Mit einer umstrittenen Straße durch ein Naturschutzgebiet will die Landesregierung von São Paulo nach eigenen Worten zur Umwelterziehung beitragen. Das sich bereits in der Realisierung befindliche Verkehrsprojekte führt durch den Atlantischen Regenwald, einem der artenreichsten Wälder der Welt. Das Projekt in dem massiv bedrohten Biom umfasst ebenso die Errichtung von Kiosken, den Bau von Aussichtstürmen und Beobachtungseinrichtungen sowie einem Zentrum, in welchem dem Ökotourismus gefördert werden soll.
Schon im April 2015 soll das emotional diskutierte Projekt eingeweiht werden. Etwa 50 Prozent der 33 Kilometer langen Straße, die das Naturschutzgebiet Carlos Botelho durchqueren, sind bereits fertiggestellt. Die Straße zerschneidet damit brutal den 1998 von der Unesco zum Kulturerbe erklärten Regenwald, der in dieser Region bislang faktisch unberührt war. In dem 36.700 Hektar umfassenden Park leben vom Aussterben bedrohte Tiere wie der gefleckte Jaguar oder den Brüllaffe „bugio ruivo“. Aber auch der Lebensraum der Muriqui-Affen, die ausschließlich im Atlantischen Regenwald Brasiliens beheimatet sind, wird dadurch massiv bedroht.
Dass die Straße gebaut werden konnte, ist einem eigens für diesen Zweck erlassenen Dekret zu verdanken. Allerdings mussten einige Umweltauflagen eingehalten werden. Unter anderem heißt es in der Vorlage, dass die Tiere Vorrang haben sollen. Die maximal zugelassene Geschwindigkeit wurde deshalb auf 40 km/h beschränkt, wobei deren Einhaltung via Radargeräte kontrolliert werden soll. Vorgesehen sind zudem Unterführungen, die den Tieren zum queren der Straße dienen sollen. Ein Frachtverkehr ist verboten. Darüber hinaus soll die Straße zur Sicherheit der Besucher und zur Kontrolle des Verkehrs mit Toren versehen werden.
Die Kosten für das Projekt werden mit umgerechnet etwa 17,5 Millionen Euro angegeben. Es soll vorrangig dazu dienen, den Besuchern und der Bevölkerung die Einzigartigkeit des Atlantischen Regenwaldes näher zu bringen. Darüber hinaus hoffen die Landesväter nach eigenen Angaben, damit den nachhaltigen Ökotourismus anzukurbeln.