Jahresrückblick 2009

Willkommen zum Rückblick auf das brasilianische Jahr 2009 mit ausgesuchten Ereignissen. Wie immer exklusiv von unserer Newsredaktion kompetent aufbereitet – aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Denn viele weitere News aus dem größten Land Südamerikas finden Sie rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr in unserem umfassenden News-Bereich.

DAS WICHTIGSTE AUS BRASILIEN 2009

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“Die Welt kommt um Brasilien nicht herum!“ – So frei darf man das neue Selbstbewusstsein Brasiliens definieren, geht es nach Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva. Er hat in den vergangenen 12 Monaten sein Land in ein gänzlich anderes Licht gerückt, auch wenn die Weltpolitik und die globale Wirtschaftslage einen grossen Teil dazu beigetragen haben. Die Welt blickt mittlerweile mit grossen Interesse auf das ‚país tropical‘, immer mehr Medien berichten über die Geschehnisse. Sie beobachten die Entwicklung, erkennen Chancen und Hoffnungen, scheuen jedoch auch vor Kritik nicht zurück.

Viel ist passiert im ablaufenden Jahr, wir vom BrasilienPortal wollen nun zum Jahresschluss die Ereignisse zusammenfassen. Von ungezügelter Leidenschaft bis zu fassungslosem Entsetzen, von euphorischen Jubelstürmen bis hin zu Ohnmacht, Trauer und Verzweiflung. So facettenreich sich das grösste Land Südamerikas auf einer Urlaubsreise nach Brasilien präsentiert, so unterschiedlicher könnten die Nachrichten der vergangenen Monate nicht sein.

Zwei schockierende Meldungen füllten das “brasilianische Sommerloch“ zu Jahresbeginn. Es ist die Urlaubssaison, die Menschen fahren in die Ferien oder bereiten sich auf den Karneval vor, Erholung und Ausgelassenheit bestimmen den Januar und Februar. Doch in diesem Jahr kam alles ganz anders. Ganz Brasilien blickte zunächst nach Europa, genauer gesagt in die Schweiz. Dort hatte die Brasilianerin Paula O. behauptet, von Rechtsradikalen überfallen und misshandelt worden zu sein. Sie sei am ganzen Körper geritzt worden und habe eine Fehlgeburt erlitten. Der angebliche fremdenfeindliche Akt wurde aufs schärfste verurteilt, selbst Staatspräsident Lula da Silva mischte sich schnell ein und beschwörte eine diplomatische Krise herauf.

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass Paula O. gelogen hatte. Sie war nie schwanger gewesen, die Schnittwunden hatte sie sich selbst zugefügt. Doch da war das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen. Die diplomatischen Kanäle glühten, die so forsch aufgetretenen Politiker verstummten, sehr zum Missfallen vieler Schweizer, die eine Entschuldigung für die vorschnellen Beschuldigungen forderten. Paulo O. wurde zwischenzeitlich Mitte Dezember zu einer bedingten Geldstrafe auf Bewährung wegen Irreführung der Rechtspflege verurteilt, Brasilien schweigt noch immer.

Fast gleichzeitig wurde ein weiteres Ereignis in die höchsten Kreise der Politik getragen und sorgte fast für eine innenpolitische Krise im katholischsten Land der Erde. Ein neunjähriges Mädchen war von ihrem Stiefvater mehrfach sexuell missbraucht worden und nun bereits im vierten Monat mit Zwillingen schwanger. Und zum Entsetzen der aufgebrachten Bevölkerung versuchte die katholische Kirche eine Abtreibung zu verhindern, obwohl das Leben des Mädchens in Gefahr war. Der leibliche Vater unterstützte das Vorhaben der Kirche, die Mutter setzte sich jedoch am Ende durch. Anfang März wurde der umstrittene Eingriff auf Beschluss der Mediziner vorgenommen, das Kind überstand die Prozedur ohne körperliche Schäden. Die Diskussion um die rechtliche Situation um Abtreibungen in Brasilien, die nach dem Gesetz bis auf extreme Ausnahmefälle strikt verboten sind, wurde jedoch neu entfacht.

Derweil geriet der Karneval in Rio de Janeiro fast ein wenig aus dem Mittelpunkt des Interesses. Doch wie auch in den vergangenen Jahren kämpften auch in dieser Saison wieder die besten Sambaschulen der Metropole unter dem Zuckerhut um den begehrten Titel. Zwei Nächte lang pulsierte das Sambódromo da Marquês de Sapucaí unter den rhythmischen Klängen der Percussionsgruppen, Zehntausende feierten auf den Tribünen und Millionen verfolgen das Spektakel weltweit an den Fernsehgeräten. Am Ende hatte die Sambaschule Acadêmicos do Salgueiro knapp die Nase vorn, ihre Präsentation “Die Geschichte der Trommel“ erhielt 399 von möglichen 400 Punkten. Die Vize-Champions des Vorjahres verwandelten mit acht gigantischen Motivwagen, 4.100 Teilnehmer in 36 Kostümgruppen und bekannten Persönlichkeiten wie Viviane Araújo als Königin der Trommler und Komponist Carlinhos Brown die Wegstrecke in einen Hexenkessel. Geschlagen geben mussten sich schliesslich die renommierte Schulen Beija-Flor mit 398 Punkten und Portela mit 397,9 Punkten.

War die Bevölkerung an den ersten Ereignissen des noch jungen Jahres lediglich als Zuschauer beteiligt, so sollte sich das in den kommenden Monaten ändern. Aus Mexiko kam ein nicht einschätzbare Gefahr nach Brasilien und breitete sich langsam am stetig aus: die Schweinegrippe. Anfänglich versicherten die Behörden stoisch, die Lage vollständig im Griff zu haben, doch die drastische Zunahme der Fallzahlen versetzte das Land schliesslich in Panik. Auf den Flughäfen wurden Schutzmasken Pflicht, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen blieben wochenlang geschlossen, in den Krankenhäusern bildeten sich lange Schlangen.

Die Sorge der Bürger war durchaus nicht ungerechtfertigt, wie auch der brasilianische Gesundheitsminister José Temperão letztendlich zugeben musste. Labore zur Entwicklung von Schutzimpfungen wurden eingerichtet, ein Netz aus spezielle ausgestatteten Krankenhäusern aufgebaut, Notfallstationen und zusätzliche Gesundheitsposten eingerichtet. Auf dem Höhepunkt der Grippewelle eskalierte die Zahl der Todesopfer, Brasilien schien das am stärksten betroffene Land der Welt. Glücklicherweise sanken danach die Fallzahlen so schnell, wie sie angestiegen waren, doch bislang 27.850 nachgewiesene Fälle von Grippe A (H1N1) und insgesamt 1.632 dadurch provozierte Todesfälle zeigen die immense Gefahren, die von der Pandemie ausgingen und immer noch ausgehen können. Ein Impfstoff wird in Brasilien erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

Während der Süden und Südosten Brasiliens mit dem Grippeerreger kämpfte, drohte den Bewohnern des Amazonasgebietes eine ganz andere Gefahr. Endlose und für die Jahreszeit vollkommen untypische Regenfälle liessen im Juli die Flüsse der Region immer weiter anschwellen. Besonders in der Amazonasmetropole Manaus wurde das Ausmass der Katastrophe deutlich. Mit 29,77 Meter wurde der höchste Pegelstand seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen, weite Teile der Stand standen unter Wasser. Im Umland mussten Tausende ihre Dörfer oder Häuser in Flussnähe verlassen, unzählige Erntefelder wurden vernichtet. Die Regierung des Bundesstaates Amazonas rief den Notstand aus, der Zivilschutz verteilte Decken, Kleidung und Lebensmittel an die Bevölkerung.

Auch im Bundesstaat Maranhão kämpften die Menschen gegen die Naturgewalten. Hier standen ganze Städte nach endlosen Regenfällen vollständig unter Wasser, Dämme hielten den Wassermassen nicht mehr stand, ganze Regionen wurden überflutet. Experten machen mittlerweile immer häufiger den Klimawandel für die Extremwetterlagen verantwortlich, die im Jahresverlauf dann auch den Süden des Landes heimsuchten und zahlreiche Todesopfer in Santa Catarina und Rio Grande do Sul forderten. Aber auch in São Paulo und Belo Horizonte kam es an einzelnen Tagen zu massiven Überschwemmungen, nachdem die Kanalisationen die sintflutartigen Regenfälle nicht mehr aufnehmen konnten. An manchen Fällen fiel in wenigen Stunden die durchschnittliche Niederschlagsmenge eines ganzen Monats. Und dafür ist die Infrastruktur nirgends richtig vorbereitet.

Am 01. Juni 2009 kam es zu der verheerendsten Katastrophe des ablaufenden Jahres. Eine Air-France Linienmaschine stürzte auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris rund 1.200 Kilometer vor der brasilianischen Küste in den Atlantik. Der mit 216 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern besetzte Airbus A 330-200 verschwand urplötzlich vom Radarschirm, nachdem der Bordcomputer kurz zuvor eine Reihe von Warnmeldungen abgesetzt hatte. Die Maschine durchflog zum Unglückszeitpunkt ein schweres Gewitter, der Pilot hatte noch schwere Turbulenzen gemeldet. Unter den 228 Todesopfern befanden sich auch 59 brasilianische Staatsbürger.

Die Katastrophe ist weiterhin ungeklärt. Experten gehen jedoch von einem Defekt der Geschwindigkeitsmesssysteme aus, welche die Maschine abstürzen liessen. Eine Explosion soll es nicht gegeben haben, die Maschine ist vermutlich mit hoher Geschwindigkeit und in intaktem Zustand auf die Wasseroberfläche aufgeschlagen und dann sofort versunken. Lediglich 51 sterbliche Überreste und 600 grössere und kleinere Trümmerteile wurden in den darauf folgenden Wochen in der Nähe des zu Brasilien gehörenden Archipels Fernando de Noronha von brasilianischen und französischen Suchmannschaften geborgen. Auch der Flugschreiber wird bis heute in dem bis zu 5.000 Meter tiefen Atlantik vermisst, ob die Suche nochmals aufgenommen wird, ist bislang unklar.

Wie zu Beginn erwähnt, rückte Brasilien vor allem politisch in diesem Jahr ins Rampenlicht. Die Weltpolitik hat mit Luiz Inácio Lula da Silva einen neuen gewichtigen Protagonisten bekommen, der dank glänzender Wirtschaftsdaten im eigenen Land mit den Staats- und Regierungschefs der grossen Industrienationen auf Augenhöhe interagieren kann. So war es kaum verwunderlich, dass man den beliebten Präsidenten auf zahlreichen Anlässen Seite an Seite mit US-Präsident Barack Obama, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy oder Bundeskanzlerin Angela Merkel beobachten konnte. Lula punktet vor allem durch sein Charisma, scheut sich jedoch keinesfalls, seine neu gewonnenen Freunde zu kritisieren, sei es in der Immigrations-, Wirtschafts- oder Klimapolitik.

Seine letzte grosse Auslandsreise vor dem vor allem für Brasilien enttäuschenden Klimagipfel führte das brasilianische Staatsoberhaupt nach Deutschland, wo er mit Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt zusammentraf. Er besuchte das Brandenburger Tor, inspizierte den ICE auf einer Fahrt von Berlin nach Hamburg und sprach auf dem Lateinamerika-Tag im Rathaus der Hansestadt. Neben dem Klimagipfel warb Lula vor allem für die Wichtigkeit von Investitionen in seinem Land. Die deutsche Industrie hofft dabei, ein gewaltiges Stück des milliardenschweren Kuchens abzubekommen. Denn im grössten Land Südamerikas finden mit der Fussball-WM 2014 und der Olympiade 2016 in Rio de Janeiro zwei gigantische Sportveranstaltungen statt, die nur durch gewaltige Investitionen in Infrastruktur und Sicherheit realisiert werden können. Brasilien und Deutschland haben daher die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen vereinbart, was beide Länder zukünftig noch stärker verbinden soll.

Politisch und Wirtschaftlich ist Brasilien in der ersten Liga angekommen, das Land strotzt vor Selbstbewusstsein. Auch als Urlaubsland ist Brasilien selbstverständlich aufgrund seiner vielfältigen Kultur und seinen Naturschönheiten wie dem Pantanal weiterhin ein wahres Paradies für Entdecker. Es wäre jedoch vermessen zu behaupten, das “país tropical“ hätte seine Probleme bereits gelöst. Viel Arbeit liegt vor den Verantwortlichen, nun die Möglichkeiten der “neuen Stärke“ zu nutzen und die Schattenseiten dieses Landes voller Gegensätze zu verringern.

Licht und Schatten gab es natürlich auch in sportlicher Hinsicht zu vermelden. Vor allem in der Formel 1 könnten die Unterschiede nicht grösser sein. Mit Felipe Massa (Ferrari), Rubens Barrichello (Brawn) und Nelsinho Piquet (Renault) waren in dieser Saison abermals drei Fahrer aus Brasilien am Start. Massa, der in der vergangenen Saison noch knapp am Titel vorbei gefahren war, startete jedoch überraschend schlecht und schon bald war klar, dass es sehr schwer werden würde, mit um den Titel zu kämpfen. Massa selbst wurde von Rennen 5 bis 9 immer besser und stand dann sogar nach einem 3. Platz im Nürburgring erstmalig auf dem Treppchen. Bis dahin hatte er allerdings lediglich 22 Punkte eingefahren.  

Bei der Qualifikation zum 10. Rennen in Ungarn kam es dann zum frühzeitigen Saisonende für Massa. Eine 800 Gramm schwere Stahlfeder, die sich vom Wagen seines Landsmannes Barrichello gelöst hatte, knallte Felipão mit voller Wucht an den Helm. Der Brasilianer wurde bewusstlos und raste daraufhin ungebremst in einen Reifenstapel. Er zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu, zudem musste ein Knochsplitter hinter der Augenhöhle entfernt werden. Eine Rückkehr auf die Rennstrecke war damit für den Rest der Saison ausgeschlossen. Seinen einzigen weiteren Auftritt hatte er dann auch nur beim Grossen Preise von Brasilien, wo er die Zielflagge schwenken durfte.

Ganz anders Rubens Barrichello. Das Urgestein im Formel 1 – Zirkus überraschte mit seinem neuen Rennstall Brawn und stand bereits nach dem ersten Rennen mit auf dem Siegertreppchen. Die Sensation war perfekt. Nur seinem Teamkollegen und späteren Weltmeister Jenson Button musste er sich dabei geschlagen geben. Und die Punkte strömten auch weiter reichlich auf das Konto des Brasilianers. Während der ganzen Weltmeisterschaft konnte er bei jedem Rennen – mit Ausnahme beim GP in der Türkei – in die Punkte fahren. Doch obwohl er mit seiner ganzen Erfahrung bis zuletzt um den Sieg in der Gesamtwertung kämpfte, musste er sich erst endgültig nach dem Grand Prix von Brasilien in Interlagos seinem Teamkollegen Button geschlagen geben, der sich dort den begehrten Titel bereits ein Rennen vor Saisonende sicherte. Barrichello beendete jedoch die Saison mit dem 3. Platz in der Gesamtwertung, besser war er nur mit Ferrari gewesen.

Barrichello denkt natürlich auch weiterhin nicht ans Aufhören denkt und wird in der kommenden Saison für Williams fahren. Felipe Massa im roten Boliden von Ferrari ist inzwischen genesen, dreht bereits Testrunden und wieder ebenfalls mit am Start sein. Und nach 17 Jahren wird man abermals den Namen Senna auf den Anzeigetafeln lesen können. Mit Bruno Senna startet der Neffe des legendären Ayrton Senna in der Formel 1. Mit dem neuen spanischen Rennstall Campos Grand Prix will er abermals für Furore sorgen.

Für Furore sorgten auch Sportler aus der Leichtathletik und dem Turnen in Brasilien – allerdings in negativem Sinne. Insgesamt 47 Athleten wurden in den vergangenen 12 Monaten wegen der Einnahme verbotener Substanzen gesperrt. Alleine bei der Leichtathletik-WM im August in Berlin mussten sieben Mitglieder der brasilianischen Mannschaft die vorzeitige Heimreise antreten, ein Skandal, der nicht nur in Brasilien hohe Wellen schlug. Auch Trainer und Betreuer stehen im Fokus der Ermittlungen und wurden suspendiert. Doch der richtige Schock sollte erst noch kommen. Ende Oktober kam ans Licht, dass auch Turnerin Daiane dos Santos „erwischt“ wurde. Die ehemalige Weltmeisterin und Teilnehmerin der Olympischen Spiele 2004 und 2008 wurde bereits im Juli positiv getestet. Ihr droht nun eine zweijährige Sperre, der Imageschaden für die stets bejubelte Gymnastikriege ist nicht abzusehen.

Einen Lichtblick gab es jedoch beim Schwimmen zu verzeichnen, den man keinesfalls in einem Jahresrückblick unter den Teppich kehren sollte. Der Olympiasieger von Peking über 50 Meter Freistil hat nur wenige Tage vor Weihnachten in São Paulo mit 20,91 Sekunden einen neuen Kurzbahnweltrekord aufgestellt. Damit hält Cielo derzeit die 50 und die 100 Meter Strecke. Der sympathische 22-jährige hatte bereits im Sommer bei der Weltmeisterschaft in Rom den Weltrekord über 100-m-Freistil in 46,91 Sekunden erschwommen.

Jubel gab es auch bei den Fussball-Frauen. Zum unglaublichen vierten Mal in Folge wurde die Ausnahmespielerin Marta zur Weltfussballerin des Jahres gekürt. Für die 23-jährige bedeute der erneute Titel einen Meilenstein, und zwar nicht nur in ihre Karriere, sondern vor allem in ihrem Leben. Auch bedeute der vierte Titel sehr viel für den Frauenfussball in Brasilien. Marta hatte nach vier Jahren beim schwedischen Verein Umeå IK eine Saison bei den Los Angeles Sol gespielt und wurde direkt Torschützenkönigin der Liga. Momentan ist sie an den Santos Futebol Clube ausgeliehen, den sie durch ihre Torgefährlichkeit zum Sieg in der ersten Copa Libertadores de América geführt hat.

Im Mittelpunkt des sportlichen Interesses steht aber in Brasilien stets die Seleção, die Fussball-Nationalmannschaft der Männer. Und damit natürlich auch das wichtigste Turnier, die Weltmeisterschaft. Nach zwischenzeitlichen Durststrecken und einer glanzlosen Schlussphase konnte sich das Team um Trainer Carlos Dunga auch ohne die ehemaligen “Unverzichtbaren“ Ronaldo und Ronaldinho klar für die Endrunde der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika qualifizieren. Die Seleção beendete die “Eliminatórias da Copa“ auf dem ersten Tabellenplatz vor Chile, Paraguay und Argentinien, die sich ebenfalls direkt qualifizieren konnten. Über die Relegationsspiele sicherte sich zudem der Tabellenfünfte Uruguay ebenfalls noch das WM-Ticket.

Für das Turnier wird sich der fünffache Weltmeister daher noch erheblich steigern müssen, wurden den Kanariengelben doch schwierige Gegner zugelost. Brasilien war zu Beginn der der feierlichen Zeremonie in Kapstadt Anfang Dezember als Kopf der Gruppe G ausgelost worden und trifft aufgrund von Lospech nun in der Vorrunde auf Nordkorea, die Elfenbeinküste und Portugal. Lediglich der jeweilige Gruppenerste und Zweite qualifiziert sich für das Achtelfinale bei dem Turnier vom 11. Juni bis zum 11. Juli 2010.

Das Brasilien jedoch das Zeug zum Champion hat, bewiesen die Spieler bereits Mitte des Jahres bei der Mini-WM, dem Confed-Cup. 5 Siege in 5 Spielen, 14:5 Tore. Würdiger kann man nicht nach Hause fahren. Der Torschützenkönig mit Luis Fabiano kommt genauso aus Brasilien wie Kaká, der beste Spieler des Turniers.  Geschichte geschrieben hat auch Carlos Dunga, er als erster Mensch den Confed-Cup sowohl als Spieler als auch als Trainer gewann. Sein Team wurde zum dritten Mal Champion, auch dies gelang zuvor keinem anderen Land.

Doch die Statistik trügt über den Turnierverlauf hinweg. Auch wenn die Gruppenspiele gegen Ägypten, die USA und Italien gewonnen wurden, im Halbfinale gegen Gastgeber Südafrika musste sich die Seleção schon sehr mühen und siegt glanzlos durch den rettenden Treffer von Luis Fabiano. Im Endspiel gegen die USA ging man sogar mit 0:2 in Rückstand, die Siegesserie schien endgültig beendet. Die Bilanz zur Halbzeit war dementsprechend vernichtend, lediglich der höhere Ballbesitz sprach zugunsten der Seleção. Doch die zweiten 45 Minuten sollten alles ändern. Brasilien erzielte durch Luis Fabiano im Doppelpack und Lúcio drei sehenswerte Treffer. Selbst Kaká schickte den Ball per Kopf hinter die Torlinie, das absolut reguläre Tor wurde jedoch nicht gewertet. Am Ende war das Match gedreht und Brasilien zum dritten Mal Gewinner des Konföderationen-Pokals.

Den vierten Titel will man nun natürlich im eigenen Land holen, denn als Ausrichter der WM 2014 findet der Confed-Cup 2013 natürlich ebenfalls in Brasilien statt. Auch die Spielstätten der Endrunde 2014 stehen bereits seit Mai fest, nachdem die Fifa auf einer Sitzung lange über die Austragungsorte beraten hatte. Statt den vorgesehenen 10 Standorten wurden aufgrund der gigantischen Grösse des Landes und der Bitte des brasilianischen Fussballverbandes 12 Städte ausgewählt: Belo Horizonte (Minas Gerais), Brasília (Hauptstadtdistrikt), Cuiabá (Mato Grosso), Curitiba (Paraná), Fortaleza (Ceará), Manaus (Amazonas), Natal (Rio Grande do Norte), Porto Alegre (Rio Grande do Sul), Recife (Pernambuco), Rio de Janeiro (Rio de Janeiro), Salvador (Bahia) und São Paulo (São Paulo). Somit sind ganz nach Wunsch des brasilianischen Staatspräsidenten Luiz Inácio Lula da Silva mit Manaus und Cuiabá auch jeweils ein Standort im Amazonas und Pantanal vertreten, zwei besonders für den Tourismus wichtige Regionen.

Aber auch eine weitere in diesem Jahr getroffene Entscheidung dürfte die Besucherzahlen nachhaltig stimulieren. Im Oktober bestimmte die Vollversammlung der Olympischen Komitees Rio de Janeiro als Gastgeber für die Olympischen Sommerspiele 2016. Die “Cidade Maravilhosa“ setzte sich damit überraschend gegen die starken Konkurrenten Chicago, Madrid und Tokio durch. Brasilien wird somit nur 2 Jahre nach der Fussball-Weltmeisterschaft erneut Schauplatz einer gigantischen Sportveranstaltung. “Für die anderen wäre es nur ein weiteres Olympia, in Rio wären es Spiele für ganz Brasilien und Südamerika“ hatte Lula zuvor in seiner Rede vor den Delegierten um Unterstützung geworben. Bei der anschliessenden Pressekonferenz standen dem Staatsoberhaupt dann auch Freudentränen in den Augen, war Rio doch schon mehrfach bei Bewerbungen nicht über die Vorauswahlen hinausgekommen.

An der Copacabana feierten die Menschen enthusiastisch den Zuschlag in Kopenhagen, welcher live über riesige Leinwände zu verfolgen war. So ähnlich war es auch in den 12 berücksichtigten Spielstätten zur Fussball-WM verlaufen – ganz brasilianisch mit Musik und Tanz bis in die Morgenstunden. Brasilien hat trotz vieler Schattenseiten endlich ein gesundes Selbstbewusstsein entdeckt und sich vom Makel eines Entwicklungslandes befreit. Nun gilt es für alle, die neuen Qualitäten sinnvoll zu nutzen und das Land voranzutreiben. Bereits Stefan Zweig nannte Brasilien als “Land der Zukunft“ – im neuen Jahrzehnt sind die Weichen dafür nun endlich gestellt.

Wir vom BrasilienPortal wünschen allen unseren Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein glückliches und erfolgreiches 2010. Feiern Sie schön – wo immer Sie uns lesen!

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