Sicherheitsbericht vorgelegt: Alle neun Minuten wird ein Mensch umgebracht

Foto: duesselmax/Fotolia.com
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In Brasilien sind zwischen 2011 und 2015 mehr Menschen gewaltsam ums Leben gekommen als im gleichen Zeitraum im Bürgerkrieg in Syrien wie aus einer vom ”Fórum Brasileiro de Segurança Pública” (FBSP) am Freitag (28.) vorgelegten Studie hervorgeht.

Danach oszilliert die Zahl der Morde in dem südamerikanischen Land seit Jahren auf hohem Niveau. Auch wenn 2015 im Vergleich zu 2014 eine Reduzierung von 1,2 Prozent registriert worden ist, haben dennoch 58.383 Brasilianer auf gewaltsame Weise ihr Leben verloren.

Die Zahlen sind erschreckend. Alle neun Minuten wird in Brasilien ein Mensch umgebracht, 160 sind es pro Tag. Negativ fällt vor allem der Nordosten des Landes auf. Während die landesweite Rate bei 26,6 Gewaltopfern pro 100.000 Einwohner liegt, sind im Bundesstaat Sergipe mit einem Index von 57,3 mehr als doppelt soviele registriert worden. In Alagoas waren es 50,8 und in Rio Grande do Norte 48,6 pro 100.000 Einwohner.

Der geringste Index wurde 2015 hingegen mit 11,7 Morden pro 100.000 Einwohnern in der Megametropole São Paulo verzeichnet. Santa Catarina im Süden des Landes weist einen Index von 14,3 auf und Roraima im Norden Brasiliens von 18,2.

Laut FBSP-Präsident Renato Sérgio de Lima spielen öfentliche Initiativen beim Kampf gegen die Gewalt eine wichtige Rolle. Dort, wo steigende Raten registriert worden sind, würden entsprechende Programme zur Reduzierung der Mordraten fehlen.

Der Bundesstaat Rio Grande do Norte ist ein Beispiel dafür. In diesem ist die Zahl der gewaltsam ums Leben gekommenen Menschen 2015 gleich um 39,1 Prozent gestiegen. In Amazonas wurde eine Zunahme von 19,6 Prozent registriert und in Sergipe von 18,2 Prozent.

Auch wenn die Opferzahl in Alagoas insgesamt extrem hoch ist, konnte dort im vergangenen Jahr jedoch eine Verringerung der Mordrate von 20,8 Prozent erzielt werden. Abgenommen hat die Opferzahl ebenso im Hauptstadtdistrikt (- 13 Prozent) und in Rio de Janeiro (- 12 Prozent).

Von den über 58.000 Opfern sind 52.570 ermordet worden (1,7 Prozent weniger als 2014). 761 Todesopfer sind an den Folgen von Körperverletzungen gestorben. Zugenommen hat die Zahl der Menschen, die bei einem Raubüberfall ums Leben gekommen sind. 2015 waren dies 2.307 Männer und Frauen, was einer Steigerung von 7,8 Prozent entspricht.

Eine traurige Rolle bei der Gewaltstatistik kommt ebenso der Polizei zu. Sie ist für 3.345 Tote verantwortlich, die bei Einsätzen ums Leben gekommen sind. Das sind 6,3 Prozent mehr als 2014 und täglich neun Tote durch Polizeigewalt.

Vor allem in den Bundesstaaten Rio de Janeiro und São Paulo gehen die Sicherheitskräfte nicht zimperlich um. Die beiden Bundesstaaten sind für 45 Prozent aller Todesopfer durch Polizeigewalt verantwortlich.

Der Index der Polizeigewalt mit Todesfolgen wird im Bericht mit 1,6 angegeben. Damit liegt Brasilien noch vor Ländern wie Honduras (1,2) und Südafrika (1,1). Laut Lima ist Brasilien das Land mit der weltweit höchsten Todesrate durch Polizeigewalt.

Hoch ist im weltweiten Vergleich ebenso die Zahl der ermordeten Polizisten. Im Jahr 2015 haben 393 Polizisten ihr Leben auf gewaltsame Weise verloren. Die meisten Opfer (290) hat es allerdings außerhalb der Dienstzeit gegeben. Verbunden ist ihr Tod häufig mit einer Reaktion bei einem Raubüberfall, wie es in dem Bericht ”Anuário Brasileiro de Segurança Pública” heißt.

Die hohe Zahl der Mordopfer in Brasilien nimmt sich noch erschreckender aus, wird sie mit denen von Kriegsregionen verglichen. Zwischen 2011 und 2015 sind in Brasilien 278.839 Menschen umgebracht worden, in dem im Bürgerkrieg befindlichen Syrien waren es im gleichen Zeitraum laut dem Observatorium für Menschenrechte 256.124 Männer, Frauen und Kinder und damit weniger als in dem südamerikanischen Land ohne Krieg.

Während das ”Fórum Brasileiro de Segurança Pública” seinen jährlichen Sicherheitsbericht vorgelegt hat, haben sich am Freitag in Brasília Vertreter der Legislative, Exekutive und Judikative getroffen, um über das Problem zu debattieren. Unterzeichnet haben sie einen Pakt zur öffentlichen Sicherheit, bei dem es ebenso um den Grenzschutz geht.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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