Immer mehr Favelabewohner gehören zu höheren Schichten

Die brasilianischen Favelas sind besser als ihr Ruf, wie aus einer nun vorgelegten Studie hervorgeht. Danach gehören sieben Prozent der Bewohner zu den besser gestellten Gesellschaftsschichten, die monatlich umgerechnet mehr als 1.600 Euro verdienen. Darüber hinaus haben sich die Lebensbedingungen in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Vorgestellt wurde die Studie in São Paulo beim Forum Nova Favela Brasileira.

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Etwa 12,3 Millionen Menschen leben in Brasilien in Favelas, das sind mehr als ganz Griechenland Einwohner hat. Durch die Erhöhung der Mindestlöhne und Schaffung von Arbeitsplätzen mit rechtlich abgesicherten Verträgen hat sich ihre Situation erheblich verbesessert, was sich auch auf die Wirtschaft positiv auswirkt. So bewegen allein die Bewohner der Favelas jährlich umgerechnet etwa 22,8 Milliarden Euro.

Nach der vom Institut Data Favela durchgeführten jüngsten Studie haben viele Favela Bewohner nicht nur den Sprung aus der extremen Armut geschafft, sondern ebenso den Aufstieg in besser gestellte Gesellschaftsschichten. Während im Jahr 2013 lediglich drei Prozent der Bewohner der sogenannten comunidades monatlich mehr als 1.600 Euro verdienten, sind es mittlerweile sieben Prozent. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt von 22 Prozent ist dies zwar immer noch ein geringer Prozentsatz, doch zeigen sich die Forscher zuversichtlich.

Die enorme Steigerung der Zahl der Besserverdienenden führen sie auf den Unternehmensgeist der Bewohner zurück und die Gründung von eigenen Geschäften und Firmen. Laut Studie beabsichtigen vier von zehn der Befragten ihr eigenes Unternehmen zu gründen, wobei 63 Prozent von ihnen ihr Geschäft ihrer Favela eröffnen wollen. Dass dem so ist wird auf mehrere Gründe zurück geführt. Unter anderem heißt es, dass in der comunidade der Zusammenhalt und die Solidarität noch sehr ausgeprägt seien. Angeführt werden aber auch Vorurteile der Bewohner anderer Stadtviertel gegenüber den Favelabewohnern, weshalb viele einen Verbleib in der Favela vorziehen würden.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Klaus D. Günther

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