Immer mehr Menschen bei landesweiten Massenprotesten

In Brasilien haben am Montagabend (17.) in zahlreichen Städten des Landes erneut Zehntausende gegen soziale Ungerechtigkeit, Verschwendung von Steuergeldern und Korruption sowie für mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit und öffentliche Sicherheit demonstriert. Dabei kam es teilweise erneut zu Zusammenstössen mit der Polizei, zahlreiche Personen auf beiden Seiten wurden verletzt.

Alleine in São Paulo, wo die Demonstrationen Anfang Juni ihren Anfang nahmen, gingen nach Medienberichten über 70.000 Menschen auf die Straße. In Rio de Janeiro sollen sogar über 100.000 Demonstranten gegen die aktuelle Regierungspolitik demonstriert haben. Auch in Brasília, Belém, Recife, Salvador, Belo Horizonte, Vitória, Curitiba und Foz do Iguacu machten die Menschen wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen ihrem Unmut Luft.

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Während die Organisatoren der sozialen Bewegungen die Menschen aufriefen, friedlich zu protestieren und sich nicht von den Sicherheitskräften provozieren zu lassen, sorgten militante Splittergruppen vor allem in São Paulo und Rio de Janeiro für Tumulte und Chaos. Die zuletzt aufgrund übermässig hartem Vorgehen in die Kritik geratene Polizei hatten sich zu Beginn noch zurückgehalten, musste dann jedoch um so härter gegen die gewaltbereiten Gruppen vorgehen. Dabei soll auch erstmalig „scharf“ geschossen worden sein.

São Paulo

In der Megametropole São Paulo hatten etwa 65.000 Menschen zunächst friedlich gegen die Fahrpreiserhöhung und die Regierungspolitik protestiert, erst am späten Abend versuchten militante Gruppen Zugang zum regionalen Regierungssitz zu erlangen. Ein massives Polizeiaufgebot konnte dies jedoch verhindern. Später wurde nach Verhandlungen zehn Demonstranten der Zutritt durch das mittlerweile stark beschädigte Tor des Gebäudes gewährt, diese durften nach Medienberichten einem offiziellen Vertreter der Provinzregierung ihre Forderungen unterbreiten.

Brasília

In der Hauptstadt Brasília stürmten am Abend rund 10.000 Menschen den Bereich des Nationalkongresses. Zahlreiche Demonstranten erklommen dabei das Dach sowie die Zugangsrampe des Gebäudes. Die Aktion stand unter dem Motto „Es sind nicht nur 20 Centavos“ hatte sich die Bewegung in sozialen Netzwerken organisiert und eindringlich appelliert, jegliche Gewalt gegen Personen oder fremdes Eigentum zu unterlassen. Am späten Abend zogen sich die „Besetzer“ allmählich zurück, Zwischenfälle wurden bis zu diesem Zeitpunkt keine gemeldet.

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Rio de Janeiro

In Rio de Janeiro hatten die Proteste im Umfeld der Candelária-Kirche ebenfalls zunächst friedlich begonnen. Dort hatten sich am frühen Abend rund 100.000 Menschen versammelt. Der anschliessende Marsch erreichte ohne größere Zwischenfälle Cinelândia, bevor sich eine Gruppe vornehmlich vermummter Personen zum regionalen Parlament aufmachte.

Nachdem eine Erstürmung des Gebäudes zunächst fehlschlug, wurden faktisch alle Bankfilialen im Umkreis des Regierungsgebäudes Ziel von Vandalismus. Auch mehrere Autos wurden durch den wütenden Mob umgeworfen und in Brand gesteckt. Rund 20 Polizisten wurden nach Behördenangaben bei den Ausschreitungen verletzt, unbestätigten Meldungen zufolge soll auch erstmalig seit Beginn der Proteste scharfe Munition eingesetzt worden sein.

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: ABr

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