Araçaris – Die Restauratoren des Atlantischen Regenwaldes
Mit einem Speiseplan auf der Basis von Früchten, transportieren die bunteren Verwandten der Tukane Samenkerne von einer Ecke zur andern und tragen damit zur Erholung des Waldes bei. Der Atlantische Regenwald des Nordostens ist ein “Archipel“ mit kleinen Inseln nativen Waldes, isoliert durch Zuckerrohrplantagen oder Weideland.
Die Mehrheit dieser Waldinseln hat eine Fläche unter 100 Hektar, und sie haben schon viel von ihrer originalen Biodiversifikation eingebüsst wegen diesem Prozess ihrer Fragmentierung. Um dem Zahn der Zeit standzuhalten, verlangt die verbliebene Vegetation nach Massnahmen, die weit über den einfachen Schutz gegen Feuer, neue Rodungen und ausbeuterische Nutzung hinausgehen. Sie braucht Aufforstung, Anreicherung und Revitalisierung. Und diese Unterstützung muss nicht unbedingt von Menschenhand kommen!
Sie kann gewissermassen “vom Himmel fallen“, durch die Mitarbeit von Vögeln, die imstande sind, weite Strecken fliegend zurückzulegen, die so eine Luftbrücke zwischen den Waldinseln bilden und jeden Landepunkt mit Samen “bombardieren“, die sie vor ihrem Start “gesammelt“ haben. Einige dieser vitalen Boten der Waldrestauration tragen den populären Namen “Araçaris“.
Aus derselben Familie, wie die Tukane – Ramphastidae – ernähren sich die Araçaris von Früchten der Palmen und anderen hohen Bäumen. Sie bevorzugen die fleischigeren Früchte, die reich an Lipiden (Fetten) sind – einige mit mehr als 4 Zentimetern im Durchmesser. Unter den meist verkonsumierten Früchten sind die von Juçara- und Açaí-Palmen (Euterpe edulis und E. oleracae), Feigen (Ficus), Goiabas und Araças (Psidium), Becuíbas und Ucuúbas (Virola), Mandioqueiras (Didymopanax) und Carurus (Phytolacca).
Der grosse Schnabel erleichtert diesen Vögeln die Früchte an der Spitze der feinsten Zweige zu erreichen, inmitten der Wirrnis der dichten Baumwipfel und den Fruchtrispen der Palmen. Ein vertikaler Ruck des Kopfes befördert die Frucht vom Schnabel – zur Zungenspitze in Form einer Feder, die in der Lage ist, das Fruchtfleisch zu zerkleinern – aber nur das Fruchtfleisch. Und dies ist für die Natur der grösste Vorteil der Araçaris: Anders als Aras, Papageien und Sittiche, Liebhaber der gleichen Früchte, zerstören die Araçaris die Kerne nicht, sondern scheiden sie unbeschädigt mit ihrem Kot wieder aus. Resultat? Die Kerne keimen wieder!
Aus der Nähe besehen ist es so: Ein grosser Teil der von den Araçaris “behandelten“ Samenkernen wird auch wieder ausgespuckt, nachdem sie das Fruchtfleisch entfernt haben. Die andern werden mit dem Fruchtfleisch verschluckt, aber sie passieren den Verdauungsprozess unbeschädigt und behalten so ihre Keimfähigkeit. Und mehr: Weil die Vögel recht unruhig sind und sich an demselben Platz kaum länger aufhalten, verstreuen sie die Samenkerne in der Regel schon weit weg vom Baum ihres Ursprungs. “Diese Vögel fressen die Früchte sozusagen als Kurzbesucher, dann fliegen sie weiter. Der grösste Teil der Samen wird ausgespuckt oder ausgewürgt – dadurch wird der Keim nicht beschädigt und die Keimung kann dadurch sogar schneller aktiviert werden“, kommentiert der Spezialist in Samenverbreitung Mauro Galetti, von der Universidade Estadual Paulista in Rio Claro (Unesp) – er ist Gastforscher an der Universität von Stanford, in Kalifornien (USA). Mit ihren differenzierten Gewohnheiten spielen die Araçaris eine bedeutende Rolle als Samenverbreiter und erhöhen – ganz besonders – die Chancen einer Erneuerung des Waldes mit der nötigen Diversifikation!
“Es gibt andere grosse Verbreiter, wie die Jacus und die Jacutingas (Penelope und Pipile), aber diese verbleiben innerhalb ihres gleichen Fragments, während die Araçaris 500 Meter weit fliegen – manchmal mehr als einen Kilometer – über Plantagen und Weideflächen hinweg, und so die Samen von einem Fragment zum andern tragen“, erklärt die Ornithologin Sônia Roda, vom Centro de Pesquisas Ambientais do Nordeste (CEPAN), mit Sitz in Recife (Pernambuco). “Das Interessanteste dabei ist, dass sie zum Beispiel von einem reicheren Waldfragment zu einem sekundären, degradierten fliegen, und weil sie die Samen von Bäumen des Primärwaldes mit sich tragen, erhalten sie diese Waldinseln nicht nur, sondern sie bereichern sie auch noch“!
Und weiter? Die Diversifikation der Pflanzen, die von den Araçaris promoviert wird, ist nicht nur zahlenmässig interessant, sondern auch genetisch! Nehmen wir ein Beispiel: Die Sprösslinge eines Ucuúba-Baumes können zwar vom Vogel in einem anderen Waldfragment an der Seite eines anderen Ucuúba-Baumes derselben Art gepflanzt werden, aber sie sind genetisch nicht miteinander verwandt. Diese Mixtur – oder der “genetische Fluss zwischen Pflanzenpopulationen“ wie die Wissenschaftler sich ausdrücken – trägt dazu bei, die Waldinseln ausgewogener und gesünder zu gestalten, mit besseren Konditionen, um einem Prozess der Degradierung durch die Fragmentierung zu widerstehen. Man sollte nicht vergessen, dass selbst bei geschützten Fragmenten stets eine gewisse Art von Degradierung stattfindet – zum Beispiel, wenn sich das Waldstück in Nachbarschaft von Strassen, Feldern oder Städten befindet, in Konsequenz der Luftverschmutzung, Unfällen, Feuer, Exzessen des Windes, Veränderungen des Mikroklimas oder einfach wegen der Isolierung.
Die Kehrseite des Menschen zu sein, gibt diesen Vögeln jedoch nicht das Recht, unbehelligt hin und her zu fliegen. Beschäftigt mit ihrer kontinuierlichen Arbeit als Restauratoren, zirkulieren die Araçaris unvorsichtig auf ihrer Luftbrücke – zu zweit, zu dritt oder in kleinen Gruppen, und alle äusserst lärmfreudig. Ihre unverwechselbaren, klangvollen Rufe denunzieren ihre Standorte und rufen die illegalen Jäger auf den Plan.
In Amazonien ist der Konsum von Araçaris, Saripocas und Tukanen frappant – innerhalb und ausserhalb der Reservate – vor allem in Arealen mit offenem Waldbestand, in Palmenhainen, wo es leichter ist, die Vögel anzuvisieren. “Im Atlantischen Regenwald des Südostens, in den Tälern, im April und Mai, verfolgten die Araçaris die Reifung der Juçara-Palmen, dann flogen sie hinauf in die Serra, um an die reifen Früchte zu kommen. Und die Jäger versammelten sich, um die Vögel in Massen abzuschiessen. Jetzt sind sie in den Wäldern der Küste fast verschwunden, man sieht sie nur noch innerhalb von ein paar versteckten Gebieten, deren Namen ich hier aus verständlichen Gründen nicht nennen möchte“, kommentiert Herculano Alvarenga, Arzt und Ornithologe, Gründer und Direktor des Museu de História Natural de Taubaté (São Paulo). Seit mindestens vierzig Jahren beobachtet er Vögel im nördlichen Küstenstreifen von São Paulo und schreibt das Verschwinden der Araçaris sowohl der Aktion der Jäger als auch der Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Ausbreitung der Immobilienspekulation zu.
“Im Nordosten sind sie für viele Jäger immer noch begehrte Trophäen. Die essen ihr Fleisch und heben den bunten Schnabel auf, um ihn vorzuzeigen. Sie wissen nicht einmal, um welche Spezies es sich handelt, aber finden sie schön. Und sie töten den Araçari nicht nur um ihren Hunger zu stillen – der Preis für die Munition ist oft teurer als ein Kilo Hühnerfleisch. Nein, es ist dieser blöde Stolz sagen zu können, dass er in den Wald gegangen ist und gejagt hat“, erzählt Sônia Roda, deren Arbeit im so genannten “Centro de Endemismo Pernambucano“ auf eine Region konzentriert, die extrem reich an Biodiversifikation ist. “Wir investieren in die Kinder und Jugendlichen, vor allem denen der nahen Kommune “Usina da Serra Grande“ im Bundesstaat Alagoas – sehr neugierige Kinder. Die Älteren Bewohner sind mit dem Habitus der Jagd verwurzelt“, sagt sie.
“Die Araçaris lenken die Aufmerksamkeit auf sich auch wegen ihres bunten Gefieders und die illegalen Händler haben ein besonderes Auge auf sie. Die Jungvögel sind äusserst “dumm“, leicht zu finden und zu fangen“. Die Statistiken der Behörden bestätigen den Kommentar der pernambukanischen Ornithologin: “In den Sommermonaten, der Reproduktions-Zeit im gesamten Atlantischen Regenwald, sind die für den illegalen nationalen und internationalen Tierhandel bestimmten Nesträubereien besonders häufig – und die Araçari-Küken besonders begehrt.
In der Regel “verraten“ die Vogeleltern die ungefähre Position ihrer Nester durch ihre Angewohnheit, sich laut zu “unterhalten“ während sie fliegen – obwohl sie sich während des Kontakts mit ihren Jungen still verhalten. Die Nester werden in Baumhöhlen angelegt, die auch ausserhalb der Reproduktionszeit noch als Schlafquartiere benutzt werden. Für die Arten, welche in Gruppen leben, pflegt das “Schlafzimmer“ ein kollektives zu sein, und das verlangt nach einer geräumigen Baumhöhle, obwohl jedes Individuum nur wenig Platz braucht zum Schlafen – mit dem Schwanz an den Rücken angelegt und den Schnabel unter einem der Flügel versteckt.
Im Unterschied zu den Spechten, legen die Araçaris ihre Baumlöcher nicht selbst an, und sie können solche natürlichen Höhlen auch nicht selbst mit Hilfe ihres Schnabels erweitern, wie das die Aras und Papageien tun. Obwohl ihr gewaltiger Schnabel zu vielem taugt, ist er nicht besonders resistent und nicht geschaffen für eine solche Arbeit. Diese Abhängigkeit von natürlichen Baumhöhlen, oder solchen, die von anderen Tieren hergerichtet wurden, ist ein Problem innerhalb von kleinen und gepflegten Waldfragmenten. “Die wichtige Funktion von Baumlöchern als Nistplätze wird von den Menschen missverstanden, und viele abgestorbene Bäume werden entfernt, so als ob sie in der Natur überflüssig geworden wären“, mahnt Herculano Alvarenga. Sônia Roda stimmt mit dem paulistanischen Ornithologen überein, und hält die zur Verfügung-Stellung von Baumhöhlen und –löchern für einen bestimmenden Faktor für das Überleben der Araçaris – und vieler weiterer Vögel und Säugetiere des Atlantischen Regenwaldes, die zum Schlafen und ihre Jungen grosszuziehen genauso von diesem Detail abhängig sind.
Die Araçari-Weibchen legen 2 bis 4 Eier ins Nest, und die Inkubationszeit ist relativ kurz – zwischen 15 und 18 Tagen. Das Paar wechselt sich sowohl bei der Futtersuche als auch bei der Bebrütung ab. Sowohl Männchen wie Weibchen bringen dem mit Brüten beschäftigten Partner Futter mit. Die Jungvögel kriechen nackt und blind aus den Eiern, aber schon nach einem Monat sind sie raus aus dem Nest und hinterlassen einen Berg von ausgeschiedenen Samenkernen. Innerhalb von zehn weiteren Tagen können sie sich bereits selbst ernähren und übernehmen nun den “Beruf des Sämanns des Atlantischen Regenwaldes“. Vorausgesetzt, dass sich ihnen der Mensch nicht in den Weg stellt, um die Strategie einer Selbstrestaurierung der Natur zu stören . . .
Mit einem Speiseplan auf der Basis von Früchten, transportieren die bunteren Verwandten der Tukane Samenkerne von einer Ecke zur andern und tragen damit zur Erholung des Waldes bei. Der Atlantische Regenwald des Nordostens ist ein “Archipel“ mit kleinen Inseln nativen Waldes, isoliert durch Zuckerrohrplantagen oder Weideland. Die Mehrheit dieser Waldinseln hat eine Fläche unter 100 Hektar, und sie haben schon viel von ihrer originalen Biodiversifikation eingebüsst wegen diesem Prozess ihrer Fragmentierung. Um dem Zahn der Zeit standzuhalten, verlangt die verbliebene Vegetation nach Massnahmen, die weit über den einfachen Schutz gegen Feuer, neue Rodungen und ausbeuterische Nutzung hinausgehen. Sie braucht Aufforstung, Anreicherung und Revitalisierung. Und diese Unterstützung muss nicht unbedingt von Menschenhand kommen!
Sie kann gewissermassen “vom Himmel fallen“, durch die Mitarbeit von Vögeln, die imstande sind, weite Strecken fliegend zurückzulegen, die so eine Luftbrücke zwischen den Waldinseln bilden und jeden Landepunkt mit Samen “bombardieren“, die sie vor ihrem Start “gesammelt“ haben. Einige dieser vitalen Boten der Waldrestauration tragen den populären Namen “Araçaris“.
Aus derselben Familie, wie die Tukane – Ramphastidae – ernähren sich die Araçaris von Früchten der Palmen und anderen hohen Bäumen. Sie bevorzugen die fleischigeren Früchte, die reich an Lipiden (Fetten) sind – einige mit mehr als 4 Zentimetern im Durchmesser. Unter den meist verkonsumierten Früchten sind die von Juçara- und Açaí-Palmen (Euterpe edulis und E. oleracae), Feigen (Ficus), Goiabas und Araças (Psidium), Becuíbas und Ucuúbas (Virola), Mandioqueiras (Didymopanax) und Carurus (Phytolacca).
Der grosse Schnabel erleichtert diesen Vögeln die Früchte an der Spitze der feinsten Zweige zu erreichen, inmitten der Wirrnis der dichten Baumwipfel und den Fruchtrispen der Palmen. Ein vertikaler Ruck des Kopfes befördert die Frucht vom Schnabel – zur Zungenspitze in Form einer Feder, die in der Lage ist, das Fruchtfleisch zu zerkleinern – aber nur das Fruchtfleisch. Und dies ist für die Natur der grösste Vorteil der Araçaris: Anders als Aras, Papageien und Sittiche, Liebhaber der gleichen Früchte, zerstören die Araçaris die Kerne nicht, sondern scheiden sie unbeschädigt mit ihrem Kot wieder aus. Resultat? Die Kerne keimen wieder!
Aus der Nähe besehen ist es so: Ein grosser Teil der von den Araçaris “behandelten“ Samenkernen wird auch wieder ausgespuckt, nachdem sie das Fruchtfleisch entfernt haben. Die andern werden mit dem Fruchtfleisch verschluckt, aber sie passieren den Verdauungsprozess unbeschädigt und behalten so ihre Keimfähigkeit. Und mehr: Weil die Vögel recht unruhig sind und sich an demselben Platz kaum länger aufhalten, verstreuen sie die Samenkerne in der Regel schon weit weg vom Baum ihres Ursprungs. “Diese Vögel fressen die Früchte sozusagen als Kurzbesucher, dann fliegen sie weiter. Der grösste Teil der Samen wird ausgespuckt oder ausgewürgt – dadurch wird der Keim nicht beschädigt und die Keimung kann dadurch sogar schneller aktiviert werden“, kommentiert der Spezialist in Samenverbreitung Mauro Galetti, von der Universidade Estadual Paulista in Rio Claro (Unesp) – er ist Gastforscher an der Universität von Stanford, in Kalifornien (USA). Mit ihren differenzierten Gewohnheiten spielen die Araçaris eine bedeutende Rolle als Samenverbreiter und erhöhen – ganz besonders – die Chancen einer Erneuerung des Waldes mit der nötigen Diversifikation!
“Es gibt andere grosse Verbreiter, wie die Jacus und die Jacutingas (Penelope und Pipile), aber diese verbleiben innerhalb ihres gleichen Fragments, während die Araçaris 500 Meter weit fliegen – manchmal mehr als einen Kilometer – über Plantagen und Weideflächen hinweg, und so die Samen von einem Fragment zum andern tragen“, erklärt die Ornithologin Sônia Roda, vom Centro de Pesquisas Ambientais do Nordeste (CEPAN), mit Sitz in Recife (Pernambuco). “Das Interessanteste dabei ist, dass sie zum Beispiel von einem reicheren Waldfragment zu einem sekundären, degradierten fliegen, und weil sie die Samen von Bäumen des Primärwaldes mit sich tragen, erhalten sie diese Waldinseln nicht nur, sondern sie bereichern sie auch noch“!
Und weiter? Die Diversifikation der Pflanzen, die von den Araçaris promoviert wird, ist nicht nur zahlenmässig interessant, sondern auch genetisch! Nehmen wir ein Beispiel: Die Sprösslinge eines Ucuúba-Baumes können zwar vom Vogel in einem anderen Waldfragment an der Seite eines anderen Ucuúba-Baumes derselben Art gepflanzt werden, aber sie sind genetisch nicht miteinander verwandt. Diese Mixtur – oder der “genetische Fluss zwischen Pflanzenpopulationen“ wie die Wissenschaftler sich ausdrücken – trägt dazu bei, die Waldinseln ausgewogener und gesünder zu gestalten, mit besseren Konditionen, um einem Prozess der Degradierung durch die Fragmentierung zu widerstehen. Man sollte nicht vergessen, dass selbst bei geschützten Fragmenten stets eine gewisse Art von Degradierung stattfindet – zum Beispiel, wenn sich das Waldstück in Nachbarschaft von Strassen, Feldern oder Städten befindet, in Konsequenz der Luftverschmutzung, Unfällen, Feuer, Exzessen des Windes, Veränderungen des Mikroklimas oder einfach wegen der Isolierung.
Die Kehrseite des Menschen zu sein, gibt diesen Vögeln jedoch nicht das Recht, unbehelligt hin und her zu fliegen. Beschäftigt mit ihrer kontinuierlichen Arbeit als Restauratoren, zirkulieren die Araçaris unvorsichtig auf ihrer Luftbrücke – zu zweit, zu dritt oder in kleinen Gruppen, und alle äusserst lärmfreudig. Ihre unverwechselbaren, klangvollen Rufe denunzieren ihre Standorte und rufen die illegalen Jäger auf den Plan.
In Amazonien ist der Konsum von Araçaris, Saripocas und Tukanen frappant – innerhalb und ausserhalb der Reservate – vor allem in Arealen mit offenem Waldbestand, in Palmenhainen, wo es leichter ist, die Vögel anzuvisieren. “Im Atlantischen Regenwald des Südostens, in den Tälern, im April und Mai, verfolgten die Araçaris die Reifung der Juçara-Palmen, dann flogen sie hinauf in die Serra, um an die reifen Früchte zu kommen. Und die Jäger versammelten sich, um die Vögel in Massen abzuschiessen. Jetzt sind sie in den Wäldern der Küste fast verschwunden, man sieht sie nur noch innerhalb von ein paar versteckten Gebieten, deren Namen ich hier aus verständlichen Gründen nicht nennen möchte“, kommentiert Herculano Alvarenga, Arzt und Ornithologe, Gründer und Direktor des Museu de História Natural de Taubaté (São Paulo). Seit mindestens vierzig Jahren beobachtet er Vögel im nördlichen Küstenstreifen von São Paulo und schreibt das Verschwinden der Araçaris sowohl der Aktion der Jäger als auch der Zerstörung ihres Lebensraumes durch die Ausbreitung der Immobilienspekulation zu.
“Im Nordosten sind sie für viele Jäger immer noch begehrte Trophäen. Die essen ihr Fleisch und heben den bunten Schnabel auf, um ihn vorzuzeigen. Sie wissen nicht einmal, um welche Spezies es sich handelt, aber finden sie schön. Und sie töten den Araçari nicht nur um ihren Hunger zu stillen – der Preis für die Munition ist oft teurer als ein Kilo Hühnerfleisch. Nein, es ist dieser blöde Stolz sagen zu können, dass er in den Wald gegangen ist und gejagt hat“, erzählt Sônia Roda, deren Arbeit im so genannten “Centro de Endemismo Pernambucano“ auf eine Region konzentriert, die extrem reich an Biodiversifikation ist. “Wir investieren in die Kinder und Jugendlichen, vor allem denen der nahen Kommune “Usina da Serra Grande“ im Bundesstaat Alagoas – sehr neugierige Kinder. Die Älteren Bewohner sind mit dem Habitus der Jagd verwurzelt“, sagt sie.
“Die Araçaris lenken die Aufmerksamkeit auf sich auch wegen ihres bunten Gefieders und die illegalen Händler haben ein besonderes Auge auf sie. Die Jungvögel sind äusserst “dumm“, leicht zu finden und zu fangen“. Die Statistiken der Behörden bestätigen den Kommentar der pernambukanischen Ornithologin: “In den Sommermonaten, der Reproduktions-Zeit im gesamten Atlantischen Regenwald, sind die für den illegalen nationalen und internationalen Tierhandel bestimmten Nesträubereien besonders häufig – und die Araçari-Küken besonders begehrt.
In der Regel “verraten“ die Vogeleltern die ungefähre Position ihrer Nester durch ihre Angewohnheit, sich laut zu “unterhalten“ während sie fliegen – obwohl sie sich während des Kontakts mit ihren Jungen still verhalten. Die Nester werden in Baumhöhlen angelegt, die auch ausserhalb der Reproduktionszeit noch als Schlafquartiere benutzt werden. Für die Arten, welche in Gruppen leben, pflegt das “Schlafzimmer“ ein kollektives zu sein, und das verlangt nach einer geräumigen Baumhöhle, obwohl jedes Individuum nur wenig Platz braucht zum Schlafen – mit dem Schwanz an den Rücken angelegt und den Schnabel unter einem der Flügel versteckt.
Im Unterschied zu den Spechten, legen die Araçaris ihre Baumlöcher nicht selbst an, und sie können solche natürlichen Höhlen auch nicht selbst mit Hilfe ihres Schnabels erweitern, wie das die Aras und Papageien tun. Obwohl ihr gewaltiger Schnabel zu vielem taugt, ist er nicht besonders resistent und nicht geschaffen für eine solche Arbeit. Diese Abhängigkeit von natürlichen Baumhöhlen, oder solchen, die von anderen Tieren hergerichtet wurden, ist ein Problem innerhalb von kleinen und gepflegten Waldfragmenten. “Die wichtige Funktion von Baumlöchern als Nistplätze wird von den Menschen missverstanden, und viele abgestorbene Bäume werden entfernt, so als ob sie in der Natur überflüssig geworden wären“, mahnt Herculano Alvarenga. Sônia Roda stimmt mit dem paulistanischen Ornithologen überein, und hält die zur Verfügung-Stellung von Baumhöhlen und –löchern für einen bestimmenden Faktor für das Überleben der Araçaris – und vieler weiterer Vögel und Säugetiere des Atlantischen Regenwaldes, die zum Schlafen und ihre Jungen grosszuziehen genauso von diesem Detail abhängig sind.
Die Araçari-Weibchen legen 2 bis 4 Eier ins Nest, und die Inkubationszeit ist relativ kurz – zwischen 15 und 18 Tagen. Das Paar wechselt sich sowohl bei der Futtersuche als auch bei der Bebrütung ab. Sowohl Männchen wie Weibchen bringen dem mit Brüten beschäftigten Partner Futter mit. Die Jungvögel kriechen nackt und blind aus den Eiern, aber schon nach einem Monat sind sie raus aus dem Nest und hinterlassen einen Berg von ausgeschiedenen Samenkernen. Innerhalb von zehn weiteren Tagen können sie sich bereits selbst ernähren und übernehmen nun den “Beruf des Sämanns des Atlantischen Regenwaldes“. Vorausgesetzt, dass sich ihnen der Mensch nicht in den Weg stellt, um die Strategie einer Selbstrestaurierung der Natur zu stören . . .