Das Leben in Brasilien wird besser. Nach dem neuesten Entwicklungsindex des UN-Entwicklungsprogrammes steht das südamerikanische Land nunmehr auf Platz 79 von 187 untersuchten Ländern. Allerdings gibt es noch viel zu tun. Vor allem im Bereich der Bildung hinkt Brasilien im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern hinterher.
Bewertet werden beim Human Development Index (HDI) das Durchschnitts-Einkommen, die Lebenserwartung und der Bildungsbereich. Im Jahr 2012 erhielt Brasilien dabei einen Entwicklungsindex von 0,742 Punkte. 2013 erreichte es 0,744 Punkte und gelangte damit vom 80. auf den 79. Platz des Länderrankings. Das erscheint wenig. Allerdings hat sich der HDI des Landes seit 1980, der damals bei 0,545 lag, stetig verbessert. Dies fand auch die Anerkennung des Repräsentanten des UN-Entwicklungsprogrammes, des Argentiniers Jorge Chediek. Weltweit sei Brasilien eins der Länder, in denen sich in den vergangenen 30 Jahren die Lebensqualität am meisten verbessert habe, so Chediek.
Er verwies dabei allerdings auch auf die große Schere zwischen Arm und Reich, die er als historisches Problem bezeichnete, das eine noch deutlichere Verbesserung im Ranking erschwere. Würde die soziale Ungleichheit in die Berechnung des HDI mit einfließen, würde Brasilien beim Ranking 16 Plätze verlieren. Beim Einkommen beträgt der Unterschied zwischen Arm und Reich dabei im Durchschnitt 39,7 Prozent, bei der Bildung 24,7 Prozent und der Lebenserwartung 14,5 Prozent.
Dass sich Brasilien trotz der internationalen Krise behaupten konnte, führt Chediek unter anderem auf die Erhöhung des Mindestlohnes und die Sozialprogramme wie die „Bolsa Família“ zurück, mit dem die ärmeren Familien mit Schulkindern eine, finanzielle Hilfe erhalten und so die Kaufkraft der unteren Schichten gestärkt wurde. Von der UNO gab es für diese Anstrengungen zur sozialen Eingliederung der Ärmeren ein Lob.
Das gab es ebenso für das antizyklische Verhalten bei der internationalen Finanzkrise. Chediek ging sogar soweit, die Strategie Brasiliens, in Zeiten der Krise die staatlichen Ausgaben zu erhöhen, anderen Ländern zu empfehlen. Die sogenannten entwickelten Länder hätten indes durch Sparmaßnahmen die Situation verschärft und die Arbeitslosigkeit erhöht.
Eine Form, den Fortschritt eines Landes zu messen ist es, die Kaufkraft der ärmeren Schichten zu analysieren, wie Chediek ausführte. Auch dabei kann Brasilien Erfolge vorweisen. Es habe das Konsumniveau der 40 Prozent der ärmsten Bevölkerungsschichten stärker erhöht, als das der Gesamtbevölkerung. Beim Vergleich der Durchschnittseinkommen liegt Brasilien mit 14.275 Dollar hinter dem Nachbarn Argentinien (17.296 Dollar). Bei den BRICS-Ländern steht es indes vor Indien, China und Südafrika an zweiter Stelle.
Auch wenn Brasilien im Gegensatz zu vielen anderen Ländern eine Verbesserung des HDI erreicht hat, gibt es dennoch einiges zu tun, unter anderem im Bereich der Schulbildung. Wie schon 2010 gingen auch 2013 die brasilianischen Buben und Mädchen durchschnittlich 7,2 Jahre lang in die Schule. Damit liegt Brasilien unter dem Durchschnitt Lateinamerikas, der mit 7,9 Jahren angegeben wird.
Leicht erhöht hat sich die Lebenserwartung, die 2012 bei 73,7 Jahren und 2013 bei 73,9 Jahren lag. Der Durchschnitt Lateinamerikas liegt allerdings bei 74,9 Jahren.
Auch wenn Brasilien nach dem Bericht der Vereinten Nationen Verbesserungen erreicht hat, stieß das Ergebnis des HDI dennoch auf Kritik. Sozialministerin Tereza Campello erklärte, dass von der UN veraltete Zahlen verwendet worden seien, die sich auf die Jahre 2009, 2010 und 2012 bezogen hätten. Wären neuere Daten in die Berechnung eingeflossen, würde der HDI Brasiliens bei 0,764 Punkten liegen, so die Ministerin. Sie gab dabei die Lebenserwartung der Brasilianer mit 74,8 Jahren an und die durchschnittliche Schulbesuchszeit mit 7,6 Jahren.