Wissenschaftler sehen für dieses Jahrhundert ein heisseres Klima in Brasilien voraus

Das ”Painel Brasileiro de Mudanças Climáticas” – ein wissenschaftliches Gremium, das von der Regierung im Jahr 2009 geschaffen wurde, hat am 09. September die erste von drei Studien veröffentlicht, die sich mit der globalen Erwärmung und deren Auswirkungen auf Brasilien beschäftigen. Alles in allem zeigen diese Studien, dass die Temperaturen im Verlauf des Jahrhunderts steigen, die Niederschläge im Norden und Nordosten zurückgehen und im Süden und Südosten zunehmen werden. Die Veränderungen des Niederschlagsvolumens können sich zwischen 5% und 20% bewegen, bei den Temperaturen zwischen 1°C bis 5°C bis gegen Ende des Jahrhunderts, je nach Ausstoss der Treibhausgase und der globalen Erwärmung.

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Die Studien weisen auf längere Trockenperioden hin, besonders in den Regionen Amazoniens, des Cerrado und der Caatinga. ”Allein in Brasilien deuten alle Studien darauf hin, dass der Norden und der Nordosten von einem Rückgang der Niederschläge und ansteigenden Temperaturen betroffen sein werden. Im Bereich des ”Semiarido“ (Halbtrockenes Klima, das im Innern der Nordoststaaten vorherrscht), wo es bereits wenig regnet, ist dies eine Besorgnis erregende Erkenntnis. Hier besteht die Gefahr, dass sich die Region in eine Wüste verwandelt“, betont Tércio Ambrizzi, einer der Koordinatoren des ”Instituto de Astronomia, Geofísica e Ciências Atmosféricas“ der Universität von São Paulo (USP).

In Amazonien wird es einen Rückgang von 10% des Regenvolumens und einen Temperaturanstieg von 1ºC bis 1,5°C bis zum Jahr 2040 geben – so die Studie. Zwischen 2041 bis 2070 wird das Regenvolumen um 40% bis 45% fallen und der Temperaturanstieg sich zwischen 5°C bis 6°C zwischen 2071 bis 2100 bewegen.

Die Studie zeigt auch, dass die Waldzerstörung diese Situation zunehmend verschlechtern wird. Die Abholzung wird die Temperatur noch weiter steigern und die Feuchtigkeit verringern. ”Es werden günstige Bedingungen geschaffen, um Amazonien in eine Savanne zu verwandeln, ein besonders kritisches Problem in seiner Ostregion“, hebt der Text der Studie hervor.

In der Caatinga wird es einen Temperaturanstieg zwischen 0,5°C bis 1°C und einen Niederschlagsrückgang zwischen 10% und 20% während der nächsten drei Jahrzehnte geben (bis 2040). Zwischen 2041 und 2070 werden die Temperaturen schrittweise zwischen 1°C und 2,5°C ansteigen und die Niederschläge zwischen 25% und 35% zurückgehen. Gegen Ende des Jahrhunderts (2070-2100) wird das Biom deutlich heisser sein (Zunahme zwischen 3,5°C und 4,5°C) und deutlich trockener, denn die jetzt schon seltenen Niederschläge werden sich noch um 40% bis 50% verringert haben. ”Diese Veränderungen können den Prozess einer Verwüstung der Caatinga auslösen“, so der Text des Dokuments.

Im Cerrado werden die Temperaturen in den nächsten drei Jahrzehnten um 1°C ansteigen und die Niederschläge sich zwischen 10% und 20% verringern. In der Mitte des Jahrhunderts (2041 bis 2070) schätzt man den Temperaturanstieg um 3°C bis 3,5°C und den Rückgang der Niederschläge auf zwischen 20% und 35%. Gegen Ende des Jahrhunderts erreicht der Temperaturanstieg zwischen 5°C und 5,5°C – die Niederschläge verringern sich kritisch um zwischen 35% und 45%.

In 30 Jahren wird das Pantanal eine durchschnittliche Temperatursteigerung um 1°C erfahren, und die Niederschläge werden sich zwischen 5% und 15% verringern. Die Tendenz der Niederschlagsverringerung schreitet in der Mitte des Jahrhunderts fort, zwischen 10% und 25%, und die Temperaturen nehmen zwischen 2,5°C und 3°C zu. Nach 2070 herrschen intensive Temperatursteigerungen vor – eine Zunahme um 3,4°C bis 4,5°C – und ein bedeutender Rückgang der Niederschlagsmenge um 35% bis 45%.

Der Nordosten des Atlantischen Regenwaldes wird von einer drastischen Temperatursteigerung betroffen – zwischen 2°C und 3°C und einer ebensolchen drastischen Minderung der Niederschläge um 20% bis 25%, die in der Mitte des Jahrhunderts, bis gegen Ende, weiter zunimmt. Im südlichen Teil des Atlantischen Regenwaldes werden die Temperaturen zwischen 2,5°C und 3°C bis zur Jahrhundertwende ansteigen.

Für die südliche Pampa-Region sagt die Studie folgendes voraus: 5% bis 10% Zunahme der Niederschläge und 1°C Erwärmung bis 2040. In der Mitte des Jahrhunderts um 1°C und 1,5°C steigende Erwärmung und Zunahme der Niederschläge um 15% bis 20%. Bis Ende des Jahrhunderts Temperaturanstieg um 2,5°C bis 3°C und um 35% bis 40% höhere Niederschläge.

”Was die Art und Weise der brasilianischen Wirtschaft betrifft, die sich weitgehend auf die Landwirtschaft stützt, ist dieses Szenario Besorgnis erregend. Wir werden hinsichtlich unserer Pflanzungen den Schock der globalen Erwärmung zu spüren bekommen. Soja, Kaffee und Mais werden aus den Regionen, in denen sie heute wachsen, in andere Gebiete mit angenehmeren Temperaturen und regenreicheren Böden verlegt werden müssen“, erklärt Ambrizzi.

Diese Projektionen basieren auf drei Jahren wissenschaftlicher Studien, an denen mehr als 300 brasilianische Wissenschaftler mitgearbeitet haben.

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AutorIn: Klaus D. Günther · Bildquelle: AgenciaBrasil

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