Die Augen der Amphibien haben verschiedene Farben und Formen

Es sind die Augen, deren komplexe Strukturen die Identifikation der einzelnen Spezies unterstützen. Form, Farben und Design der Amphibienaugen unterstreichen auch die besondere Schönheit dieser Tiere. Jedoch reicht die Funktion dieser Strukturen weit über die reine Ästhetik hinaus. Wie der Biologe Renato Gaiga festgestellt hat, der zahlreiche Amphibien der brasilianischen Fauna fotografiert und seziert hat, sind die Augen auch bedeutende Sinnesorgane.

“Tagaktive Amphibien spüren sofort die Gegenwart einer Bedrohung und suchen schnellstens ein Versteck auf, wenn sie sich belästigt fühlen“, erklärt Gaiga. Und er fährt fort, dass nicht alle Spezies aussergewöhnlich farbige Augen haben. Jedoch gibt es einige, deren Augen in der Natur einzigartig und unvergleichlich dastehen, deren Eigenschaften zur jeweiligen Identifizierung des Amphibiums beitragen.

Hyalinobatrachium_fleischmanni01aZum Beispiel die “Pererecas-de-vidro“ (Glasfrösche) der Gattung Hyalinobatrachium. “Sie beeindrucken mich sehr mit ihren Zeichnungen und Punkten in ihren Augen. Stets sind sie besonders auffallend und ganz unterschiedlich beschaffen. Jede dieser Spezies hat ihr besonderes Standard-Design der Augen, und damit kann man sie auseinanderhalten, obwohl der Identifikationsprozess an sich recht kompliziert ist. Die Wissenschaftler müssen in diesem Fall ein Maximum an möglichen Charakteristika zusammentragen, um die einzelnen Spezies sicher bestimmen zu können“, berichtet Gaiga.

Neben seiner wissenschaftliche Arbeit betätigt sich Gaiga auch als Fotograf (und Musiker) – und er findet die Augen der Frösche aus der Gattung Phyllomedusa (Makifrösche) “bemerkenswert“. Diese Tiere präsentieren eine vertikal verlaufende Pupille, so wie die Augen der Katzen. Andere Beispiele mit bemerkenswerten Augen sind die Frösche der Gattung Aplastodicus (Laubfrösche). Es sind endemische Spezies des Atlantischen Regenwaldes, und ihre Augen sind orangerot gefärbt und bilden einen starken Kontrast zum Grün ihres Körpers.

“Meiner Meinung nach sind sie die eindrucksvollsten Augen überhaupt. Sie sind im Einzelnen nicht so fein gezeichnet, wie die Augen der Spezies Trachycephalus, Osteocephalus und Itapotihyla (Laubfrösche), aber ihre Farbe ist so stark, dass es auf einem Foto so aussieht, als hätte der Fotograf sie nachträglich per Photoshop verstärkt“, sagt Gaiga.

Wie der Biologe erzählt, gibt es Amphibien, deren Augen ganz unterschiedliche, mikroskopisch kleine Charakteristika aufweisen. Zellen, die man als “grüne Stäbchen“ bezeichnet, kann man in der Retina von Tieren der Gattung Anura finden, einer Gruppe von Kröten, Fröschen und Laubfröschen. “Die Stäbchen sind Zellen, die sich auch in unseren menschlichen Augen finden, sie übermitteln die Intensität des Lichts. Bei den Amphibien sind diese Zellen modifiziert – allerdings kennt man bisher ihre genaue Funktion noch nicht“.

Diese modifizierten Zellen sind einzigartige Charakteristika der Amphibien. In der Gattung Gymnophiona (der Gruppe, zu der die blinden Schlangen gehören), fehlen diese Strukturen wegen der reduzierten Augenstruktur. Wie Gaiga berichtet, nimmt man an, dass es sich dabei um eine sekundäre Rückbildung im Verlauf der Entwicklung dieser Spezies handelt, weil diese Tiere durch ihre besondere Lebensweise und speziellen Jagdmethoden ihre anderen Sinnesorgane weiterentwickelten – “mit anderen Worten, die Augen wurden kaum noch gebraucht“.

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AutorIn: Klaus D. Günther · Bildquelle: Wikipedia

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