Hotelpreise zur Fussball-WM 2014 bereits drastisch angehoben

Die Bemühungen der brasilianischen Regierung sind gescheitert: entgegen der Versprechungen, exorbitanten Übernachtungspreisen während der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 bereits im Vorfeld Einhalt zu gebieten und die Preisentwicklung kontinuierlich zu überwachen, haben die Hoteliers in den zwölf Ausrichterstädten schon vor Wochen die Zimmerpreise drastisch angehoben. Und kommen aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage sogar damit durch. Zwischen drei- bis fünfmal so viel wie normal verlangen die Hotels in den größeen Metropolen derzeit, in Hostels und Privatunterkünften haben sich die Kosten für die einfache Übernachtung teilweise sogar verzehnfacht. Und die freie Bettenzahl schwindet mit jeder Minute, Restplätze dürften damit am Ende dann vermutlich nochmals teurer werden.

Beispiel von einem Buchungsportal: vier Nächte in Rio de Janeiro in einem Mittelklassehotel vor und während der Fussball-WM 2014 in Brasilien. Statt 140 Euro werden am Finalwochenende 420 Euro pro Nacht aufgerufen. Selbst über Karneval ist die Nacht dort mit 270 Euro noch billiger!
Beispiel von einem Buchungsportal: vier Nächte in Rio de Janeiro in einem Mittelklassehotel vor und während der Fussball-WM 2014 in Brasilien. Statt 140 Euro werden am Finalwochenende 420 Euro pro Nacht aufgerufen. Selbst über Karneval ist die Nacht dort mit 270 Euro noch billiger!

Übernachtung bei WM teurer als bei Karneval

Die Lippenbekenntnisse aus Brasília sind somit erwartungsgemäß keinen Pfifferling wert. Auch der brasilianische Hotel- und Gaststättenverband scheint der absurden Preispolitik keinen Einhalt gebieten zu können oder zu wollen. Zuviel Geld ist im Spiel, zudem ist in der Nebensaison fast kein einziges Hotel richtig ausgelastet. Schon in der Vergangenheit mussten daher Großereignisse herhalten, um die Bilanz auszugleichen. Aber zur WM 2014 kommt es noch schlimmer: während des gesamten Turniers werden nach Recherchen des BrasilienPortals beispielsweise in Rio de Janeiro deutlich höhere Preise verlangt als beim jährlichen Karnevalspektakel, wenn Hunderttausende aus aller Welt zu den Sambaparaden an den Zuckerhut kommen. Und von Gründonnerstag bis Aschermittwoch werden an der Copacabana stets unverschämt hohe Preise aufgerufen.

Beim wichtigsten Fussballturnier der Welt scheint die Kreativität der Bettenvermieter vor allem in den unteren Buchungsklassen zudem keine Grenzen zu kennen. So wird mal eben im abgelegenen Hostel aus dem gemischten Mehrbettzimmer ein „Familienzimmer mit eigenem Bad“, wobei jedes Etagenbett mit den durchgelegenen Schaumstoffmatratzen dann mit 300 Euro statt 30 Euro pro Nacht und Nase zu Buche schlägt. Und in den Privatunterkünften werden aus Ermangelung eines weiteren Doppelbettes sogar Hängematten und Sofa als Schlafmöglichkeit für die insgesamt vier zugelassenen Personen ausgewiesen. Und das zum Schnäppchenpreis von 1.000 Euro pro Nacht. Man muss also schon genau hinsehen, was man letztendlich dann auch für sein Geld bekommt.

Fussballfans buchen aufs Blaue

Welche Spiele man besuchen kann und welche Mannschaften man dabei zu Gesicht bekommt, ist zudem bislang noch völlig unklar. In vielen Kontinentalverbänden laufen die Qualifikationsrunden noch, auch die Gruppenauslosung findet erst Anfang Dezember statt. Für die wenigen im freien Verkauf erhältlichen und ebenfalls nicht unbedingt billigen Tickets läuft zwar seit gut einem Monat der Bestellvorgang, über die letztendliche Zuteilung wird jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit das Los entscheiden. Umso gewagter ist es, schon jetzt sein Zimmer für das Eröffnungsspiel, Halbfinale oder gar Endspiel zu buchen.

Vermutlich befürchten die Fussballfans jedoch, am Ende mit dem begehrten Ticket aber ohne Schlafplatz vor dem Stadion zu stehen. Die Hotelbesitzer nutzen dies nun skrupellos aus, die Regierung wird allein schon aufgrund der Gesetzeslage nicht eingreifen können. Und ob der Hotelier mit ausgebuchtem Haus am Ende als „schwarzes Schaf“ auf einer Liste steht, dürfte ihm völlig egal sein. Und so werden bei der Weltmeisterschaft 2014 wie in der Marktwirtschaft üblich nur Angebot und Nachfrage und nicht der Gesetzgeber die Preise bestimmen.

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: Screenshot Booking.com

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