Indios reagieren mit Mahnwachen und Präsidentschaftskandidatur auf Anti-Indio-Politik

Während es zum internationalen Tag der indigenen Völker (9.) allerseits Ansprachen gibt, haben sich in der brasilianischen Hauptstadt Brasília Indios zu einer Mahnwache versammelt. Aufmerksam machen wollen sie damit auf den umstrittenen “marco temporal“.

Indio-Mädchen – Foto: Rodolfo Oliveira/AgenciaPara

Mit diesem können die indigenen Völker nur noch dann einen Anspruch auf ihr Land erheben, wenn sie am 5. Oktober 1988 noch auf diesem gelebt haben. An dem Datum ist die brasilianische Konstitution in Kraft getreten. Die sieht ebenso die Ausweisung von Indio-Territorien vor. Etliche Gebiete wurden bereits rechtlich abgesichert. Etliche warten hingegen noch auf eine Homologisierung.

Mit dem “marco temporal“ wird dies jedoch immer unwahrscheinlicher. Die meisten der Völker wurden bereits vor dem Datum von ihrem traditonellen Gebiet vertrieben. Geschehen ist dies teilweise auch mit Gewalt.

Begonnen hat die Mahnwache bereits am Dienstag (7.). Gebildet wird sie vor allem von Vertretern der Völker Guarani und Kaiowá, die im Bunesstaat Mato Grosso do Sul in prekären Verhältnissen leben, während sie seit Jahren um die Ausweisung ihres Landes kämpfen.

Noch nicht vom Tisch ist auch das Vorhaben, die Anerkennung von Indio-Territorien künftig in die Hand des von der Agro-Lobby dominierten Kongresses zu legen und der Indio-Behörde Funai Kompetenz zu entziehen. Die ist in den vergangenen Jahren durch Finanz- und Personalmangel bereits geschwächt worden.

Darüber hinaus hat Präsident Michel Temer die Leitung der Funai unter Druck der Agro-Vertreter im Kongress politisch besetzt, mit einem Mitglied einer alliierten Partei.

Nach wie vor ist der Rassismus gegen Indios in Brasilien lebendig. Erst vor wenigen Tagen hat Miltär-General Antonio Hamilton Mourão in einer öffentlichen Ansprache Indios als „träge“ bezeichnet. Der General zieht derzeit mit dem ultra-rechten Jair Bolsonaro in den Wahlkampf und kandidiert für das Amt des Vize-Präsidenten Brasiliens.

Doch es gibt auch Positives. Erstmals in der Geschichte der Demokratie Brasiliens wurde mit Sônia Guajajara eine Frau eines indigenen Volkes als Kandidatin für das Amt der Vize-Präsidentin aufgestellt.

Die 44-Jährige setzt sich seit Jahren unermüdlich für die Rechte der indigenen Völker und ebenso für den Umweltschutz ein. Sie gehört zum Volk Guajajara/Tentehar, das im Bundesstaat Maranhão, im Nordosten Brasiliens, lebt und tritt für die linksgerichtete PSOL-Partei an.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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