Hoch hinaus wollen Deutschland und Brasilien mit einem gemeinsamen Projekt. Beide Länder haben am Freitag (15.) mitten im Amazonas-Regenwald den Grundstein für einen 325 Meter hohen Forschungsturm gelegt. Erforscht werden sollen mit seiner Hilfe Faktoren und Auswirkungen der Klimaveränderungen. Beteiligt sind an dem Projekt unter anderem das Max Planck Institut, das brasilianische Forschungsinstitut Amazoniens (Inpa) und die Universität Amazonas.
Etwa 150 Kilometer nordöstlich von Manaus liegt das noch weitgehend unberührte Naturschutzreservat von Uatumã, das nach eingehenden Studien für das Projekt „Atto“ (Amazon Tall Tower Observatory) ausgewählt wurde. Kleinere Messtürme gibt es bereits im Amazonas-Regenwald, der hohe Atto ist jedoch der erste dieser Art in Südamerika. Seine Stahlkonstruktion soll mit seinen 325 Metern höher als der Eiffelturm werden. Neben ihm sollen weitere vier 80 Meter hohe Türme aufgestellt werden.
Messen wollen die Forscher dort Interaktionen des riesigen Regenwaldes mit der Atmosphäre, um so mehr Erkenntnisse über die Auswirkungen der globalen Klimaveränderung auf das sensible Waldsystem zu erlangen. Der Amazonasregenwald spielt wiederum ebenso eine wichtige Rolle für die Stabilität des Klimas. Der Austausch von Gasen, chemische Reaktionen, Aerosolbildung, Prozesse bei der Bildung von Wolken und der Transport von Luftmassen sind deshalb weitere Forschungsschwerpunkte.
Geplant ist, dass der Turm bereits im November aufgestellt ist und dann die verschiedenen Messgeräte die nächsten 20 bis 30 Jahre rund um die Uhr Daten über diverse Treibhausgase, Aerosole sowie verschiedene Wetterdaten liefern werden. Prof. Dr. Jürgen Kesselmeier, ATTO-Projektleiter vom Max-Planck-Institut, spricht von einer einzigartigen Anlage und davon, dass der Standort von höchstem wissenschaftlichen Interesse ist. Dies auch, da im Norden Brasilien bekanntermaßen der größte zusammenhängende Regenwald der Erde anzutreffen ist.
Die Kosten für das Projekt für die ersten fünf Betriebsjahre werden mit 8,4 Millionen Euro veranschlagt, die von beiden Ländern getragen werden. Die Errichtung des Turmes schlägt dabei mit 2,5 Millionen Euro zu Buche.