Seit Anfang der Woche protestieren etwa 500 Indios von über 100 verschiedenen Ethnien vor dem brasilianischen Kongress. Sie demonstrieren, um auf die zunehmenden Konflikte mit Landwirten und anderen Bevölkerungsgruppen aufmerksam zu machen und klagen dabei die ihnen per Grundgesetz zustehenden Landrechte ein.
Die Fronten scheinen sich allerdings zu verhärten. Nach einer Anhörung im Justizministerium hatten am Donnerstag einige Vertreter der Indiogruppen das Ministerium weinend verlassen, andere bemalten die brasilianische Flagge mit rotem Farbstoff und sprachen von „Krieg“. Bei den Gesprächen mit Justizminister José Eduardo Cardozo soll dieser auf Dialoge zwischen Großgrundbesitzern und den Ureinwohnern bestanden haben. Von den Indios wird hingegen argumentiert, dass die „Fazendeiros“ bei den Gesprächen bevorteilt würden.
Von der brasilianischen Bevölkerung wenig beachtet ist zudem der Versuch, das Gesetz zur Ausweisung von Indioland zu ändern. Danach soll künftig die staatliche Stiftung für Indiofragen (Funai) nicht mehr grundlegend an der Ausweisung beteiligt sein. Vielmehr sollen die Parlamentsabgeordneten und Senatoren darüber abstimmen. Gegner halten dem Änderungsentwurf entgegen, dass Großgrundbesitzer und Landwirtschaftslobby in den Abgeordnetenhäusern einen starken Einfluss haben und somit die Landrechte der Indios beschnitten werden könnten.
Dass die Landkonflikte und die Missachtung der Rechte der indigenen Völker in den vergangenen Jahren zugenommen haben, wird auch von verschiedenen Nichtregierungsorganisationen konstatiert, wie beispielsweise der norwegischen Regenwaldstiftung „Regnskogfondet“. Auch der missionarische Indiorat der katholischen Kirche (Cimi) verweist auf die zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen. Er kritisiert darüber hinaus, dass es unter der Regierung von Dilma Rousseff bisher lediglich zur Ausweisung von sieben Indiogebieten gekommen sei, während sich noch weitere 293 in der Analyse befänden.
Beklagt wird von vielen Indios, dass sie teilweise einem extrem offener Rassismus ausgesetzt seien. Bereits Anzeige erstattet haben sie gegen zwei Abgeordnete. Diese hätten in einem im Internet veröffentlichten Video sowohl Indios, Quilombolas und Homosexuelle mit der Aussage „alles, was in Brasilien nichts taugt“ beschimpft.