Rio de Janeiro: Ein Jahr nach Mord an Menschenrechtlerin Ex-Polizisten festgenommen

Ein Jahr nach dem kaltblütigen Mord an der Menschenrechtlerin und linken Politikerin Marielle Franco sind am Dienstag (12.) in Rio de Janeiro zwei Ex-Polizisten festgenommen worden. Sie stehen in Verdacht, das Verbrechen ausgeführt zu haben, streiten aber ab. Noch unbekannt ist das Motiv der Tat sowie wer die Hintermänner sind.

Marielle Franco – Foto: Screenshot

Marielle Franco und ihr Fahrer Anderson Gomes sind am 14. März des vergangenen Jahres auf der Heimfahrt eines politischen Eventes in ihrem Wagen von einem anderen Fahrzeug aus im Zentrum Rio de Janeiros erschossen worden.

Das Verbrechen hat in Brasilien für große Empörung gesorgt. Gleiches gilt für die Ermittlungen, die nur schleppend laufen gleichzeitig aber einen erschütternden Einblick in das Sicherheitssystem Brasiliens bieten.

Schußwaffe und Patronen stammen aus Polizeiarsenalen und sind dort entwendet worden. Wie die Ermittlungen ans Tageslicht gebracht haben, scheint das Abhandenkommen von Waffen un Patronen keine Seltenheit zu sein. Im Laufe des Jahres gab es zudem den Versuch eines mutmaßlichen Kronzeugen, die Tat einem Stadtrat Rio de Janeiros und einem bereits verhafteten Milizchef anzukreiden.

Ermittelt wird mittlerweile, ob mit diesem Versuch seitens der Polizei die Ermittlungen blockiert werden sollten.

Bekannt wurde ebenso, dass es in der Stadt am Zuckerhut ein “Escritório do Crime“ gibt, ein “Büro des Verbrechens“. Dahinter verbirgt sich eine von einer Miliz installierte Mördergruppe. Die nun verhafteten Ex-Polizisten sollen ebenso Verbindungen zu Milizen unterhalten.

Der mutmaßliche Schütze, ein pensionierter Sergeant, soll als Auftragsmörder tätig gewesen sein. Er hat seinen Wohnsitz zufälligerweise im gleichen Wohnkomplex wie Brasliens Präsident Jair Bolsonaro. Der zweite Festgenommene hat mutmaßlich den Wagen gesteuert, von dem aus 13 Schüsse abgefeuert wurden.

Auch wenn die nun erfolgten Festnahmen endlich ein wenig Licht auf den Mord an Marielle Franco zu werfen scheinen, liegen Auftraggeber und Motiv noch im Dunkeln. Als einzige hat die Assessorin Marielle Francos das Attentat überlebt.

Sie hat in einem TV-Interview gesagt, dass Marielle Franco keine Feinde hatte. Allerdings sei sie unbequem gewesen und habe als Politikerin, als Frau, Schwarze, Lesbe und Favela-Bewohnerin bei Rassisten und Machos Unmut erregt.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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