Ticker zum Coronavirus in Brasilien: 7. Mai 2020

Auch am Donnerstag (7.) hat die Zahl der Covid-19-Infektionen in Brasilien wieder um beinahe 10.000 neue Fälle zugenommen. Registriert hat das Gesundheitsministerium 9.888 Neuinfektionen und damit insgesamt 135.106 Covid-19-Fälle.

Videoanrufe Patienten und Familienmitgliedern – Foto: Marcelo Seabr/AgenciaPara

Die Zahl der Todesfälle ist am Donnerstag im Vergleich zum Mittwoch um 600 auf 9.146 gestiegen. In etlichen Krankenhäusern der Großstädte des Landes spielen sich mittlerweile Dramen ab, müssen Ärzte wählen, wer eine Chance zum Überleben erhält. Strengere Quarantänemaßnahmen sind bisher dennoch eine Ausnahme.

Covid-Patienten sterben in Warteschlange
In Manaus, Recife, Rio de Janeiro und auch Fortaleza sterben bereits Menschen in voll belegten Krankenhäusern während sie tagelang auf einen freien Platz auf der Intensivstation warten. Von den vier Metropolen haben sich bisher lediglich die Stadtväter von Fortaleza zu einem Lockdown durchgerungen.

Der wird ab Freitag (8.) gelten. Laut der Stiftung Fiocruz wären indes strenge Quarantänemaßnahmen der einzige Ausweg aus der Tragödie, die sich derzeit in und um Rio de Janeiro abspielt. Gesundheitsminister Nelson Teich will keine Isolationsregeln vorgeben. Er sieht die Verantwortung dafür bei den Munizipen.

Bolsonaro ignoriert knapp 10.000 Tote und fordert Quarantäne-Lockerungen
Während Brasilien beinahe 10.000 Coronavirus-Todesopfer betrauert, beschwert sich Präsident Jair Bolsonaro über Verluste in Wirtschaft und Industrie. Die Nebenwirkungen des Kampfes gegen den Coronavirus dürften nicht schädlicher sein, als die eigentliche Krankheit, sagte Bolsonaro einmal mehr bei einem spontanen Treffen mit Industrievertretern beim Obersten Gerichtshofpräsidenten Dias Toffoli.

Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtes STF haben Bundesstaaten und Munizipe das Recht, autonom Quarantäne und Kontaktbeschränkungen zu erlassen. Bolsonaro ist dies ein Dorn im Auge. Weil er meint, Wirtschaft bedeutet Leben, ist er gegen Isolationsmaßnahmen. Sein neuester Versuch diese auszuhöhlen ist ein Dekret über wesentliche Dienstleistungen, die bei einem Lockdown weiter funktionieren können. Zu diesen zählt Bolsonaro unter anderem auch Blumenläden.

Plastiktüte statt Beatmungsgerät
In ganz Brasilien gibt es 65.411 Beatmungsgeräte, 46.663 davon in öffentlichen Krankenhäusern. Die reichen bei weitem nicht aus. In einem Krankenhaus in Manaus wurde bereits mit über den Kopf gestülpten Plastiktüten versucht, Patienten mit Sauerstoff zu versorgen. Ein Kauf von 15.000 im April in Asien georderten Beatmungsgeräten wurde jedoch wegen Lieferproblemen storniert.

Gesundheitsminister Nelson Teich setzt nun auf die heimische Produktion. Die ist aber auch auf den Import von Komponenten angewiesen. Von den bis Ende April versprochenen 2.240 Beatmungsgeräten aus Brasilien sind bisher nur 495 geliefert worden.

Todesfälle in eigenen vier Wänden nehmen zu
In den vier der fünf Bundesstaaten Brasiliens mit der höchsten Zahl an Covid-Todesopfern sterben immer mehr Menschen in ihren Wohnungen und Häusern. Laut den Daten der Sterberegister haben die Todesfälle in den eigenen vier Wänden im März und April in São Paulo, Rio de Janeiro, Pernambuco und Amazonas um über zehn Prozent zugenommen. Haupttodesursache sind dabei Atemwegserkrankungen.

100.000 unausgewertete Tests
Noch immer stapeln sich in brasilianischen Labors Proben von Covid-Verdachtsfällen. Die Zahl ist enorm. Sie wird vom Gesundheitsministerium mit 100.000 angegeben. Ihre Testergebnisse werden in den kommenden zwei Wochen erwartet.

Teich kündigt Massentests an
Trotz dem Engpass bei der Testauswertung will Brasiliens Gesundheitsminister Nelson Teich bis zum Jahresende 22 Prozent der Bevölkerung auf Covid-19 getestet wissen: 46,2 Millionen Menschen.

Flamengo: Drei Fußballer mit Covid-19
Während sich die Fußballclubs auf die Rückkehr zu ihren Trainings vorbereiten hat der Fußballclub Flamengo Spieler und Personal auf Covid-19 getestet. 38 der 293 Tests sind positiv ausgefallen. Eine Covid-19-Infektion wurde dabei auch bei drei Spielern des Clubs nachgewiesen.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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