Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren Besuch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 für ein Gespräch mit Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff genutzt. Bei einer anschließenden Pressekonferenz gaben die beiden Regierungschefs an, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiter verstärken zu wollen. Voranbringen wollen sie zudem Verhandlungen zwischen den Wirtschaftsverbänden Mercosul und EU, mit dem Ziel eines freien Handels zwischen den beiden Blöcken. Thema waren ebenso die Spionagefälle der USA.
Merkel wurde von Rousseff am Sonntagnachmittag im Regierungspalast in der Hauptstadt Brasília empfangen. Dort fand auch die Pressekonferenz statt, bei der Rousseff noch einmal das Interesse Brasiliens an einem Handelsaustausch zwischen dem Mercosul und der Europäischen Union bekräftigte. Unabhängig davon diskutierten die beide bei einem Arbeitsessen aber auch über eine Ausweitung der brasilianischen Exporte nach Deutschland sowie verstärkten deutschen Investitionen in dem südamerikanischen Land.
Brasilien habe zudem Interesse daran, die Wirtschaftsverbindungen beider Länder über kleine und mittlere Unternehmen zu verstärken, so Rousseff. Merkel ihrerseits sieht ein großes Potenzial bei Kooperationen zwischen Brasilien und Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien.
Nach Angaben des brasilianischen Außenministeriums belief sich das Handelsvolumen zwischen den beiden Staaten im vergangenen Jahr auf 21,7 Milliarden US-Dollar. Von den europäischen Ländern sei Deutschland der wichtigste Wirtschaftspartner Brasiliens. Beim Vergleich im Welthandel liegt Deutschland jedoch hinter China, den USA und Argentinien nur an vierter Stelle.
Zufrieden zeigten sich Merkel und Rousseff mit der UN-Resolution über Regeln zur Privatsphäre im digitalen Zeitalter. Vorausgegangen waren dieser die Veröffentlichungen des Whistleblowers Eduard Snowden über massive Spionagevorgänge der USA. Dabei wurde bekannt, dass sowohl Merkel als auch Rousseff durch das gezielte Abhören ihren Handys direkt betroffen waren. Beide hatten daraufhin bei den Vereinten Nationen einen Antrag für entsprechende Sicherheitsmaßnahmen eingebracht.
Abgesehen von den politischen Gesprächen nutzte Merkel ihren Aufenthalt auch für eine kleine Besichtigungstour in der brasilianischen Hauptstadt Brasília. Am späten Sonntagabend folg sie nach Salvador de Bahia weiter, wo sie am Montag in der Arena Fonte Nova das erste WM-Vorrundenspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal verfolgen wird.