Brasilien bereitet sich mit „Festival do Futuro“, Feuerwerkskörpern und Gedenkfeier auf 2023 vor

Während vor der Copacabana in Rio de Janeiro die zehn Fähren mit den Feuerwerkskörpern für das zwölfminütige Neujahrsfeuerwerk vorbereitet werden und am Strand letzte Hand an den Bühnen für die Livemusik angelegt wird, hat in der Hauptstadt Brasiliens ein Hochsicherheitsprogramm den Anfang genommen.

Vorbereitung-Neujahrsfeier 2023 – Foto: Alexandre Macieira/Riotur

Am 1. Januar wird der neugewählte Präsident Luiz Inácio da Silva vereidigt. Erwartet werden dazu nicht nur Präsidenten und Staatsvertreter anderer Länder. Geplant ist ebenso ein riesiges Fest, dem „Festival do Futuro“ mit Live-Musik berühmter brasilianischer Musiker und Bands.

Nicht nur, dass es zur Vereidigung des Präsidenten ein großes Fest für die Menschenmassen geben soll, ist dieses Mal anders. Auch das Sicherheitsschema musste überarbeitet werden. Seit der bisherige Präsident, Jair Bolsonaro, Ende Oktober die Wahlen verloren hat, campen vor einigen Militärkasernen Brasiliens Gruppen von Bolsonaro-Anhängern, die ein Eingreifen des Militärs fordern, um Lulas Amtsantritt zu verhindern.

In Brasília ist es dabei zu Ausschreitungen gekommen. Vor wenigen Tagen haben Sondereinheiten der Polizei Sprengstoff entschärft. Entdeckt wurde Sprengstoff an einem Tanklastwagen in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt und ebenso in einem Waldstück. Der mutmaßliche Täter wurde wegen Terrorismus verhaftet.

Er gibt sich als Anhänger Bolsonaros aus. Sichergestellt wurde in seiner in Brasília angemieteten Wohnung ein Arsenal an Waffen. Verraten hat der Bolsonarist zudem weitere Komplizen und dass Akte geplant waren, um die öffentliche Sicherheit in ein Chaos zu stürzen.

Präsident Jair Bolsonaro hat indes seinen Rücktritt schon zwei Tage vor dem Aus seines Mandates angezogen. Er ist still und heimlich in die USA gereist. Ganz heimlich war es nicht. Vielmehr ist er ausgerüstet mit einem Komitee wie zu einem Staatsbesuch mit einem Flugzeug der brasilianischen Luftwaffe Richtung Orlando geflogen.

Dort soll er im angemieteten Haus des MMA-Profis José Aldo untergeschlüpft sein. Eine öffentliche Ansprache über das Aus seines Mandates hat es von Bolsonaro nicht gegeben. Nur in seinen sozialen Netzwerken hat er so etwas wie ein Abschiedslive gegeben und erstmals terroristische Akte, wie den verhinderten Sprengstoffanschlag, verurteilt.

Während Bolsonaro in Orlando die Nähe zu seinem Freund Donald Trump sucht, treffen in Brasília die Menschenmassen ein. Der Hotel- und Restaurantverbend Sindhobar schätzt, dass etwa 300.000 Menschen zur Amtseinführung Lulas angereist sind und freut sich über die zusätzlichen Einnahmen. Die Touristen selbst müssen indes in einigen Restaurants bereits zwei Stunden auf einen freien Tisch warten. Auf sie warten andererseits mindestens zwei große Feste, das Sylvesterfest und am 1. Januar das Festival zur Vereidigung Lulas.

Weil der Rechtspopulist Jair Bolsonaro seinen letzten Präsidentschafts-Pflichten kurzerhand entflohen ist, wird sein Vize Hamilton Mourão eine öffentliche Ansprache zum Amtswechsel und Ende der Bolsonaro-Ära halten. Überreichen wird er am 1. Januar wohl auch die Präsidentschaftsscherpe an Lula, die laut Tradition eigentlich vom ausscheidenden Präsidenten an den neuen übergeben wird.

Gemunkelt wird, dass Bolsonaro nicht nur das Weite gesucht hat, um die Scherpenübergabe zu vermeiden, sondern ebenso um einer möglichen Festnahme zu entgehen. Gegen den ultrarechten Popularisten laufen mehrere Verfahren und Ermittlungen, unter anderem wegen Verbreiten von Fake News. Jetzt gönnt er sich und seiner Familie aber erst einmal Ferien.

Von denen ist Lula weit enfernt. Er hat in den vergangenen Wochen ein Minister-Puzzle aufgestellt. 37 Ministerien wird es geben. Unter Bolsonaro waren es 21. Elf der Ministerposten hat das Lula-Team mit Frauen besetzt. Umgesetzt hat er dabei sein Versprechen, für indigene Angelegenheiten ein eigenes Ministerium zu gründen.

Geführt wird das Ministério dos Povos Indígenas von Sonia Guajajara. Sonia Guajajara ist vom Volk der Guajajara/Tentehar, hat bereits die indigene Vereinigung Apib präsidiert und wurde im Oktober zur Abgeordneten gewählt. Nach vier Jahren der Negierung inidgener Angelegenheiten unter der Bolsonaro-Regierung haben mit Guajajara nun auch die Ureinwohner des Landes einen Grund zum Feiern.

Welche weiteren Veränderungen auf die Brasilianer zukommen werden, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Vorerst wird gefeiert, um das neue Jahr zu begrüßen. Nach zwei Jahren der Abstinenz von Silvesterfeiern wird allenortes ein Besucherrekord erwartet. In Salvador da Bahia haben Touristen und Einwohner schon am Freitag mit dem Feiern begonnen. Bühnen aufgebaut und Feuerwerkszermonien vorbereitet, wurden ebenso in weiteren 22 Hauptstädten Brasiliens.

In Santos, wird der Jahreswechsel hingegen ein Mix der Gefühle sein. Für den am Donnerstag (29. Dezember) verstorbenen Rei Pelé, der fast zwei Jahrzehnte für den Fußballclub Santos Tore geschossen hat, wird es am 2. Januar im Fußballstadion eine öffentliche Gedenkfeier geben.

Zum letzten Mal wird Pelé in Santos die Menschenmassen anziehen. Sein Sarg wird für den Abschied auf dem Spielfeld des Fußballstadions aufgestellt werden. Aber Pelé hat sich verewigt und „Viva Pelé“-Rufe sind ihm gewiss.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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