Campo Grande, 15. Oktober 2009
Mit einem glanzlosen 0:0 Unentschieden gegen Venezuela hat Brasilien am gestrigen Mittwoch seine WM-Qualifikation beendet. Die Seleção war zwar über weite Strecken spielbestimmend, gegen die gut gestaffelte Abwehr Venezuelas sollte jedoch am Ende kein Tor gelingen. Zwei Pfostenschüsse waren dann auch die grösste Ausbeute des fünffachen Weltmeisters. Für Venezuela dürfte jedoch die Tatsache in und gegen Brasilien nicht verloren zu haben, als symbolischer Sieg zu werten sein.
Am Ende des Abends und nach Auswertung aller weiteren Partien des letzten Spieltages fand sich Brasilien jedoch abermals auf dem 1. Tabellenplatz wieder. Das Team von Trainer Carlos Dunga erreichte in den 18 Spielen insgesamt 34 Punkte bei 9 Siegen, 7 Unentschieden und lediglich 2 Niederlagen. Das Torverhältnis liegt bei 33:11. Insgesamt 40 Spieler kamen zum Einsatz, davon stand lediglich Torhüter Julio César bei allen Spielen auf dem Platz. Bester Torschütze war Luis Fabiano mit 9 Treffern in nur 11 Spielen, gefolgt von Nilmar (5 Spiele) und Kaká (11 Spiele) mit jeweils 5 Toren.
Die “Eliminatórias da Copa“ blieben somit bis zur letzten Minute spannend. Der ärgste Konkurrent auf die Tabellenführung Paraguay verlor gegen Kolumbien mit 0:2 und belegt nun den 3. Platz. Chile hingegen siegte im letzten Spiel mit 1:0 gegen Ecuador und vereitelte zum einen damit dessen theoretischen Chancen auf ein Erreichen der WM-Endrunde. Zum anderen reichte der Punktgewinn durch das bessere Torverhältnis gegenüber dem punktgleichen Paraguay für Rang 2 in der Abschlusstabelle.
Argentinien beendete die Qualifikation mit einem mühsamen 1:0 Erfolg gegen Uruguay in Montevideo und sicherte den Gaúchos damit Rang 4 und einen direkten Startplatz in Südafrika. Trainer Maradona und seine Spieler feierten dann auch den Sieg wie den Gewinn einer Weltmeisterschaft. Uruguay hingegen profitierte vom chilenischen Sieg und rutschte nur auf den Relegationsplatz 5 ab. Dort trifft das kleinste Land Südamerikas im Kampf um den allerletzten Startplatz der beiden Kontinentalgruppen Südamerika und Nord/Mittelamerika auf Costa Rica.
Auch wenn es für Brasilien nach der vorzeitigen Qualifikation nun im letzten Spiel um nichts mehr ging, die Fans der Seleção wollten trotzdem Tore sehen. Und so wurden die Spieler in den kanariengelben Trikots von den rund 24.000 Zuschauern mit vereinzelten Pfiffen in die Kabine begleitet. Nicht allzu oft kommt eine Nationalelf nach Campo Grande im Bundesstaat Mato Grosso do Sul tief im brasilianischen Hinterland.
Trainer Carlos Dunga konnte noch immer nicht aus dem Vollen schöpfen, fehlten abermals in der Abwehr Lúcio und Juan, auch Robinho muss weiterhin eine Verletzung auskurieren. Dafür stand entgegen der verlorenen Partie gegen Bolivien vor drei Tagen wieder Kaká und Luis Fabiano von Beginn an auf dem teilweise frisch ausgelegten Rasen im Morenão-Stadion der Provinzhauptstadt. Zudem sollte Nilmar vorne für Tore sorgen.
Das Spiel begann insgesamt recht ruhig und plätscherte die ersten Minuten vor sich hin. Brasilien überzeugte jedoch schnell mit technischer Überlegenheit und guten Passspiel im Mittelfeld. Venezuela hingegen blockte früh und lauerte auf Konterchancen. Die Seleção hatte allerdings erst nach gut einer halben Stunde einige gute Torchancen, doch jedes Mal konnte ein Gegenspieler in letzter Sekunde die Gefahr entschärfen. So ging es mit einem bereits zu diesem Zeitpunkt unbefriedigenden 0:0 in die Halbzeitpause.
Zu Beginn der zweiten 45 Minuten drängte Brasilien nun energischer auf das gegnerische Tor, was sich auch fast direkt auszahlte. Nach einem Eckstoss in der 53. Minute sprang Luis Fabiano am höchsten und wuchtete den Ball mit dem Kopf aufs Tor. Doch das Leder verfehlte das Ziel um Zentimeter und traf nur den Pfosten. Zwei Minuten später dann der Schock. Nach einem Zweikampf sah Miranda, der nach Auffassung des peruanischen Unparteiischen seinen Ellenbogen zu sehr eingesetzt haben soll, die rote Karte und liess damit sein Team für die restlichen 35 Minuten in Unterzahl auf dem Platz.
Doch die Seleção liess sich davon nicht beeindrucken und suchte immer wieder den Torabschluss, was sich in einigen sehenswerten Aktionen widerspiegelte. Doch das letzte Quentchen Glück fehlte den Spielern in den kanariengelben Trikots. Selbst Kaká, der nach einer optimalen Einzelaktion den Ball schon um den gegnerischen Keeper herumgezirkelt hatte, verzweifelte. Sein Schuss von der linken Seite traf abermals den Pfosten und sprang hinter dem verdutzten Torwart parallel zur Torlinie aus der Gefahrenzone.
Am Ende blieb es bei einem enttäuschenden und torlosen Unentschieden gegen einen Gegner, der technisch keinesfalls mithalten konnte und allenfalls durch Showeinlagen zum Herausschinden von Freistössen auf sich aufmerksam machte.
Ein bisschen mehr als ein halbes Jahr hat Trainer Carlos Dunga nun noch Zeit, seinen Kader für die WM 2010 in Südafrika zu formieren. Bis dahin wird es nach Angaben des brasilianischen Fussballverbandes CBF auch noch einige Test- und Freundschaftsspiele geben. Der nächste Einsatz für die brasilianische Fussball-Nationalmannschaft ist bereits für den 14. November terminiert. Dann trifft die Seleção in Katar auf England.
Dietmar Lang für BrasilienPortal