Das Spiel der brasilianischen Seleção setzte die Fans beim FIFA-Fan-Fest in São Paulo unter Hochspannung

Paulo Pinto-Fotos PúblicasDie angespannte Spielweise der “Seleção“ gegen Mexiko gestern (17.06.), einer Partie, die unentschieden 0 : 0 endete, spiegelte sich im Verhalten von Tausenden Personen, die dieses Spiel auf dem FIFA-Fan-Fest, im Zentrum der Metropole São Paulo, dem “Vale do Anhangabaú“, verfolgten. Während des grössten Teils dieser Partie herrschte absolute Stille unter den Fans, besonders in der ersten Halbzeit.

Diese Stille wurde erst in der 23-igsten Minute der Zweiten Halbzeit unterbrochen, als Neymar seine grosse Torchance verpatze. Freds Abgang im Wechsel zu Jõs Eintritt löste einen leichten Applaus aus. Dann fingen die Fans verzweifelt an zu schreien, als Jô seinerseits in der 30-igsten Minute eine weitere gute Gelegenheit verpasste – jedoch der Moment, der das meiste Gebrüll der Fans provozierte, war in der 40-igsten Minute, als der mexikanische Torwart Ochoa den Kopfball von Thiago Silva geschickt abwehrte.

Trotz aller Beklommenheit der Fans verlief das FIFA-Fan-Fest in einem ruhigen Klima. Der Rentner Paulo befand sich zum ersten Mal auf dem Platz, um das Spiel auf der riesigen Leinwand zu verfolgen. Er war gegen 13:00 Uhr bereits erschienen, drei Stunden vor dem Anpfiff der Partie in Fortaleza. “Das Spiel war gut, aber ich habe auf 3:1 gewettet“, sagte er.

Der Glasreiniger Michel hatte sich früher von seinem Arbeitsplatz abgesetzt, um einen guten Platz vor dem “Telão“ (Grosse Leinwand) zu erwischen. “Ich bin um 14:00 Uhr los, ich arbeite hier in der Nähe und bekam einen guten Platz. Es ist toll, das Spiel hier ansehen zu können. Hier sind auch Personen anderer Länder, alles locker, ohne Stress und friedlich. Die “Copa“ (WM) ist herrlich – sie vereint die ganze Welt, Menschen aller Länder. Und so muss es sein – das ist so, wie wir Brasilianer von Natur aus sind“, bemerkte er. Michels einzige Reklamation betraf das Spiel der Seleção. “Die müssen besser werden“, ergänzte er.

Die Verkäuferin Letícia kam früh zum “Anhangabaú“, um das Spiel auf der Grossleinwand zu erleben – sie war auch zum ersten Mal da. “Ich bin schon um 13:00 Uhr angekommen. Aber hier war alles ruhig“, sagte sie, und dann fügte sie hinzu, dass sie bei anderen Spielen gerne wieder zu diesem Platz zurückkomme.

Der Fussball-Fan Carlos schimpfte auf das Spiel und auch auf das FIFA-Fan-Fest. “Brasilien überzeugt mich nicht – auch nicht beim ersten Spiel“, sagte er enttäuscht und, dass er am Fest zum zweiten Mal teilnehme. “Eine Sauerei sind die Toiletten. Beim ersten Mal war es hier überfüllt, beim Andrang zu den Toiletten gab es Geschubse, und die Polizei musste einschreiten. Es gibt viel zu wenig Toiletten“, sagte er. “Aber es ist alles gut beschildert, polizeilich gut kontrolliert. Die Ausländer werden gut empfangen“, ergänzte er.

Seiner Meinung nach ist das ruhige Klima des Fan-Festes heute zwei Faktoren zu verdanken: “Das Volk von São Paulo ist von Natur aus heiterer und weniger fanatisch, aber dieses Spiel konnte auch niemanden auf Touren bringen – nur die Mexikaner haben klug gespielt“.

Vor Beginn des Spiels gab es draussen vor dem Eingang ein Gerangel zwischen Fans, die hinein wollten und der Polizei, die sie daran hinderte, weil der Platz bereits übervoll war. Flaschen flogen in Richtung auf die Polizisten, die sich mit Schilden schützten und in Linie vorrückten, um Hunderte von Personen daran zu hindern, den Eingang zu stürmen. Minuten vor dem Spielbeginn, verlief sich dann die Menge. Viele von ihnen verblieben am Rand des Platzes, vor dem Munizipaltheater und im Umkreis des Fan-Festes, um etwas aus der Ferne mitzubekommen.

Der Bürohelfer Henrique war einer der Fans, denen es noch kurz vor dem Gerangel vor dem Tor gelang, eingelassen zu werden. Er erschien um 15:00 Uhr mit seiner Freundin. “Beinahe hätten wir draussen bleiben müssen – das war knapp, aber wir haben’s geschafft. Die Polizei hat genau hinter uns ihre Mauer aufgebaut – fast hätten sie auch uns aufgehalten“, sagte er.

In einem Interview bestätigte der Kommandant der Polizeitruppe den Tumult zu Beginn der Spielübertragung. Er sagte, dass das Problem auftrat, als die maximale Kapazität des FIFA-Fan-Festes erreicht war, und sie gezwungen waren, zu agieren, um den Eintritt weiterer Fans zu verhindern. Er berichtete auch, dass Objekte gegen die Polizisten geworfen wurden, und diese sich deshalb genötigt sahen, Tränengas gegen die Menge einzusetzen – schon während der ersten Minuten des Spiels. Darüber hinaus informierte die Polizei, dass die Kapazität des FIFA-Fan-Festes 30.000 Personen beträgt. Weitere Vorfälle dieser Art wurden nicht gemeldet.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Paulo Pinto - Fotos Públicas

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