Brasilien fiebert mit Spannung dem Viertelfinale der Fussball-WM 2010 in Südafrika entgegen. Am Freitag steht die Seleção in Port Elizabeth den Niederlanden gegenüber und kämpft einmal mehr um den Einzug in die Runde der letzten Vier. Für Gesprächsstoff sorgen auf beiden Seiten neben den Spekulationen über die Mannschaftsaufstellungen auch die Reaktionen von Spielern, Trainern und fast vergessenen Legenden.
Kein spezieller Bewacher für Arjen Robben
Die brasilianische Nationalmannschaft geht zuversichtlich in das Viertelfinale gegen die Niederlande am Freitag in Port Elizabeth. Die Spieler erwarten zwar ein spannendes und anspruchsvolles Match, haben jedoch keine Angst vor den von den Medien zum Geheimfavoriten erhobenen „Oranjes“. Laut dem brasilianischen Innenverteidiger Juan soll selbst der holländische Stürmer Arjen Robben keine separaten Bewacher bekommen. „Robben ist ein großartiger Spieler. Wir haben gesehen, was er für Bayern München in der Champions League geleistet hat. Aber Holland ist nicht nur er allein. Wir müssen natürlich auf alle Spieler aufpassen“ erklärte die Nummer 4 im Team von Trainer Dunga.
„Wir werden wie immer verteidigen, ohne spezielle Bewachung. Das haben wir so mit Drogba (Elfenbeinküste) und Cristiano Ronaldo (Portugal) auch so gemacht“ fügte der bärenstarke Verteidiger hinzu. Juan ist mittlerweile zu einem der besten Abwehrspieler der Welt erwachsen, knallhart aber doch immer fair zum Angreifer. Im letzten Spiel gegen Chile zeigte er sogar seine Kopfballstärke und hämmerte nach einem Eckball das Leder knapp unter der Latte hindurch zum 1:0 Führungstreffer.
Johan Cruyff wird zum Lästermaul
Hollands Fussball-Ikone Johan Cruyff wird auf seine alten Tage zum Lästermaul. In einem Interview mit der englischen Zeitung Daily Mirror kritisierte er überraschend scharf den fünffachen Weltmeister Brasilien. „Sie verfügen über talentierte Spieler, aber spielen Fußball in einer defensiven und uninteressanten Manier. Es ist eine Schande für die Fans und das Turnier. Normalerweise verfügt Brasilien über eine Mannschaft, die die Menschen gerne spielen sehen wollen“ so der 63-jährige. Voller Häme setzte er dann sogar noch einen drauf: „Ich habe kein Geld übrig für eine Eintrittskarte, um Brasilien spielen zu sehen.“ Die brasilianische Mannschaft bestünde vollständig aus gewöhnlichen Spielern, die Magie im Mittelfeld fehle komplett, so das Ausnahmetalent des berühmten „Fussball Total“.
In Brasilien reagierte man eher belustigt auf die Aussagen des Vizeweltmeisters von 1974. „Schau auf deinen eigenen Bauchnabel“ konterte die Online-Ausgabe der Sportsendung „Dritte Halbzeit“. 1994 warf das pragamtische Team von Trainer Parreira und Kapitän Dunga die Niederlande rund um Dennis Bergkamp im Viertelfinale vom Platz, vier Jahre später schickten Taffarel, Bebeto, Ronaldo und Júnior Baiano die Generation um Ronald und Frank de Boer im Halbfinale nach Hause. Heute sei der exzellente Wesley Sneidjer alleine auf weiter Flur gewesen, nur umgeben von mittelmäßigen und gewöhnlichen Spielern wie De Jong oder Van Bommel, so der sarkastische Kommentar weiter. „Also Cruyff, mehr Respekt vor Dungas Team. Ein Nervenkrieg ist nur was für schwache Mannschaften“ gaben sie dem ehemaligen Weltklassespieler als Ratschlag mit auf den Weg.
Elano fällt im Viertelfinale aus und kritisiert Schiedsrichter
Der Mittelfeldspieler Elano fällt aufgrund eines Knochenödems am Schienbein definitiv im Viertelfinale gegen Holland am Freitag aus. Die Verletzung durch ein brutales Foul im Spiel gegen die Elfenbeinküste ist anscheinend so schwerwiegend, dass die Nummer 7 im brasilianischen Team vermutlich auf in einem eventuellen Halbfinale oder Finale nicht zum Einsatz kommen kann. Schuldig im Sinne der Anklage ist laut TV-Beweis der Ivorer Ismael Tioté, der mit gestreckten Bein und voller Wucht in den Mittelfeldspieler vom türkischen Erstligisten Galatasaray Istanbul hinein gelaufen war.
Elano hatte bereits in den vergangenen Tagen die „Brutalität“ der Attacke mehrfach kritisiert. Nun bezog er auch den Schiedsrichter mit in die moralische Verantwortung, da dieser Fouls nicht konsequent geahndet hätte. Nachdem Elano vom Platz getragen wurde, ahndete der französische Unparteiische die Gewalttat weder mit einem Freistoss, noch mit einer gelben oder vielleicht sogar roten Karte. Der völlig überforderte Stephane Lannoy gab lediglich einen Schiedsrichterball.
Felipe Melo und Julio Baptista trainieren wieder
Die beiden Mittelfeldspieler Felipe Melo und Julio Baptista haben am Mittwoch in Johannesburg wieder am allgemeinen Mannschaftstraining teilgenommen. Vor der Abreise nach Port Elizabeth am Abend absolvierten sie geschlossen mit dem restlichen Kader die Übungseinheiten, auch Dribblings und Torschüsse gehörten dazu. Ihr Einsatz gegen Holland ist jedoch weiterhin fraglich. „Langsam, lasst uns erst einmal sehen, wie sie sich entwickeln“ hatte auch Mannschaftsarzt José Luiz Runco wenige Stunden zuvor auf der täglichen Pressekonferenz erklärt.
Felipe Melo hatte nach einem Tritt des portugiesischen Nationalspielers Pepe eine Prellung am linken Fussgelenk erlitten und musste das Training mehrere Tage aussetzen. Julio Baptista hatte sich im gleichen Spiel am rechten Knie verletzt. Beide konnten von Trainer Dunga auch im Achtelfinale gegen Chile nicht eingesetzt werden.