London, 12. August 2012 Brasiliens Volleyball-Herren haben nach 2008 erneut den Olympiasieg verpasst und müssen sich abermals der Silbermedaille zufrieden geben. In einem an Dramatik nicht zu überbietendem Finale gegen Russland gab Brasilien am Sonntag (12.) den schon sicher geglaubten Sieg aus der Hand und verlor nach zwei ungenutzten Matchbällen am Ende noch mit 2:3.
Nach dem Spiel kannte die Enttäuschung keine Grenzen mehr. Brasilien hatte die Chance zum Sieg verpasst und war danach von der russischen Aufholjagd förmlich überrannt worden. Es war ungefähr so, als würde Usain Bolt weit in Führung liegend plötzlich anhalten, warten und dann gemächlich als Zweiter ins Ziel trotten. Den Sieg einfach verschenken – genau das hat die Seleção im Olympiafinale getan. Und schämte sich dafür. Bis zum Matchball im dritten Satz hatten die traditionell in blau und gelb spielenden Südamerikaner die Partie nämlich vollkommen dominiert. Den ersten Satz hatte man in 24 Minuten mit 25:19 entschieden, zwei Minuten länger benötigte man im zweiten Durchgang für ein solides 25:20. Im dritten Satz lag man dann 24:23 vorne und konnte mit dem nächsten Punkt das Spiel entscheiden und Gold feiern – doch die Nerven oder was auch immer versagten.
Nicht nur der erste Matchball wurde vertan, auch die zweite Chance beim 25:24 konnte man nicht für den so heiss begehrten Sieg nutzen. Ihre Gegner schienen das zu merken und drehten den Spiess nun kurzerhand um. Nur wenige Minuten später konnten sie dann bei 29:27 über den Satzgewinn jubeln. Und nun rollte russische Lokomotive ungebremst los. Die brasilianischen Fans konnten nur ohnmächtig zusehen, wie der vierte Satz klar mit 25:22 an Russland ging. Doch noch war das Spiel für die Seleção nicht verloren. Im Tie-Break waren die Chancen wieder völlig ausgeglichen. Doch mittlerweile waren ihre Gegner übermächtig und gingen schnell mit 9:4 in Führung. Im weiteren Spielverlauf erhöhte sich der Abstand sogar auf 13:6, und diese sieben Punkte waren nunmehr unmöglich aufzuholen. Verdient und ohne flattrige Nerven zu zeigen machte Russland den Sack am Ende mit 15:9 zu und sicherte sich erstmalig seit 1980 wieder olympisches Gold im Volleyball.
Die Russen vereitelten damit zudem den erhofften Volleyball-Doppelerfolg der südamerikanischen Schmetterkünstler. Bereits am Samstag (11.) hatte die Volleyball-Frauen in einer Neuauflage des Endspiels von Peking 2008 ihren Titel erfolgreich gegen die USA verteidigt. Die Männer hatten zuletzt 2004 ganz oben auf dem Podium gestanden. Vor vier Jahren hatte man im Endspiel gegen die USA verloren und sich ebenfalls mit Silber begnügen müssen.