Noch gibt es die Japaner

Präsidentin Dilma Rousseff hat wahrscheinlich gar nichts verstanden…

…weder das Spiel, das als schwierig angekündigt wurde und dann so einfach war wie nie zuvor, noch die Pfiffe und Buh-Rufe, obwohl zu bemerken ist, dass die aus den Logen kamen, nicht vom breiten Publikum sondern von den Mächtigen, der Elite, die teuer bezahlt hatte, um die Eröffnungs-Partie der “Copa das Confederações“ zu erleben.

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Die Fans der “Patuleia” (das ist eine spöttische Verdrehung der “Plateia“- Logenplätze für VIPs – gemeint ist das einfache Zuschauer-Volk) – haben nicht mitgebuht, weil sie viel zu beschäftigt waren mit dem Versorgen ihrer Wunden, die ihnen von den Feuerwerkskörpern zugefügt worden waren, mit denen sie vor dem Stadion empfangen worden waren.

Das Stadion von Brasília ist ein pharaonisches Bauwerk, vollkommen unpassend für eine Stadt ohne Fussball, so absurd, dass es eigentlich den Namen “Mané Garrincha“ nicht verdient sondern eher “Estádio Nacional“ (Nationalstadion) heissen sollte. Auf jeden Fall spiegelt es das Gesicht Brasiliens der Verschwendung, der schalen Prioritätenauswahl, der Überteuerung durch Korruption – eben der brasilianischen Art zu sein.

Die Eröffnung des Confederations-Cup war ein schreiendes Beispiel der Umkehrung von Erwartungen. Sie frustrierte als Fest und Organisation ausserhalb des Rasens und überraschte positiv auf ihm selbst. Von jetzt an wird man sagen können, dass die Japaner wieder einmal gezeigt haben, dass sie weit davon entfernt sind, als Rivalen für die brasilianische “Seleção“ zu sein – der Jet-Lack hatte sie in Statisten auf dem Rasen verwandelt.

Oder vielleicht hat auch das fantastische Tor von Neymar, gleich am Anfang, alle ihre Pläne durchkreuzt – jedenfalls schienen sie völlig ruiniert zu sein, nachdem Paulinho, gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit, das schöne zweite Tor platzierte. Das dritte dann von Jô – schon in den Minuten der Verlängerung – setzte dem leichten brasilianischen Sieg die Krone auf.

Und das brasilianische Team demonstrierte Geduld – Spielvariationen zu beiden Seiten, Standhaftigkeit in der Verteidigung – fehlte nur noch, dass sie die Probleme der Andern auf ihren Buckel genommen hätten – seien die der Japaner oder jene der Mächtigen, die sich dermassen arrogant auf dem Hochseil des Opportunismus bewegen, dass sie das Missfallen aller im Volk erregen.

Unsere “Seleção“ nicht. Sie hat ein klares Ziel vor Augen, ob man es nun billigt oder nicht, klar und transparent, öffentlich und veröffentlicht, vielleicht die grösste Qualität ihres Trainers. Und der sagt, zum Beispiel, dass die einzelnen Spieler sich dem Gesamtschema der Equipe anpassen müssen, denn die “Seleção“ kann nicht aus “11 Taktikern“ bestehen und wird sich nicht ihrerseits dem besonderen Stil eines jeden Spielers anpassen, den er in seinem Club zu zeigen gewöhnt ist.

Als These überzeugt das, ohne Zweifel, aber die Praxis wird veredelt, wenn ein Paulinho so spielt, wie er es im Club Corinthians gewöhnt ist, und der Trainer Felipão (Felipe Scolari) war schon recht erwachsen damals 1970, als die Besten im gleichen Team ihren Platz hatten.

Es ist wahr, das waren Monate harten Trainings – nicht nur ein paar Tage, wie heute – aber was zählt ist, dass die Seleção viel mehr gebracht hat als versprochen, die Regierung/COL/FIFA jedoch weniger, viel weniger!

Aber weil wir alle ebenfalls den Fussball lieben, wird es zweifellos noch viel mehr Motive geben, über die wir lachen werden.

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AutorIn: Klaus D. Günther · Bildquelle: AgenciaBrasil

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