Pharmakonzern verkauft in Deutschland verbotenes Medikament in Brasilien

Das umstrittene Schmerzmittel Buscopan Composto des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim soll, nach Informationen der ARD-Sendung Report Mainz, weiterhin in Entwicklungs- und Schwellenländern verkauft werden.

br-24-buscopan compostoIn den meisten europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, sowie in Japan, Australien, Brasilien und in den USA ist das Medikament wegen tödlicher Risiken verboten. In Brasilien ist es jedoch rezeptfrei erhältlich.

Pharmakritiker haben den Konzern dazu aufgerufen, die Produktion des Schmerzmittels aus Gründen der Arzneimittelsicherheit einzustellen. Schätzungen des Pharma-Experten Professor Peter Schönhöfer zu folge kam es allein in Deutschland zu mehr als 1000 Todesfällen, die auf den Wirkstoff Metamizol zurückzuführen sei. Dieser Wirkstoff ist in verschiedenen Kombinationspräparaten, wie Buscopan Composto enthalten. Durch die Kombination der Substanzen werde Metamizol auch bei vielen leichteren Indikationen und damit viel zu häufig eingenommen.

“Dieser Vielfach-Gebrauch ist zu gefährlich; deshalb muss das Medikament vom Markt“, fordert Professor Peter Schönhöfer. Der Mediziner leitete seinerzeit im Bundesgesundheitsamt die Abteilung Arzneimittelverkehr und war massgeblich am Verbot von Buscopan Compositum in Deutschland beteiligt.

Das Bundesgesundheitsamt stufte Mittel, wie Buscopan Composto, schon 1987 als “medizinisch nicht vertretbar“ ein und nahm sie 1990 endgültig vom Markt. Boehringer Ingelheim schreibt dagegen an die Redaktion der Sendung Report Mainz: “Das positive Nutzen-Risiko-Profil von Buscopan Composto spricht gegen eine Marktrücknahme.“ Diese sei von zwei “grossen unabhängigen epidemologischen Studien aus den Jahren 2005 und 2008“ bestätigt worden, so der Konzern.

“Zudem hat eine Arbeitsgruppe von Weltgesundheitsorganisation und Unesco festgestellt, dass die Behandlung mit Metamizol insgesamt ein geringeres Risiko lebensbedrohlicher Nebenwirkungen wie etwa einen allergischen Schock oder Blutungen aufweist als Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin, d. Red.) oder andere gebräuchliche Schmerzmittel.“

Fabian Biastoch für BrasilienPortal
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AutorIn: Fabian Biastoch

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