Eine der größten Kirchen der Welt ist dieser Tage in der brasilianischen Megametropole São Paulo eingeweiht worden. Erbaut wurde der Tempel Salomons von der neuchristlichen Kirche „Igreja Universal de Reino de Deus“. Allerdings untersucht das Staatsministerium bereits, ob im Bezug auf den genehmigten Bauantrag des gigantischen Tempels nicht ein Betrug vorliegt.
Es ist ein beeindruckendes Gebäude, das gegenüber der über 100 Jahre alten, katholischen Paróquia São João Batista im Stadtteil Brás errichtet wurde. Der Tempel Salomons hat eine Grundfläche von über 13.000 Quadratmetern, eine Nutzfläche von 100.000 Quadratmetern und ist mit seinen 55 Metern so hoch wie ein 18-stöckiges Haus. Er bietet 10.000 Gläubigen einen Sitzplatz. Die waren bei der Eröffnungszeremonie alle von VIPs besetzt, Politikern, Richtern, Anwälten, Schauspielern und anderen geladenen Gästen, unter ihnen auch Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff.
Die Eröffnungsfeier hat allerdings nur mit einer vorläufigen Betriebsgenehmigung stattgefunden, da die endgültige Erlaubnis noch aussteht. Zudem ermittelt das Staatsministerium über den Vorgang zur Genehmigung des Baus. Beantragt worden war lediglich eine Renovierung. Mit 10.000 Sitz- und 1.200 Parkplätzen wäre jedoch ein Bauantrag notwendig. Geleistet werden müssten damit ebenso Ausgleichszahlungen für soziale Belange und Umweltbelange von fünf Prozent der Bausumme. Die schlug umgerechnet mit stolzen 226 Millionen Euro zu Buche.
Das Gotteshaus wurde dem biblischen Tempel Salomons nachempfunden, jedoch ebenso mit 60 Apartments für Pfarrer und Gäste ausgestattet sowie mit Bibelschulen für 1.300 Kinder. Für den Tempel wurden zudem 40.000 Quadratmeter Naturstein im Wert von zehn Millionen Euro aus Hebron eingeführt. Im Eingangsbereich wurde eine Beleuchtung für sieben Millionen Euro installiert, mit welcher der Sonnenuntergang Jerusalems nachempfunden werden soll. Um den Gläubigen die Abgabe des Zehnten zu erleichtern, gibt es ein Fließband, mit dem das Geld direkt in den Kirchensafe gebracht wird.
Restaurant- und Café-Besitzer in der Umgebung des Gotteshauses sind begeistert von der Nähe des Luxustempels. Sie erhoffen sich, dass er nicht nur Gläubige, sondern auch Touristen und somit Kunden anziehen wird. Der Inhaber und selbsternannte Bischof, Edir Macedo, die Schar seiner Anhänger zu erhöhen. Er hat 1977 die neocharismatische Kirche der Pfingstbewegung „Universale Kirche vom Reich Gottes“ gegründet und zählt mittlerweile zu den reichsten Unternehmern Brasiliens.