Atlas der Gewalt: Morde an Indigenen nehmen in 10 Jahren um 21,6 % zu

Die am 31.08. veröffentlichte Ausgabe 2021 des “Gewaltatlas“ zeigt, dass die Mordrate an indigenen Völkern in den letzten zehn Jahren um 21,6 % gestiegen ist. Zwischen 2009 und 2019 wurden 2.074 Tötungsdelikte an Indigenen registriert, heißt es in der vom Brasilianischen Forum für öffentliche Sicherheit, in Zusammenarbeit mit dem “Institut für angewandte Wirtschaftsforschung“ (Ipea) und dem“Institut Jones dos Santos Neves“ erstellten öffentlichen Bericht.

Indioproteste gegen Gewalt – Foto: Gabriela Korossy/Câmara dos Deputados/FotosPublicas

Die in der Studie präsentierten Zahlen stammen hauptsächlich aus der Analyse von Daten des “Mortalitätsinformationssystems“ (SIM) und des “Informationssystems für meldepflichtige Krankheiten“ (Sinan) des Gesundheitsministeriums aus der Zeit vor der Covid-19-Pandemie.

Die erste Erhebung des Gewaltatlas über die Morde an Indigenen hat gezeigt, dass die Mordrate unter Indigenen in den letzten zehn Jahren gestiegen ist, im Gegensatz zur brasilianischen Rate, die 2017 mit 31,6 pro 100.000 ihren Höchststand erreichte und in den beiden darauf folgenden Jahren sank.

Laut der Erhebung stieg die Mordrate unter den Einheimischen von 15 pro 100.000 Einwohnern im Jahr 2009 auf 18,3 pro 100.000 im Jahr 2019. Die Mordrate in Brasilien lag 2009 bei 27,2 pro 100.000 Einwohner und sank bis 2019 auf 21,7 pro 100.000.

Menschen mit Behinderungen
Neu in der diesjährigen Veröffentlichung ist die Erhebung über Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen. Im Jahr 2019 wurden 7.613 Fälle von Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen registriert. Diese Zahlen beziehen sich auf Personen, die mindestens eine der vier Arten von Behinderung – körperliche, geistige, visuelle oder Hörbehinderung – aufweisen.

Der Studie zufolge wurden im Vergleich zur Bevölkerung mit anderen Arten von Behinderungen hohe Raten von Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung festgestellt (36,2 Meldungen pro 10 000 Menschen mit geistiger Behinderung), insbesondere gegen Frauen.

Den Forschern zufolge hängt diese überhöhte Rate bis zu einem gewissen Grad mit den Meldungen von Fällen sexueller Gewalt zusammen. Die Quote der Meldungen von Gewalt gegen Frauen ist mehr als doppelt so hoch wie die der Männer, es sei denn, das Opfer ist eine Person mit Sehbehinderung.

Im Jahr 2019 entfielen über 58 % der Meldungen von Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen auf häusliche Gewalt. Bei Gewalt gegen Frauen ist der Anteil häuslicher Gewalt sogar noch höher (61 %).

Was die Altersgruppe betrifft, so ist die Zahl der Meldungen bei den Opfern im Alter von 10 bis 19 Jahren im Allgemeinen am höchsten und nimmt mit zunehmendem Alter mehr oder weniger stark ab. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass es mehr gemeldete Fälle von Gewalt gegen Frauen (4.540) als gegen Männer (2.572) gibt, außer in der Altersgruppe bis 9 Jahre (293 gegenüber 332).

Was die Art der Gewalt betrifftt, so ist die Vernachlässigung/Verlassenheit, in 29 % der Fälle – vor allem bei Kindern bis zu 9 Jahren (52 %) und bei älteren Menschen (73 % bei Personen ab 80 Jahren) – festgestellt worden.

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