Weltwassertag: Es gibt noch viel zu tun

Einmal mehr wird zum Weltwassertag mit verschiedenen Aktionen auf das wertvolle Gut aufmerksam gemacht. Angeregt werden soll zu einem verantwortungsbewussteren Umgang mit Trinkwasser. Die Realität in dem riesigen Land sieht allerdings anders aus. Nach wie vor mangelt es an einer ausreichenden Abwasserklärung, einer Politik zur Wiederverwendung von Brauchwasser und am Verständnis der Bevölkerung, dass Wassersparen nicht nur in Dürrezeiten von Bedeutung ist.

Weltwassertag – Foto: Fernanda Carvalho | Fotos Publicas

Laut der Wasserbehörde ANA sind in Braslien 2016 etwa 2.275 Kubikmeter Wasser pro Sekunde für die Trinkwasserversorgung bereit gestellt worden. Der effektive Verbrauch lag hingegen bei nur 1.210 Kubikmetern. Der absolute Großteil davon geht in die Landwirtschaft. Allein für die Bewässerung wurden 75 Prozent der Gesamtmenge verbraucht. Hinzu kommen weitere neun Prozent für die Viehhaltung, während die Trinkwasserversorgung der Menschen in den Städten mit lediglich acht Prozent und die Industrie mit sechs Prozent angegeben wird.

Ein großes Leck besteht nach wie vor in den ländlichen Regionen des gigantischen Landes. Dort sind sich die Bewohner weitgehend selbst überlassen, was Trinkwasserversorgung und Abwasser anbelangt.

Während das Museu do Amanhã in Rio de Janeiro und einzelne andere Vorzeigeprojekte auf vorbildliche Weise einen verantwortlichen Umgang mit dem Rohstoff Wasser aufzeigen und Abwasser aus Duschen und Waschbecken wiederverwenden, spiegelt sich dies im Land bisher kaum wieder.

In der Industrie hat wegen der Kosteneinsparung zumindest schon teilweise ein Umdenken eingesetzt. Ein Flaschenhals ist jedoch eine fehlende gesetzliche Regelung zur Wiederverwendung von Brauchwasser. Was sich einfach anhört wird deshalb durch die Bürokratie erschwert.

Bisher sind in Brasilien laut einer Studie des Instituto Trata Brasil im Jahr 2015 nur 50,3 Prozent der Brasilianer an die Kanalisation angeschlossen. Darüber hinaus wird nur 42 Prozent des über die Kanalisation gesammelten Abwassers ausreichend behandelt.

Der Rest geht ungeklärt in Flüsse, Bäche und Meer. Zu sehen ist das traurige Ergebnis davon an der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro und beim einst stolzen Fluss Tietê, der die Megametropole São Paulo als Kloake denn als Fließgewässer durchquert.

Viel aufzuholen gibt es auch bei einem verantwortungsvollen Umgang mit dem kostbaren Naß. Dass ein Sparen notwendig ist, rückt in der Bevölkerung oft dann erst ins Bewußtsein, wenn wegen Dürren und leeren Stauseen dazu aufgerufen wird.

Hinzu kommt die Idee, dass Brasilien ein wasserreiches Land ist. Immerhin beherbergt es zwölf Prozent des weltweiten Süßwasservorkommens. Gleichzeitig leidet der Nordosten des Landes aber seit fünf Jahren unter einer extremen Dürre.

Weltwassertag – Foto: Fernando Frazão | Agência Brasil

Von leeren Wasserreservoirs waren 2014 und 2015 ebenso der bevölkerungsreiche Südosten und zentrale Westen betroffen. Das Problem war nicht nur klimatisch bedingt. Eine mangelnde, vorausschauende Planung, fehlender Schutz von Quellgebieten und die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes sowie der Uferrandstreifen entlang von Flüssen haben ebenso dazu beigetragen, wie Wissenschaftler und Umweltschützer immer wieder konstatieren.

Die Dürren sind auch im Wasserland Brasilien längst keine seltenen Einzelphänomene mehr. Seit Wochen bleiben die Wasserhähne im Hauptstadtdestrikt Brasíla immer wieder trocken. Dazu beigetragen wird auch durch einen sorglosen Umgang mit Wasser.

Nach einem Bericht der Abteilung Snis des Stadtministeriums aus dem Jahr 2015 werden in Brasilien jährlich 37 Prozent Trinkwasser verschwendet. Verloren geht das Gut unter anderem durch Lecks in veralteten Leitungssystemen. Aber auch die Bürger selbst tragen dazu bei.

Während die Weltgesundheitsorganisation von 120 Litern Wasser pro Mensch und Tag ausgeht, sind es in Brasilien laut Snis 165,3 Liter. Einseifen, Geschirrspülen und Zähneputzen mit laufendem Wasser sind üblich. In Mode gekommen sind Wasserhochdruckreiniger, die für alles mögliche eingesetzt werden. Statt mit einem Besen Bürgersteig oder Garageneinfahrt zu kehren, wird wertvolles Trinkwasser verspritzt.

Theoretisch könnte dazu eigentlich Brauch- oder auch Regenwasser eingesetzt werden. Allerdings sind auch Regenwasserzisternen in Brasilien eher eine Seltenheit. Selbst im trockenen Nordosten mangelt es an diesen.

Hinzu kommt dort Schluder, Bürokratie und Korruption. Über ein eigens aufgelegtes Programm sollten die Siedlungen des Nordosten eigentlich mit Zisternen ausgestattet werden. Ein paar sind angekommen. Hunderte wurden geliefert und nie installiert.

Zumindest am Weltwassertag wird auf all diese Probleme jedoch in den Medien aufmerksam gemacht.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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