Über Erziehung lässt sich streiten, nicht aber über Ohrfeigen. Die sollen in Brasilien künftig verboten sein. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag dazu hat der Ausschuß des brasilianischen Abgeordnetenhauses bereits verabschiedet. Jetzt soll er im Senat beraten werden.
Über eine Änderung des Kinder- und Jugendschutzgesetzes wurde schon seit längerem kontrovers diskutiert. Kritiker sprachen von einer Einmischung des Staates in die Erziehung. Befürworter wiesen indes daraufhin, dass es sich keineswegs um eine Einmischung oder ein “Ohrfeigengesetz” handle. Vielmehr werde über Kinder diskutiert, die mit Verbrennungen und schweren Schlägen von ihren Erziehungsberechtigten misshandelt würden. Neuen Brennstoff erhielt die Diskussion durch einen Fall, bei dem unlängst eine Stiefmutter und der eigene Vater den elfjährigen Sohn umgebracht haben sollen.
Mit dem neuen Gesetzesvorschlag sollen nun die Rechte der Buben und Mädchen gestärkt werden. Er räumt den Kindern vor allem das Recht auf eine Erziehung und Betreuung ohne physische Bestrafung, sprich ohne Ohrfeigen und Schläge ein. Auch erniedrigende oder unmenschliche und grausame Behandlungen sind danach ausdrücklich verboten.
In der Begründung zu dem Gesetzestext heißt es, dass zwar mit dem Gewaltverbot eine Veränderung der Erziehungsmethoden längst noch nicht garantiert sei. Andererseits sei es wichtig, das Recht der Kinder auf einen Schutz durch Gesetze ins Bewusstsein zu rücken. Die Politiker erhoffen sich davon, dass die Eltern umdenken und animiert werden, auf gewalttätige und erniedrigende Bestrafungsformen zu verzichten.
Das Gesetz setzt dabei nicht nur auf eine Bestrafung. Kommt es zu einer Anzeige von Erziehungsberechtigten, die ihr Kind schlecht oder unwürdig behandeln, werden die Eltern dazu verpflichtet, am “Programm zum Schutz der Familie” teilzunehmen. Das Programm sieht unter anderem Erziehungskurse sowie eine psychologische Behandlung vor. Den betroffenen Kindern wiederum steht ebenso eine spezialisierte Behandlung zu.