Die brasilianische Atlantikküste erstreckt sich vom Bundesstaat „Amapá“, im Norden, bis zum Bundesstaat Rio Grande do Sul, im extremen Süden – knapp 8.000 Kilometer. Zur Zeit der Entdecker war diese Küste mit mehr als 350.000 Quadratkilometern des Atlantischen Regenwaldes (Mata Atlantica) bedeckt – einer Fläche grösser als ganz Italien oder England zum Beispiel – der sich von Norden nach Süden, in einer durchschnittlichen Breite von 160 Kilometern, ausdehnte. Heute gibt es diesen geschlossenen Urwald nicht mehr – seine Bestände sind durch kontinuierliche Zerstörung auf 5% seiner ursprünglichen Fläche zurückgegangen, und von diesen Restbeständen werden heute höchstens 1% durch Nationalparks, biologische Reservate, ökologische Stationen, Landesparks und private Initiativen geschützt.
Frühe Besucher eines noch intakten Atlantischen Regenwaldes – unter ihnen auch Charles Darwin – waren überwältigt von der üppigen Vegetation, den zahllosen Bromelien- und Orchideen-Arten, der Vielfalt von Vögeln, Säugetieren, Reptilien, Insekten und anderen – einer schier unglaublichen Vielfalt der Natur: Zum Beispiel stammen, von den in Brasilien beheimateten 2.000 Schmetterlingsarten, rund 900 aus dieser Region, 17 von 21 Primaten-Spezies im Atlantischen Regenwald sind endemisch, das heisst, sie kommen nur in dieser Region vor und mehr als die Hälfte aller Bäume ebenfalls.
Wenn von Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien die Rede ist, denkt jeder sofort an den Amazonas-Regenwald, aber die Restbestände der Mata Atlantica sind in viel grösserer Gefahr. Mit der internationalen Umweltkonferenz „ECO 92“ in Rio de Janeiro sind auch in Brasilien, die bis dato eher zaghaften Bestrebungen Natur zu schützen, in ernstzunehmende Bewusstseinsbildung und eine von der Regierung unterstützte Bewegung verwandelt worden. Erfreulich, wenn man heutzutage schon mal jemanden mit dem Begriff „Ecologia“ (Ökologie) bei uns auf der Strasse argumentieren hört.
Erfreulich, dass immer mehr Tour-Operater und Hotelbesitzer die Zeichen der Zeit erkennen und mit ihrem Engagement dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen zu bewahren. Und ganz besonders erfreulich: dass auch bei uns die Besucherzahl wieder langsam anwächst, die diese Bemühungen mit Interesse verfolgen.
Öko-Tourismus wird weltweit als „Erleben der Natur ohne Beeinträchtigung ihrer lebenswichtigen Zusammenhänge“ verstanden. Aber Öko-Tourismus muss auch die Erhaltung dieser natürlichen Ressourcen für die lokale Bevölkerung als alternatives Einkommen erstrebenswert machen – erst dann werden wir sie zu Verbündeten im Naturschutz machen können.
„Letztlich werden wir nur bewahren, was wir lieben. Wir werden nur lieben, was wir verstehen. Und wir verstehen nur das, was man uns gelehrt hat.“ (Baba Dioum, Senegal )
DER GOLDENE LÖWEN-TAMARIN
In den Restbeständen des Atlantischen Regenwaldgürtels des Bundesstaates Rio de Janeiro lebt ein kleiner Primat mit orange-goldenem Fell: der „Löwen-Tamarin“ oder „Löwenaffe“ (Leontopithecus rosalia rosalia). Er steht ganz oben auf der Liste der gefährdeten Tierarten. Weniger als 500 Exemplare leben derzeit noch in freier Wildbahn. Der possierliche, eichhörnchengrosse Primat ist endemisch, das heisst, ganz an den Lebensraum des Atlantischen Urwaldes angepasst und hat deshalb keine Überlebenschance, wenn seine angestammte Heimat gänzlich verschwinden sollte.
Ein internationales Hilfsprogramm ist ins Leben gerufen worden, um diesen kleinen König des Waldes zu retten. Ziel ist es, die Anzahl der Löwen-Tamarine in freier Wildbahn zu erweitern, indem man in Gefangenschaft geborene Exemplare dort aussetzt. Gleichzeitig soll durch Wiederaufforstung ein grösserer Lebensraum für die Tiere geschaffen werden. Dazu muss die lokale Bevölkerung entsprechend sensibilisiert werden – erstaunlicherweise sind die ersten Ergebnisse sehr viel versprechend.Ein Tagesausflug ins biologische Reservat von „Poços das Antas“, macht die Teilnehmer mit diesem kleinen Kobold bekannt und vermittelt ihnen nicht nur einen Einblick in sein persönliches Habitat, sondern auch ein Bild von den Anstrengungen, die Tierschützer machen, um den Primaten-Zwerg zu erhalten – mit einem Teil Ihres Beitrags wird das Projekt unterstützt.
Die Teilnehmer werden für diesen Ausflug um 7:00 Uhr früh im Hotel abgeholt und über 130 km Anfahrt ins Reservat gebracht. Morgens sind die Tamarine am regsten, also sollte man früh da sein: 2 bis 3 Stunden wandert man durch den Regenwald, um Tamarin-Familien zu entdecken und zu fotografieren – allerdings sind Blitzgeräte nicht erlaubt!
Wenn Sie die Hochfrequenz-Pfiffe in Ihrer Nähe hören, dann sind die kleinen Kerle nicht weit. Plötzlich sehen Sie wie ein leuchtend rot-goldener Fellwust von einem Ast zu einem andern durch das dunkle Grün der Vegetation segelt – jetzt haben Sie ihn endlich entdeckt – während er seinerseits Sie schon seit geraumer Zeit aus seinem Versteck beobachtete. Wenn Sie geduldig sind, kommt der kleine Kerl bald neugierig näher – und mit ihm seine ganze Familie. Die Jüngsten schauen vorsichtig aus dem Fell der Mutter – fest an ihren beschützenden Leib geklammert.
Die Gruppe wird von einem zweisprachigen Guide begleitet, dem sich vor Ort einer der Projektbetreuenden Wissenschaftler der IBAMA (Brasilianische Naturschutzbehörde) anschliesst. Einem bescheidenen Lunch folgt dann eine Einführung in das Tamarin-Projekt durch die Wissenschaftler. Am späten Nachmittag fährt man zurück nach Rio.
Persönliche Ausrüstung:
T-Shirt, Jeans oder Wanderhose, ein Paar feste Schuhe oder Wanderstiefel, Regenschutz oder Anorak, Mückenmittel, Fernglas und Kamera (ohne Blitz!).