Volksmusik, Geschichte und Kultur, drei Elemente vereint vom “Festival Vale do Café“ in seiner 12. Veranstaltung, diesmal mit einer Ehrung des Sängers und Komponisten Dorival Caymmi und des Maestro César Guerra-Peixe im Mittelpunkt – beide wären in diesem Jahr 2014 einhundert Jahre alt geworden. Der Event wird kulturelle Veranstaltungen in fünfzehn Orten des Bundesstaates inspirieren. Er beginnt an diesem Montag (07.07.) mit einem Rezital im Plenarsaal der “Câmara Municipal” von Vassouras, einer Kleinstadt im Süden des Bundesstaates Rio de Janeiro. Der grösste Teil des Kulturprogramms ist für Besucher kostenlos.
Die erste Woche des Festivals wird Musik-Kursen gewidmet sein, geleitet von dem Gitarristen Turíbio Santos. Wie der Direktor des Events erklärt, beabsichtigt man mit den kostenlosen Unterrichtsstunden 400 Schüler aus den verschiedensten Landesteilen, in die Musik einzuführen – die Mehrheit besteht aus Mitgliedern sozialer Einrichtungen. Von diesem Gesamt bekommen 200 Schüler dann ein Stipendium.
“Wir bemühen uns, dass dieser Teil unserer Musik-Kurse sowohl mit der Landes- als auch der Staatspolitik übereinstimmt, mittels der Musik den Bürgern unseres Landes Kultur zu vermitteln“, hob die Leitung hervor und fuhr fort, dass das Aufeinandertreffen der Schulferien mit den Veranstaltungen der WM, die bis 13. Juli andauern, zu einer Vorverlegung der Kurse geführt haben.
Die grösste Attraktion dieses Festivals ist die Sängerin Fafá de Belém, die mit dem Symphonie-Orchester von Barra Mansa auftreten wird – in den Munizipien von Barra Mansa, Piraí und Resende. Ausser den Kompositionen ihres Repertoires wird die Sängerin Lieder von Dorival Caymmi präsentieren. “Sie verbindet den nordöstlichen mit dem nördlichen Teil von Dorival, und anstatt nur seine Kompositionen der “Músicas Praieiras“ (Lieder von Strand und Meer) zu singen, wird sie auch “Peguei um Ita no Norte“ präsentieren, und uns an einen bedeutsamen Moment unserer Geschichte erinnern, der die Bewegung “Diretas Já“, vor dreissig Jahren, betrifft“.
Zum besseren Verständnis: “Diretas Já” (Direkte sofort) war der Schlachtruf einer Protestbewegung des brasilianischen Volkes zwischen 1983-1984 – gefordert wurden “Direkte Wahlen“ des Volkes zur Beendigung der Militärregierung und zum Übergang in eine Demokratie – was schliesslich auch erreicht wurde. Die Sängerin Fafá de Belém war eine bekannte Aktivistin innerhalb dieser Volkserhebung.)
Die Festival-Initiatoren erwarten, dass sich zwischen 70.000 und 80.000 Besucher in diesem Jahr einfinden werden, die den Tourismus in dieser Region ankurbeln. Die Gratis-Events auf öffentlichen Plätzen und in den zwölf historischen Kaffee-Fazendas, die zur touristischen Besuchsroute gehören, beginnen am 14. Juli. Die Teilnehmer können dann diese kolonialen Fazendas aus der Hochzeit der Kaffeeproduktion des Staates besuchen und auch einen Ausschnitt aus der traditionellen Kultur der Region aus jener Zeit kennenlernen, wie zum Beispiel die Tänze “Jongo“ und “Maculelê“.
Im vergangenen Jahr passierte es, dass die Präfekturen anderer Städte, inspiriert vom Festival, sich mit parallelen Programmen beteiligten. “Man erweckt das Interesse im Publikum und öffnet eine Tür zur lokalen Kultur“, sagte die Leitung, die ergänzend die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen durch das Festival hervorhob.
Die Organisatoren des Festivals kalkulieren, dass im vergangenen Jahr die Durchschnittsausgaben bei diesem Event bei R$ 500 (170 Euro) pro Person lagen. “Wir bringen Einkommen in diese Region und beobachten, dass die Städtchen sich ausrüsten – sie geben Kurse, bilden Leute aus, reformieren ihre Hotels“, beschreibt der Direktor, für den das Festival wie ein Tor zur Mobilisierung seiner Region funktioniert, Touristen auch in anderen Monaten des Jahres gebührend empfangen zu können.
Insgesamt hat die Administration des “Festival Vale do Café“, ab 2003 bis zum Jahr 2013, 661 Präsentationen mit 7.374 Künstlern und 141 Konzerte in Jahrhunderte alten Fazendas der Region registriert. Innerhalb dieser Zeit wurden 3.295 Schüler in den kostenlosen Musikkursen unterrichtet, geleitet von 197 Lehrern. Die Gesamtzahl des Publikums erreichte, in elf Veranstaltungen, 838.000 Besucher.
Das “Festival Vale do Café” dauert bis 27. Juli und wird mit Unterstützung des Kulturministeriums durchgeführt – zusätzlich beteiligen sich private Unternehmen als Sponsoren. Das Gesetz “Lei Rouanet de Incentivo à Cultura“ und das “Lei de Incentivo à Cultura” des Bundesstaates Rio de Janeiro begünstigen Unternehmen und Privatpersonen, die in Kultur-Projekte investieren, mit einem parziellen Steuererlass.