Gigantismus: Grösster Mann Alagoas will nicht weiter wachsen

Mit 2,23 Metern ist José Cristovão da Silva vermutlich der grösste Mann im Bundesstaat Alagoas. Doch weder er noch seine Familie sind stolz auf seine Grösse. Vielmehr überwiegt die Sorge, denn der 22-jährige wächst immer weiter und wird ohne fremde finanzielle Hilfe nie ein normales Leben führen können.

José leidet an einer seltenen Krankheit, der Akromegalie oder auch Gigantismus genannt. Sein Körper produziert zu viele Wachstumshormone und dadurch wachsen Bindegewebe und Knochen ständig weiter. Und nur durch z.B. eine ständige medikamentöse Behandlung kann die Hormonproduktion reduziert werden.

„Eine Injektion kostet rund 2.000 Reais und ich müsste mindestens eine Ampulle jede Woche nehmen. Ich bin zwar einer der grössten Menschen Brasiliens, aber ich bin nicht gesund. Wie soll ich da mein Leben geniessen“ erklärt der junge Mann, der in einem einfachen Lehmhaus in Palmeira dos Indios im Bundesstaat Alagoas wohnt.

Das Leiden von Cristovão hat auch den Bürgermeister der Gemeinde, Albérico Cordeiro, erschüttert. Nun will er versuchen zu helfen. Seiner Meinung nach müssten erst einmal die zuständigen Gesundheitsämter von Alagoas informiert werden, um „dringendste Massnahmen zu ergreifen, die Schlimmeres verhindern“. Die Gemeinde selbst verfügt nicht über die finanziellen Mittel, die monatlich benötigten Injektionen von rund 3.000 Euro zu bezahlen. „Alleine können wir die Kosten nicht tragen. Sie sind halt sehr teuer und sehr spezifisch“ bedauert Cordeiro.

Laut Nina Musolinu von der brasilianischen Gesellschaft für Endokrinologie und Metabolismus (SBEM) ist Akromegalie eine Hormonstörung, die sowohl chirurgisch oder medikamentös behandelt werden kann. Im ersten Fall wird ein gutartiger Tumors der Hirnanhangsdrüse, welcher für die erhöhten Hormonwerte verantwortlich ist, operativ durch die Nase entfernt. Bei einer Behandlung mit Medikamenten produziert der Wirkstoff im Körper lediglich einen Effekt, der die Produktion des Wachstumshormons Somatotropin stoppt. Musolinu spricht sich selbst für die chirurgische Alternative aus. „Die Operation ist immer der bessere Weg. Der Tumor ist zwar gutartig, aber er kann mit für viele Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck verantwortlich sein, die dem Patienten auf Dauer ein normales Leben unmöglich machen“.

Cristovão wurde nach der Geburt im Hinterland von Pernambuco von seinen Eltern zur Adoption freigegeben. Er lebt heute mit seiner Adoptivmutter in einfachen Verhältnissen und besucht seit kurzem wieder die Schule in der 5. Klasse. Die Familie hofft nun, dass durch den Medienrummel irgendwie eine Möglichkeit entsteht, den jungen Mann dauerhaft behandeln oder operieren zu lassen. Auch wenn er in Zukunft durch seine Grösse mit so einigen Schwierigkeiten kämpfen muss, wünscht er sich nichts lieber wie ein halbwegs normales Leben.

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AutorIn: Dietmar Lang

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