Umweltschützer und Prominente bangen um die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes im Floresta Nacional Jamanxim. Vorerst hat Präsident Michel Temer zwar ein Veto gegen die vom Kongress verabschiedeten Maßnahmen zur Aufweichung des Schutzstatus eingelegt. Ganz vom Tisch ist die Gefahr damit aber noch nicht.
Seit Monaten haben Umwelgschutz-Organisationen die Werbetrommel gerührt, um auf die Machenschaften im Kongress zur Reduzierung des Schuzgebietes Floresta Nacional Jamanxim aufmerksam zu machen. Der hatte im Mai beschlossen, den Nationalwald und ebenso den Nationalpark Jamanxim um 587.000 Hektar zu reduzieren und diese mit einem geringeren Schutzstatus zu belegen.
Während der 2006 ausgewiesene Nationalwald bisher lediglich zu Studienzwecken und von dort lebenden traditionellen Gemeinschaften nachhaltig genutzt werden durften, wäre nach dem Willen der Kongressmehrheit künftig der Mineral- und Edelsteinausbeute sowie der intensiven Landwirtschaft nichts mehr im Wege gestanden. Begründet wurden die Änderungen mit der Ankurbelung der lokalen Wirtschaft.
Harsch kritisiert wurde dies von etlichen brasilianischen und internationalen Umweltschutzorganisationen, wie dem WWF und dem Instituto Socioambiental (ISA). Sie haben befürchtet, dass mit einer Aufweichung des Schutzstatus der illegalen Abholzung und Landnahme nichts mehr im Wege stünde.
Die Region im Süden des Bundesstaates Pará gilt ohnehin schon jetzt als trauriger Rekordhalter bei der Zunahme der Regenwaldzerstörung. Dort befindet sich auch die Stadt Novo Progresso, die als Hochburg der Holzmafia gilt.
Gegenwind zu den verabschiedeten Maßnahmen gab es aber auch selbst von Temers Umweltminister Sarney Filho. Gegen das Vorhaben eingeschaltet hatten sich auch das Top-Model Gisele Bündchen und Schauspieler Leonardo DiCaprio. Per Twitter hatten sie den Präsidenten zu einer Widerrufung des Beschlusses aufgerufen.
Am Montag (19.) hat Temer nun vor seinem Abflug zu Gesprächen mit der Regierung Rußlands und der Norwegens zurück getwittert und auf diese Weise sein Veto bekannt gegeben. Norwegen ist neben Deutschland der größte Einzahler in den Amazonasfond, mit dem Aktonen gegen die Zerstörung des größten Regenwaldes der Erde finanziert werden.
Dass die Befürchtungen der Umweltschützer begründet sind, zeigen die Zahlen von Umweltschutzeinrichtungen. Bei Überfliegungen des betroffenen Gebietes hat das Amazonas-Institut Imazon 334 gerodete und illegal besetzte Regenwaldflächen registriert, die bereits von der Umweltbehörde Ibama mit einem Embargo belegt worden sind.
Sie vereinen gemeinsam 71.000 Hektar. Darunter befindet sich auch eine Fläche von 1.200 Hektar, die einem Fazendeiro gehören soll, der vom Staatsministerium als größter Kahlschläger Amazoniens bezeichnet wird.
Darüber hinaus sind allein in den vergangenen zwei Jahren im Nationalwald Jamanxim 16.000 Hektar Regenwald illegal zerstört worden. Ein Teil von ihnen wurde in Weiden verwandelt. Mit der beabsichtigten Herabstufung zum einfachen Landschaftsschutzgebiet (APA) hätten die Fazendeiros diese vom Staat geraubten Flächen nun legalisiern können. Grünes Licht hätte dies auch für die Mineral- und Edelsteinausbeute bedeutet.
Mit dem Veto Michel Temers ist die Gefahr allerdings nicht ganz gebannt. Vielmehr soll nun der ursprüngliche Vorschlag noch einmal in dem von der Agro-Lobby und den Konservativen dominierten Kongress diskutiert werden. die ursprünglichen Änderungsvorschläge sehen jedoch ebenso die Herabstufung des Schutzstatus von 304.800 Hektar vor.
Offiziell heißt es, dass damit die Grundstücksverhältnisse von den Bewohnern reguliert werden sollen, die vor der Gründung des Nationalwaldes schon dort gelebt haben. Die Rede ist von Kleinlandwirten. Tatsächlich werden indes laut dem Registrierungssystem CAR teilweise von einzelnen Familien mehrere tausend Hektar beansprucht.