In den Sommermonaten werden entlang der Küste Brasiliens hunderttausende von Schildkrötenjunge freigelassen. In Salvador da Bahia geschieht dies nach 30 Jahren erstmals wieder im Stadtbereich.
In den vergangenen drei Jahrzehnten haben Mitarbeiter des Projektes Tamar, Biologen und ehrenamtliche Helfer die in Stadtnähe ihre Eier ablegenden Meeresschildkröten zum Strand “Busca Vida“ gebracht, um sie vor den Menschen zu schützen. Gleichzeitig gab es Aufklärungsaktionen für die Bevölkerung und Touristen.
Am beeindruckendsten ist die “Freilassung“ der nur handtellergroßen Schildkrötenbabys. Wie sich die kleinen Meerestiere durch den Sand nach oben graben und dann Richtung Meer laufen und purzeln ist von Schulklassen, Naturliebhabern, Fischern, Anwohnern und Touristen unter Leitung der Biologen Jahr für Jahr bestaunt worden.
Jetzt haben die Biologen beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Meeresschildkröten wieder an den Stränden im urbanen Bereich ihre Eier ablegen zu lassen. Dem vorausgegangen ist eine eingehende Studie über fünf Jahre hinweg und eine intensive Arbeit mit der Bevölkerung, diese für den Schutz der Tiere zu gewinnen. Angelegt wurden zudem eingezäunte Bereiche, die den Schildkröten vorbehalten sind.
Insgesamt 250 Nester sind am Strand von Itapuã eingezäunt worden. In jedem von ihm liegen etwa 120 Eier. In den 50 Tagen des heranwachsens der Jungtiere werden die Nester bewacht. Abgelegt wurden die Eier von vier verschiedenen Arten von Meeresschildkröten:
Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta), Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), Grüne Suppenschildkröte (Chelonia mydas) und Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea).
Das Projekt Tamar ist seit über 35 Jahren entlang der Küste Brasiliens aktiv. Allein in Salvador schlüpfen jährlich etwa 25.000 Meeresschildkröten. Diejenigen, die nach 20 Jahren die Geschlechtsreife erreichen, kommen in der Regel wieder zu ihrem Geburtsstrand zurück, um dort ihre Eier im Sand zu vergraben.