Cerrado: Forscher setzen beim Naturschutz auf Gräser statt auf Bäume

Abgeholzte Regenwälder werden wieder aufgeforstet. Wie aber kann eine Fläche, die einst Teil einer Savanne war, wieder renaturiert werden? Mit der Frage beschäftigt sich die Gruppe “Restaura Cerrado“. Die Forscher wollen Bereiche des Cerrado wieder in seine ursprüngliche Form verwandeln. Statt dazu Bäume zu pflanzen, setzen sie auf die Aussaat von Gras.

Typische Cerrado Landschaft – Screenshot Video

Der brasilianische Cerrado gilt als eine der artenreichsten Savannen der Welt. Er nimmt knapp zwei Millionen Quadratkilometer Brasiliens ein. Allerdings sind vom Cerrado bereits 46 Prozent zerstört worden. Ein Viertel seiner Fläche wurde in Rinderweiden verwandelt. Der Druck hält weiter an. Intensive Landwirtschaft und Eukalyptus-Plantagen für die Klopapierherstellung gehören neben anderen zu den Bedrohungen des Cerrados.

Dabei ist der Cerrado nicht nur wegen seiner enormen Artenvielfalt von Bedeutung, sondern auch als Kohlendioxidschwamm und für die Wasserversorgung Brasiliens. In ihm entspringen die wichtigsten Flüsse des Landes.

Eins der Probleme ist, dass die Savanne auf den ersten Blick nicht so eindrucksvoll erscheint, wie ein Regenwald mit seinen imposanten Bäumen. Projekte zum Schutz der Wälder sorgen auch international für mehr Aufsehen und lassen sich leichter durchsetzen.

Die Projekte zum Schutz und zur Wiederherstellung des Cerrados stehen aber vor einem weiteren Problem. Bei herkömmlichen Renaturierungsprogrammen steht das Pflanzen von Bäumen im Mittelpunkt. Baumschulen mit entsprechenden Jungpflanzen für den Amazonas-Regenwald und den Atlantischen Regenwald gibt es etliche in Brasilien. Treibhäuser oder Pflanzstätten, in denen Arten aus dem Cerrado aufgezogen werden, hingegen nicht.

Bei der Wiederbeforstung eines Waldes verhindern die Bäume ebenso das Eindringen von exotischen, nicht einheimischen Pflanzen. In der Savanne sind die Bäume verstreut und können diese Aufgabe nicht übernehmen. Die Forscher der Grupo Restaura Cerrado musste deshalb zuerst eine neue Technik entwickeln, die das Aufkommen von Invasoren verhindert und bei der statt Bäume Gräser im Vordergrund stehen. Gelungen ist dies den Forschern bei einem Pilotprojekt im Nationalpark Chapada dos Veadeiros.

Eingesammelt wurden dazu zunächst Samen von Gräsern und krautigen Pflanzen des Cerrados. Das Projekt war von Erfolg gekrönt. 2015 wurden weitere einhundert Hektar als Ausgleichsmaßnahme für den Bau von Hochspannungsleitungen wieder in Cerrado verwandelt.

Weil dafür eine große Samenmenge von Pflanzen des Cerrados notwendig waren, wurden 40 dort ansässige Familien geschult. Sie haben die Samen von 70 verschiedenen Arten gesammelt und ebenso Pflanzen des Cerrados gezogen. Mittlerweile ist daraus die Vereinigung Cerrado de Pé entstanden. Ihr gehören bereits 80 Familien an. In den nächsten zwei Jahren wollen sie ihr Angebot auf 200 Pflanzenarten des Cerrados erhöhen.

Die Lokalbevölkerung trägt damit aktiv zum Schutz des Cerrados bei. Gleichzeitig entwickelt sich mit ihrer Hilfe in der Region eine nachhaltige Wirtschaft. Nach einer 2020 veröffentlichten Studie könnte mit der Wiederherstellung der Biome und der damit einhergehenden Zucht von einheimischen Pflanzenarten ein Wirtschaftsbeitrag von 146 Millionen Dollar erzielt werden. Geschaffen würden damit ebenso 57.000 Arbeitsplätze.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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