Das WWW im Urwald: Indios bekommen Internet

Schon bald kann man mit Indios im Amazonas E-Mails austauschen, Chatten oder sogar Videokonferenzen führen. Denn die brasilianische Urbevölkerung wird nun ans weltweite Internet angeschlossen. Dies vereinbarten Kommunikationsminister Hélio Costa und Umweltministerin Marina Silva am gestrigen Donnerstag in Brasília. In der ersten Phase sollen nun 150 Kommunen und Gemeinschaften in 13 Bundesstaaten mit einem Breitbandanschluss via Satellit versorgt werden.

Die Massnahmen erfolgen im Rahmen eines vom Kommunikationsministerium entwickelten Programms zur Grundversorgung der Bevölkerung mit dem Internet. So wurden in der Vergangenheit auch in zahlreichen Favelas der Metropolen des Landes spezielle „Internetpunkte“ eingerichtet, um der armen Bevölkerung einen kostenlosen Zugang zum Internet zu ermöglichen.

Innerhalb von zwei bis drei Jahren soll nun auch in den entlegensten Gebieten die Infrastruktur soweit ausgebaut sein, dass die Gemeinschaften über ein Gebäude mit entsprechender Stromversorgung, fünf Computern und einer Satellitenanlage verfügen. Minister Hélio Costa erklärte bei der Vorstellung des Projektes, dass dann erstmalig intensiv „kulturelle Identitäten ausgetauscht werden könnten“.

Nach Aussage von Costa werden dadurch zudem neue Kommunikationswege mit indigenen Gruppen, Quilombos (Kommunen ehemaliger Sklaven), Kastanienröster, Fischern und anderen abgelegenen sozialen Gruppen ermöglicht. „Diese Gemeinschaften sind die wahren Beschützer ihrer Umwelt“ so der Minister.

Für Benhi Piyanko, der in einer Indianergemeinschaft im Bundesstaat Acre lebt, sieht in dem Programm hauptsächlich einen Fortschritt in der Bekämpfung von illegalen Rodungen des Regenwaldes. „Das Internet hilft uns, schnell mit der Polizei kommunizieren zu können. Zudem können wir unsere Meinungen und Anregungen leichter übermitteln, sogar Nachrichten an den Präsidenten direkt schreiben“.

Doch nicht alle Anführer der indigenen Gruppen teilen Piyankos Auffassung. Ailton Krenak vom „Netzwerk der Waldbewohner“ unterstützt zwar wie viele andere das Programm, weist aber zugleich daraufhin, dass die moderne Technik zwangsläufig die Kultur von rund 200 nativen Völkern zerstört. Doch auch er weiss, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist. „Ich mag keine Computer, aber ich mag auch keine Flugzeuge. Nur was kann ich denn dagegen tun?“

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AutorIn: Dietmar Lang

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