Paraíba besitzt ein sehr reiches Erbe an Fels- und Höhlenzeichnungen innerhalb seines Territoriums. Insgesamt mehr als 100 archäologische Fundstätten, wo man Gravuren und Malereien gefunden hat, die vor undenkbarer Zeit von Bewohnern der entsprechenden Regionen auf Felswänden angebracht wurden. Leider droht diesem unkalkulierbaren historischen Schatz Gefahr – nicht nur durch natürlichen Verschleiss, durch Regen, Wind und Erosion – sondern vor allem durch die Ignoranz des Menschen.
Viele der Steine mit solchen Zeichnungen findet man schon zu Pflastersteinen zerkleinert in den alten Gassen der Orte, andere werden als Granitplatten und –Blöcke verarbeitet, von einheimischen Unternehmen exportiert, die keinerlei Respekt gegenüber der Geschichte ihres, Landes haben, noch irgendwelche Skrupel, solche Zeugen der Vergangenheit zu zerstören.
Nicht erst seit heute weiss man von den archäologischen Fundstätten in Paraíba. 1598 machte man, im Distrikt von „Araçagi“, im „Agreste Paraibano“, eine erste Entdeckung. 1926 wanderte „José de Azevedo Dantas“, aus Rio Grande do Norte, durch den Bundesstaat Paraíba auf der Suche nach den „Pedras Pintadas“ (bemalten Steinen) und registrierte in seinem Buch „História de uma Civilização Antiquíssima“ (Geschichte einer uralten Zivilisation) Malereien und Gravuren in den Distrikten „Campina Grande“ und „Picuí“. Jedoch erst gegen Ende der 70er Jahre erschien die erste akademische Arbeit über das Thema: Die Professorin und Wissenschaftlerin der Paraibanischen Universität, „Ruth Trindade de Almeida“ untersuchte zwei Jahre lang, vor Ort, solche Fundstätten und katalogisierte sie fein säuberlich. Wobei sie eine besondere Vorliebe zu jenen Fundstätten entwickelte, die unter dem Namen „Cariris Velhos“ bekannt geworden sind.
Die Arbeit der Professorin „Ruth“ wurde 1979 publiziert, unter dem Titel „A Arte Rupestre nos Cariris Velhos“ (die Kunst der Felszeichnungen in den Cariris Velhos), ein Werk, das heute obligatorischer Stoff für denjenigen ist, der etwas über die Materie erfahren möchte. Im Moment gibt es leider keinerlei Projekte mehr zum Studium jener ersten Bewohner des Territoriums und in der Zwischenzeit werden die Zeichnungen von Vandalen zerstört: indianische Begräbnisstätten werden durchwühlt, Werkzeuge, Keramikreste und Fossilien der Mega-Fauna werden ins Ausland verschoben.
Der allgemeine Zustand der archäologischen Fundstätten in Paraíba ist prekär. Nur wenige dieser Stätten sind noch vollkommen intakt, wegen den besonderen Schwierigkeiten ihrer Anfahrt. Der „Pedra do Touro“ (Stein des Stiers) an der Einfahrt zum Städtchen „Queimadas“, ein riesiger Granitquader mit solchen uralten Gravuren, wurde Opfer eines Steinbrech-Unternehmers, der 200 m weiter operiert und die alten Gravuren mit seinem Werbeslogan übermalt hat! Ein typisches Beispiel, wie persönliche Ignoranz, gepaart mit fehlendem Interesse der öffentlichen Hand, wertvolle historische Botschaften zerstören.
Nur in „Ingá“ sind die „Itaquaras“ vorläufig vor den Vandalen sicher. Leider aber ohne entsprechende Infrastruktur, um sie dem Tourismus zugänglich zu machen. Die Anfahrtsstrasse zum Park ist in miserablem Zustand, ebenso das „Museu de História Natural“ in demselben. Zu loben ist der persönliche Einsatz des Herrn „Renato“, eines städtischen Beamten, der sich aus purer Freude rührend um „seine Itacoatiaras“ kümmert.
„Kennen lernen um zu bewahren“ das ist die einzig richtige Formel! Hier muss der Staat endlich wachgerüttelt werden, denn – neben der Möglichkeit, die Geschichte der menschlichen Besetzung Amerikas zu studieren – können diese Fundstätten Besucher aus aller Welt hier herbringen und die wiederum eine strukturelle Aufwärtsentwicklung der Region verursachen, mit Arbeitsplätzen und Einkommen für die Not leidende Bevölkerung.