Brasilien trauert um Musiklegende und Vater des Bossa Nova: João Gilberto

Brasilien trauert um João Gilberto. Mit ihm ist am Samstag (6.) eine Ikone der brasilianischen Musik und einer der letzten Väter des Bossa Nova gestorben. Er hat den Bossa Nova in die Welt getragen, ihm seinen typischen Rhythmus gegeben und Generationen von Musikern beeinflusst.

Vater des Bossa Nova – João Gilberto – Foto: Screenshot Video

Der 1931 im brasilianischen Bundesstaat Bahia geborene João Gilberto hat die Musik Brasiliens gelebt. Als junger Mann hat er sich dem Studium der Musikharmonie gewidmet und herausgefunden, dass er mit einer Zeitverzögerung beim Gesang dem Samba einen neuen Stil geben kann. Er spielte und sang bekannte Sambastücke mit seiner sanften, tiefen Stimme und seinem eigenen Rhythmus und revolutionierte damit ebenso den Bossa Nova.

Damit zog er auch Augen und Gehör anderer Musiker auf sich. Musiker und Komponist Tom Jobim war einer von ihnen. Er präsentierte João Gilberto das von ihm und Vinicius de Moraes (beide Väter des Bossa Nova) komponierte Lied “Chega de Saudade“. João Giberto vertonte es und machte es zum Hit.

Mit seinen Alben “Chega de Saudade“ (1959), “O amor, o sorriso e a flor“ (1960) und “João Gilberto” (1961) wurde die Welt auf ihn aufmerksam. Jazzgrößen wie Dizzy Gillespie, Charlie Byrd und Herbie Mann waren begeistert.

Mit dem Jazz-Saxophonisten Stan Getz, seiner Frau Astrud Gilberto, Tom Jobim und weiteren Musikern nahm er 1963 das Album “Getz – Gilberto“ auf und machte damit Songs wie “Corcovado“ und “Garota de Ipanema“ weltberühmt.

Auch in den Tonstudios sorgte er für Veränderungen. Als einer der ersten Musiker bestand er bei den Aufnahmen auf zwei Mikrophone, eins für die Stimme, eins für die Gitarre.

João Gilberto hat dutzende Platten aufgenommen, gewann mehrere Grammys, füllte die Carnegie Hall in New York, trat weltweit auf, darunter auch beim Jazzfestival in Montreux in der Schweiz. Vom Musikmagazin “Down Beat“ wurde er 2009 zu einem der besten Gitarrenspieler der Welt gekürt.

João Gilberto war ein außergewöhnlicher Künstler mit einem absoluten Gehör. Er galt aber auch als eigensinnig. Wegen Tonproblemen sagte er kurzfristig einige Konzerte ab oder verließ die Bühne, was ihm beim Publikum Einbußen brachte.

In den letzten Jahren hat sich João Gilberto komplett zurückgezogen. Aufsehen erregten einzig die ständigen Streitigkeiten mit seinen ältesten Kindern Bebel und João Marcelo sowie seiner letzten Ehefrau Faissol. Gilberto lebte zuletzt vereinsamt und verschuldet in einer Wohnung in Rio de Janeiro. Dort ist er am Samstag 88-jährig verstorben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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