziert. Um die Ressourcen des grossen Stroms besser auszuschöpfen, teilt sich die Bevölkerung der grossen Dörfer in kleinere Einheiten auf, die sich auf Strände, Lagunen und Seen verteilen und auf Nebenflüssen hinaufziehen, um dort, stets in Bewegung, die verschiedenen brauchbaren vegetativen und animalischen Spezies aufzustöbern, welche die Jahreszeit für sie bereit hält. Die “Zeit der Strände“ unterteilt sich dann zum Beispiel in die “Zeit der Schildkröte und ihrer Eier“ – der “Zeit des Taquara“ (Schilfrohr für Pfeilschäfte) – etc.
Religion und Jahreszyklus
Das Religions-System der linguistischen Karajá-Gruppen manifestiert sich, mittels eines ausgefeilten rituellen Brauchtums, während des Sommers in den “Ijasò anaràky“ – die “Ijasò“ sind die Herren der Tiere des Himmels, des Wassers und der Erde, durch die eine Kommune mit den weit entfernten Vorfahren in Kontakt bleibt. Die Zusammenarbeit zwischen den Schamanen, der organisierten Kommune und den “Ijasò“ garantiert die tägliche Nahrung aller Dorfbewohner. Nach Auffassung aller Angehörigen des Sprachstamms Karajá, ernähren sie sich durch die kontinuierliche Erneuerung der Allianz mit ihrer Vergangenheit.
Mit dem Beginn der Regenzeit und dem steigenden Wasser des Flusses versammeln sich die Karajá in ihren grösseren Dörfern, die sich an den Steilufern entlang des Araguaia befinden. Es ist die Zeit der Jagd, die Felder müssen vorbereitet werden, bestimmte Gemüse müssen geerntet werden.
Infolge der Schrumpfung ihrer Bevölkerung und den allgemeinen Veränderungen ihrer Lebensbedingungen, haben die Karajá do Norte ihr zeremonielles Leben vereinfacht. Beibehalten haben sie jedoch ihre Feste zur maskulinen Initiation, die jährlich am 19. April stattfinden, dem landesweiten “Tag des Indios“. Anlässlich dieser Zeremonie, die den Übergang eines “Knaben“ in den Status eines “Jungen Burschen“ besiegelt, wird das Dorf von den “Kàralahuni“ besucht – Geister von Kayapó-Kriegern, die einst im Kampf mit den Karajá do Norte getötet wurden – sie werden die Initianten zukünftig als Schutzgeister begleiten. Die Kàralahuni werden von den Familien der Initianten bewirtet – sie bereiten für sie den “Korotxu“ zu, einen Kuchen aus Maniok, gefüllt mit Fischstücken. So wie die anderen Karajá-Gruppen, gehört die Initiation der Knaben zu den bedeutendsten Zeremonien, und sie führen sie zwischen dem Höhepunkt der Regenzeit und dem Ende derselben durch.
Das politische Leben
Die Grossfamilien, welche während des Sommers allein oder mit andern zusammen ein unabhängiges Leben führen, sie sind die Basis und die Eckpfeiler des politischen Systems der Völker vom Sprachstamm Karajá. Ihre jährliche Zusammenkunft während der Regenperiode verursacht eine beachtliche Zunahme politischer Aktivität, durch die Bildung und Aktualisierung eines komplexen Systems von Allianzen – hier werden Fraktionen gegründet oder aufgelöst, Führer gewählt oder abgesetzt.
Auch resultiert die politische Aktivität oft zur Bildung neuer Dörfer durch Fraktionen, die sich in einer benachteiligten Situation befinden. Die Einrichtung von Missionen oder Agenturen der Regierung – ab dem 20. Jahrhundert – innerhalb der Karajá-Völker , eröffnete eine neue Art der Verhandlung zwischen den verschiedenen, in Fraktionen gegliederten, Grossfamilien. Von nun an verwandelten sich die Beherrschung des FUNAI-Apparats, die Anstellungen, die Verhandlungen mit den “Weissen“, die der Gruppe angebotenen Gelegenheiten und Vorteile, in Ziele jener in diesen politischen Disput verwickelten Parteien.
Die Gründung des gegenwärtigen Dorfes Kurehe war lediglich eine weitere Demonstration der Entscheidungskraft dieser traditionellen Politik, in der den benachteiligten Fraktionen die Möglichkeit offensteht, sich entweder zu fügen oder sich einen anderen Lebensraum zu suchen.
Noch heute sind die bedeutendsten Fraktionen der Karajá do Norte mit den Führern der Grossfamilien verbunden, die sich einst zur Gründung des Dorfes “Xambioá“ zusammentaten. Die Verbindung der gegenwärtig Lebenden mit den “originalen“ familiären Gruppen, die einst das Dorf gegründet haben, scheint heutzutage besonders stark zu sein, wie die Beibehaltung der Namen jener familiären Führer aus den 40er und 50er Jahren als Nachname der heutigen Karajá do Norte demonstriert. Gegenwärtig setzen sich die “typischen“ Namen aus (1) dem portugiesischen, ergänzt von dem (2) Namen Karaja do Norte, dem (3) Nachnamen der Familie (Name der familiären Fraktion: Txebwaré, Axure, etc.) und dem (4) “ethnischen“ Nachnachnamen (Karajá) zusammen.
Wenn man das erwartete Wachstum der Bevölkerung in Betracht zieht und die Gültigkeit jenes zyklischen Mechanismus der Spaltung, kann man eine Gründung neuer Dörfer in näherer Zukunft annehmen. Mit einer grösseren Präsenz entlang ihres Territoriums, sowie den dann ungenügenden Ressourcen ihres aktuellen Indio-Territoriums, kann man eine progressive Zunahme der Konflikte zwischen den Karajá do Norte und den benachbarten Landbesitzern voraussehen.
Wirtschaftliche Aktivitäten
Wie die anderen Karajá-Gruppen, kann man die Karajá do Norte grundsätzlich als Fischer bezeichnen. Ihre Ernährungsbasis beruht auf dem Fischfang und dem Sammeln der Produkte, die der Fluss und seine Ufer ihnen bieten. Eine geringe Produktion ihrer Felder und landwirtschaftliche Produkte, die sie ausserhalb ihres Dorfes kaufen, ergänzen ihren Eigenbedarf, der weit davon entfernt ist, zufriedenstellend zu sein.
Fisch ist die bedeutendste Proteinquelle für die Karajá do Norte. Fische fängt man entlang des Rio Araguaia, an geeigneten Stellen, oder auch in Lagunen, die sich ausserhalb ihres IT befinden, vorwiegend an der Grenze zu Pará, indem man den Rio Maria aufwärts fährt. Ihre Ausflüge zum Fischen führen häufig zu Zusammenstössen mit Fazendeiros und Eigentümern der Territorien, die sie durchqueren. Während des Sommers pflegen sie die Nebenflüsse des Rio Araguaia hinaufzufahren, auf der Suche nach Fischen und den Eiern von Schildkröten an den Stränden. In dieser Jahreszeit können ihre Ausflüge einige Tage währen, aber nicht länger als eine Woche. In der Regenzeit unternehmen jeweils zwei Männer Ausflüge zum Fischen – sie verlassen das Dorf im Morgengrauen und kehren vor Einbruch der Nacht zurück. Ausser dem Fischen mit Haken, Wurfnetz und Harpunen, pflegen sie auch noch die traditionelle Art des Fischeschiessens mit Pfeil und Bogen.
Die Jagd im Innern des IT – eine äusserst erfolgreiche Aktivität in den 80er Jahren – hat heutzutage an Bedeutung verloren. Die von ihnen bevorzugten Beutetiere sind Wildschweine, Hirsche, Gürteltiere, Affen und Landschildkröten. Aufgrund der Entwaldung durch Abbrennen der das IT umgebenden Gebiete, haben sich die Tiere in die Wälder des Indio-Territoriums zurückgezogen, dem einzigen Gebiet, indem die originale Pflanzendecke noch erhalten geblieben ist. Die Ergebnisse ihrer Jagden sind jedoch begrenzt durch die Schwierigkeit, Geld zum Kauf von Munition zu erhalten und durch die schlechtere Qualität der selbstgefertigten Patronen im Dorf und durch die alten Gewehre, die sie benutzen.
Nachdem der Handel mit Fellen offiziell verboten worden war, beschränkt sich die Jagd auf Fleisch für ihre Ernährung. Die einzige Tierart, die sie noch für den Handel jagen, sind die Aras (blaue und rote). Sie verkaufen ihre Befiederungen gelegentlich an Karajá und Javaé der Ilha do Bananal, die sie für Kopfschmuck und Dekoration anderer Kunsthandwerksartikel benutzen. Es ist allerdings nur ein sporadischer Kommerz durch die grosse Entfernung zu den Käufern.
Die Sammleraktivitäten heutzutage sind ebenfalls begrenzt auf ein paar saisonabhängige Früchte, wie Bacaba, Macaúba und Anajá (alles Palmfrüchte) im Dezember, Açaí im August und Cajú im Februar. Diese Arten werden in Waldgebieten ausserhalb des IT gesammelt. Neben diesen nativen Fruchtarten bietet ihnen im Dorf eine grosse Zahl von angepflanzten Mangobäumen reichliche Früchte in den Monaten Dezember und Januar.
Anschluss an die regionale Wirtschaft
Das ungenügende Vorkommen von Rohmaterialien innerhalb des Reservats – zur Verwendung von Kunsthandwerk, zum Eigengebrauch oder zum Verkauf – hat dazu geführt, dass die Karajá do Norte sich auf einen unerwünschten und teuren Handel um Rohmaterialien mit der regionalen Bevölkerung eingelassen haben. Für die Herstellung von Pfeilen, zum Beispiel, müssen sie das Schilfrohr “Taquari“ kaufen – oder im Tauschhandel erwerben, indem sie die Hälfte der produzierten Pfeile an denjenigen zurück geben, der ihnen die Schilfrohre beschafft hat. Oberhalb des Rio Matinha gibt es Taquari-Bestände, aber das ist eine weite Fahrt mit dem Kanu – weit ausserhalb des TI. Das “Imbé“ (resistentes Fasermaterial), zur Befestigung der Pfeilspitze am Pfeilschaft, bekommen sie im Handel mit den Tapiarapé und den Javaé, oder am Oberlauf des Rio Maria, wo sie es meterweise kaufen. Die “Mulungus“ oder Ziegenaugen – ein schwarz-roter Fruchtkern, den sie zur Konfektion von Halsketten, Armbändern und Ohrgehängen verarbeiten, finden sie hinter der Grenze zu Pará am Araguaia-Ufer oder kaufen sie pro Sack. Das Buriti-Palmstroh – unverzichtbar für die Anfertigung von Matten, Körben und für die Dachbedeckung – muss man von kleineren Fazendeiros in Pau d’Arco und Araguaína kaufen. Auch das Pati-Holz für den Bogen findet man auf der Pará-Seite des Araguaia in seinem Galeriewald.
Trotz der Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Rohmaterials zur Anfertigung ihres Kunsthandwerks, verkaufen sie regelmässig ihre Produktion an die regionale Bevölkerung. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Objekte mit praktischem Verwendungszweck, wie Krüge und Paddel, im Gegensatz zu den anderen Karajá-Gruppen, die sich als Hersteller von “touristischem“ Kunsthandwerk spezialisiert haben.
Obwohl sie auch Techniken zur Produktion von anspruchsvollem Federschmuck beherrschen und auch über das entsprechende Rohmaterial (Federn von Vögeln) verfügen, sind solche Arbeiten relativ selten geworden wegen der fehlenden Käufer, also ziehen sie es vor, sich auf Artikel von geringerem Wert zu konzentrieren, wie Halsketten, Stirnbänder und Rasseln.
Ihr Engagement in der regionalen Wirtschaft ist von geringer Bedeutung wegen der Entfernungen zu wirtschaftlich bedeutenden Zentren und das Fehlen von Entwicklungspolen. Arbeitsplätze pflegen mit den staatlichen Stellen für Gesundheit und Erziehung verbunden zu sein, mit der FUNAI, der FUNRURAL (Agrarinstitut), dem Verkauf von Fisch und Kunsthandwerk, sowie einer sporadischen Möglichkeit der Arbeit auf benachbarten Fazendas, was ihnen den Kauf von Industrieprodukten (Salz, Stoffe, Zucker, Mehl, Reis, Öl, Metallwerkzeuge, Kerosin und Angelgerät) ermöglicht.
Quellenangaben
Es existieren nur wenige publizierte Arbeiten über die Karajá do Norte. Die Gruppe wurde 1888 von dem deutschen Ethnographen Paul Max Alexander Ehrenreich besucht, und sein ausführliches Material wurde 1891 in Berlin publiziert.
Die nächste ethnographische Charakterisierung der Gruppe erschien im Jahr 1992 mit der These des Anthropologen André Toral, aus São Paulo, über die Völker der linguistischen Familie Karajá. Die Geschichte, Bevölkerung und gesellschaftliche Organisation der Karajá do Norte wurden in einer Feldforschung im Jahr 1982 erarbeitet. Diese Arbeit ist betitelt: “Cosmologia e Sociedade Karajá, dissertação de mestrado apresentada ao Programa de Pós-Graduação em Antropologia Social do Museu Nacional da Universidade Federal do Rio de Janeiro, 1992”.
Deutsche Übersetzung/Bearbeitung Klaus D. Günther